Europäische Wurzeln in der Heimat entdecken: Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 fand am 1. Juni die zentrale Ausstellungseröffnung des grenzübergreifenden Landkreis-Projekts "Vielfalt in der Einheit - Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ statt. 200 Gäste, darunter zahlreiche politische Vertreter und Partner aus den vier Projektländern, fanden sich in Kloster Ebrach bei Bamberg ein. Parallel lockte eine Fachtagung internationale Wissenschaftler in den Steigerwald. Das Projekt zeigt das Wirken des Zisterzienserordens in sechs Ausstellungen an den Klosterstätten in Deutschland, Österreich, Frankreich und Tschechien. Ein Begleitprogramm mit Wanderungen, Radtouren und Führungen vermittelt die Besonderheiten und Gemeinsamkeiten der Landschaften.
„Das Europäische Kulturerbejahr 2018 ist ein Jahr des Aufspürens unserer europäischen Wurzeln und Werte. Zisterziensische Klosterlandschaften sind ein solches Erbe, das uns europaweit kulturell verbindet“, betonte Uwe Koch, Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz und nationaler Koordinator des Themenjahres, anlässlich der Eröffnung der Fachtagung und Ausstellung. Mit der Eröffnung der ersten von sechs Ausstellungen hatte das Projekt in Ebrach seinen ersten großen öffentlichen Auftritt. Das grenzübergreifende Projekt verbindet ausgehend von Ebrach im Steigerwald weitere fünf Klosterlandschaften miteinander: die Abtei Waldsassen in der Oberpfalz, die ehemalige Abtei von Morimond in Frankreich, die Stifte Rein und Zwettl in Österreich sowie Kloster Plasy in Tschechien. Gut 300.000 Euro Fördermittel stehen dem Landkreis Bamberg für das im Oktober 2017 gestartete Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ zur Verfügung.
„Wir sind stolz darauf, dass wir als Landkreis mit diesem bayernweit größten Projekt zum Kulturerbejahr auf die besondere Qualität und europaweite Bedeutung der zisterziensischen Klosterlandschaften aufmerksam machen können“, stellte der Bamberger Landrat Johann Kalb heraus, der zusammen mit den Projektpartnern ein transnationales Europäisches Kulturerbesiegel für die Klosterlandschaften anstrebt. Das internationale Interesse an der parallelen dreitägigen Fachtagung mit 90 Wissenschaftlern, kommunalen Vertretern und engagierten Bürgern bestätigte den Landkreis bei diesem Vorhaben. „Dieses Projekt ist der Startschuss auf dem Weg zum Europäischen Kulturerbesiegel, und damit eine Etappe zu unserem gemeinsamen Traumziel, dem Weltkulturerbetitel“, unterstrich Landrat Kalb und dankte den Steigerwaldlandkreisen und dem Landkreis Tirschenreuth für die hervorragende Zusammenarbeit.
Ausgehend von Kloster Ebrach im Steigerwald, das im Jahr 1127 die früheste und bedeutendste Gründung des Zisterzienserordens östlich des Rheins war, zeigt die Ausstellung, welche Fußabdrücke die Zisterzienser europaweit hinterlassen haben. Auf 20 Tafeln veranschaulichen Abbildungen von historischen Karten und Quellen sowie Landschaftsaufnahmen die Zusammenhänge zwischen den Klosterlandschaften. Zu entdecken sind europaweit vergleichbare Landschaftsprägungen wie alte Weinberge, Wasserkanäle, Mühlen und Teiche, Wälder, Wallfahrtswege rund um die Klöster, ihre Amtsschlösser und Gärten. Kulturlandschaftskarten geben einen Eindruck von der Strahlkraft der Klöster: Das, was die Mönche im Mittelalter schufen, hat sich für Jahrhunderte in die Landschaft geprägt, hat Krisen überdauert und Überformungen erlebt – und lässt sich bei genauem Hinsehen heute noch aufspüren. Dieses „Sehenlernen“ und „Lesen der Landschaft“ will das Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ mit einem breit aufgestellten Vermittlungsprogramm für alle Generationen erfahrbar machen. Ausführliche Erläuterungen in den drei Projektsprachen Deutsch, Tschechisch, Französisch sollen das Thema für alle verständlich machen.
Ergänzend zu den Ausstellungen bietet das Projektjahr Wanderungen, Radtouren und Führungen, die einem Begleitflyer zu zum Download auf der Website www.cisterscapes.eu verfügbar sind. Mehrsprachige Programminformationen auch GPS-Wanderwege sollen folgen. Darüber hinaus möchte das Projekt für das kommende Schuljahr Unterrichtsmaterialien zum Kulturerbe „Klosterlandschaft“ entwickeln. Die Ausstellung wird parallel an den Klosterstandorten Waldsassen, Plasy, Rein, Zwettl und für Morimond in den Departement-Archiven in Choignes zu sehen sein. Danach wandern die Ausstellungen jeweils durch ihre Regionen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Wissenschaftliche Unterstützung für das Projekt kommt über das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Das Bamberger Projekt zum Kulturerbejahr ist ein Förderprojekt des Bundes, des Landes und der EU. Es erhielt 132.500 Euro aus dem „Sharing Heritage“-Programm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), 120.360 Euro LEADER-Förderung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von der Europäische im Lokalen hinweisen. Projektbeteiligt sind daher auch die für LEADER-Förderungen maßgeblichen „Lokalen Aktionsgruppen“ in den verschiedenen bayerischen Landkreisen. Finanziell beteiligt haben sich die Landkreise Haßberge, Kitzingen, Neustadt an der Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth mit insgesamt 15.000 Euro, der Landkreis Bamberg selbst mit 12.000 Euro. Eine zusätzliche Maßnahmenförderung fließt mit 50.000 Euro vom Bayerischen Wissenschaftsministerium.
Das Europäische Kulturerbejahr ist ein Themenjahr der Europäischen Kommission unter dem Motto „Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft“ (Sharing Heritage). Dieses Kulturerbejahr ist das erste seit 1975. In Deutschland koordiniert die Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK) die Durchführung. Der Landkreis Bamberg ist mit „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa eines von 40 geförderten und über 200 Projekten bundesweit. Ziel des Projekts ist es Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Klosterlandschaften zu entwickeln, vor allem in Hinblick auf Bewusstseinsbildung, Vermittlung und Bewahrung.
Fotocredits:
Ausstellungseröffnung, Foto © Andreas Eckert