Bach, English Suites 1, 3 & 5
Piotr Anderszewski (Warner Classics)
veröffentlicht am 26.11.2014 | Lesezeit: ca. 2 Min.
Der so eigensinnige wie stupend begabte Piotr Anderszewski wird am Nikolaustag seinen Klavierabend beim Musikverein Bamberg mit Johann Sebastian Bachs Englischer Suite Nr. 3 g-moll eröffnen. Wer das Konzert am 6. Dezember nicht besuchen kann, darf sich mit Anderszewskis soeben herausgekommener CD trösten, auf der neben der Bachwerkverzeichnisnummer 808 auch die Erste (in A-Dur) und die Fünfte Englische Suite in e-moll zu finden sind. Nach einem 14-monatigen Sabbatjahr ist der Pole mit seinem ersten neuen Album seit 2010 zurück. Und in Hochform. Bachs Tanzfolgen aus dessen Weimarer Zeit um 1715 haben, nebenbei, vom Titel abgesehen nichts mit den britischen Inseln zu tun. Vielmehr durchweht sie vom hochvirtuosen Prélude bis zur jeweils finalen munteren Gigue ein französischer Geist, stehen sie doch in der Tradition der „clavecinistes“, der Barock-Cembalisten um Rameau und die beiden Couperins. Diesen Elan, diesen Esprit zumal der schnellen Sätze, entlockt der bescheidene Pole (das – dennoch informative – Beiheft verliert kein einziges Wort über Anderszewskis Biographie, und schon gar nicht, wie etwa im Falle des Bratschisten Nils Mönkemeyer, über seine präferierte Modemarke) aufs Schönste den 88 Tasten, auch wenn er sie naturgemäß, man spielt ja Bach, gar nicht alle braucht. Und wenn er die Sarabanden mit einem fast hochromantischen Espressivo ausstattet, so hat auch das seinen, in Bachs Musik (und in des Polen Musikalität) begründeten, Sinn. Tiefgründig, sensibel und virtuos zugleich ist das. Man höre – und staune.