
Wenn sich im Februar 2020 das Bamberger Literaturfestival zum 5. Mal in Oberfranken einfindet, bedeutet das, dass sich Besucher auf ein erstklassiges Kulturevent freuen können. Im Rahmen der Veranstaltung verwandeln sich Bamberg und die Region Oberfranken in Spielorte für literarischen Austausch zwischen prominenten Autoren und interessierten Gästen. Veranstaltet wird das Literaturfestival von der Bamberger Literaturfestival UG, wobei sie im Programm durch Kinderlesungen in Gemeinden des Landkreises vom St. Michaelsbund Bamberg unterstützt wird. Das Bamberger Literaturfestival wird die Lesungen an unterschiedlichen Spielorten in und um Bamberg austragen. Zu den geladenen Gästen gehören renommierte Autoren, die im Rahmen von BamLit ihre neuesten Veröffentlichungen präsentieren.
Jonathan Kalmanovich, der vermutlich besser bekannt ist unter dem Namen Ben Salomo, ist einer der erfolgreichsten deutschen Rapper. Er wurde 1977 in Rechovot geboren und wohnt in Berlin. In seiner Musik thematisiert der Künstler seine israelische Herkunft und seine jüdische Identität. In seinem Buch »Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens« beschäftigt er sich mit der Entwicklung der heutigen Gesellschaft und beleuchtet dabei, wie kritisch und beängstigend die Richtungsänderung zu immer mehr Hass und Hetze gegen Minderheiten heutzutage immer noch ist. Sein Standpunkt ist klar: Salomo sucht nach Wegen zurück zu Menschlichkeit, zu einem gerechten Leben für alle, das Vorurteilen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz einräumt. Außerdem setzt er sich stark gegen Rassismus und Antisemitismus ein, wodurch er im Jahr 2018 das Robert-Goldmann-Stipendium verliehen bekam. Seine Lesung findet am 19. Februar 2020 um 20 Uhr im Zirkus Giovanni in Bamberg statt.
Ein weiterer Gast beim Bamberger Literaturfestival ist die Autorin Daniela Krien mit ihrem Werk »Die Liebe im Ernstfall«. Sie wird am 7. Februar um 20 Uhr im Ertl Zentrum in Hallstadt Zeilen aus ihrem Roman lesen. Er handelt von 5 Freundinnen, die sich kennenlernten, weil sich ihre Wege einst kreuzten. Als Kinder, die damals den Fall der Mauer und die Wende miterlebten, lernten sie, was Grenzen bedeuteten, aber auch wie kostbar Freiheit sein kann. Jedoch entpuppt sich die Freiheit für sie als Zwang, der sie dazu bringt sich entscheiden zu müssen. Krien erzählt eine Geschichte junger Frauen, die das Leben ausschöpfen, fallen und wieder aufstehen. Die studierte Kulturwissenschafts-, Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Daniela Krien wurde 1975 in Neu-Kaliß geboren und lebt seit 2010 als freie Autorin mit 2 Töchtern in Leipzig. Ihr neuester Roman, mit dem sie bei BamLit erscheint, wurde bereits in 12 Sprachen übersetzt.
Franz Müntefering ist in erster Linie als Politiker bekannt geworden, jedoch erscheint er 2020 in einer anderen Funktion beim Literaturfestival: In seiner Autobiographie »Unterwegs. Älterwerden in dieser Zeit«. Am 12. Februar um 20 Uhr bei Dr. Pfleger in Hallstadt erzählt Müntefering, was Altern für ihn bedeutet. Der Autor berichtet vom Leben als einer Reise, davon Verantwortung, für sich selbst und für andere zu übernehmen und über das Alter an sich. Dabei liegt seinen Worten eine gewisse Leichtigkeit bei, die jedoch melancholisch und geerdet zugleich erscheint. Müntefering thematisiert das alltägliche Leben, erzählt von Begegnungen, spricht über Gesundheit und den Tod, über das Gefühl von Solidarität, über Europa und das Privileg der Demokratie. Dabei ist sein Werk sehr zukunftsorientiert, da es die kommenden Generationen miteinbezieht und zu Tatendrang in Politik, Gesellschaft und für jeden Einzelnen anreizt.
Musik und Literatur verbindet die Veranstaltung »Grunewald im Orient« um Autor und Literaturwissenschaftler Thomas Sparr. Er lebte in den 80ern in Jerusalem, wo er am Leo Baeck Institut und an der Hebräischen Universität arbeitete. 10 Jahre später wurde er Leiter des Jüdischen Verlags, woran er seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Suhrkamp Verlags anschloss. Heute ist er als Editor-at-Large für den Verlag tätig. In seiner musikalischen Lesung inszeniert er ein künstlerisches Bild von Jerusalems Stadtteil Rechavia. In seinen Geschichten führt er Gershom Scholem, Else Lasker-Schüler, Paul Celan und Hannah Arendt zusammen und veranschaulicht den besonderen Stadtteil Jerusalems und die Gesellschaft, die dort deutsch-jüdische Traditionen lebt. Begleitet wird die Lesung von der Capella Antiqua Bambergensis und Solistin Jule Bauer. Mit mehr als 30 Instrumenten entführt das Ensemble Besucher auf eine Reise durch 800 Jahre Musikgeschichte Jerusalems und Europas. Das Event findet am 20. Februar um 20 Uhr in den Harmoniesälen in Bamberg statt.
In der Konzerthalle in Bamberg wird am 10. Februar ordentlich Spannung aufgebaut. Volker Klüpfel und Michael Kobr stellen ihren ersten Thriller »Draußen – Die Thriller Tour« vor, der gewiss unter die Haut geht. Die Geschichte erzählt von den Geschwistern Cayenne und Joshua, die ihr Leben lang im Wald verbringen, kein Zuhause haben und ständig auf der Flucht sind. Den Grund dafür kennen sie nicht, nur ihr Anführer Stephan weiß um die Hintergründe ihres abgeschotteten Lebens und die Gefahren, die lauern. Er hält die beiden abseits der Gesellschaft, manipuliert sie und unterbindet jeglichen Kontakt zu Fremden. Das Mädchen Cayenne träumt von einem Leben als normaler Teenager, was sie jedoch erst später herausfinden wird: Dass Stephan sie vorbereitet, gestriezt und manipuliert hat, wird sich bald als nützlich erweisen, als ihr ein Mann begegnet, der ihr das Leben nehmen will.
Sarah Kuttner wurde einst als Moderatorin auf VIVA und MTV bekannt. Außerdem moderierte sie eigene Formate auf ARD, ZDF und weiteren Sendern. Seit 2016 präsentiert sie die Veranstaltungsreihe »Kuttners schöne Nerdnacht« und seit 2017 ist sie in Zusammenarbeit mit Stefan Niggemeier die Stimme des Podcasts »Das kleine Fernsehballett« auf Deezer. Im Jahr 2020 zeigt sie sich jedoch in Oberfranken in ihrer Rolle als Autorin mit ihrem aktuellsten Roman »Kurt« im Bürgerhaus in Baunach. Ihr Buch erzählt die Geschichte von Jana und ihrem Freund Kurt. Sie sind gerade dabei ihre Zukunft zu planen, große Entscheidungen zu treffen und gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Was sich jedoch zu Beginn ihres neuen Lebensabschnitts als Hürde äußerte, scheint von nun an nur noch harmlos: Ihnen widerfährt ein schmerzlicher Verlust, Janas Sohn stirbt bei einem Sturz und die Erwachsenen bleiben zurück in endloser Trauer. Die Autorin inszeniert in ihrer Geschichte einer Familie und eben das, was sie zusammenhält, wenn ihr das Schlimmste passiert.
Für Witz und selbstironische Momente sorgt Mario Basler mit seiner Autobiographie »Eigentlich bin ich ein super Typ«. Er erzählt am 20. Februar im Kulturboden Hallstadt über sich selbst, über sein Leben und über seine Karriere und das, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen – so wie man ihn kennt eben, den Mario. Er, der nicht nur als Fußballer, sondern auch durch seinen wilden Lebensstil und seine Direktheit in öffentlichen Medien ins Rampenlicht rückte, galt damals als Freigeist unter seinesgleichen. Er erzielte im Sport etliche Erfolge, als Deutscher Meister, Pokalsieger, Europameister und als Torschützenkönig in der Bundesliga. Dabei blieb er sich selbst und seinem Gemüt stets treu, indem er das tat, wonach ihm war, was er wollte. Mit seiner Autobiographie bestätigt er, dass das was ihn ausmacht, seine Art, die frei von der Seele raus kommt, sein stetiger Begleiter war und auch für die Zukunft sein wird.
Um Sport und Persönlichkeit geht es gewissermaßen auch in Thomas Pletzingers Buch »The Great Nowitzki«, das er am 18. Februar im Kulturboden Hallstadt vorstellt. Es handelt von der Sportlegende Dirk Nowitzki, der nicht nur im Sport, genauer im Basketball zum Star wurde, sondern auch in internationaler Hinsicht. Pletzinger berichtet in seinem Werk im Detail über das Leben des großen Nowitzki und über seine Karriere. Dabei geht er ganz gewiss in die Tiefe, stellt persönliche Fragen, bezieht Nowitzkis Umfeld mit ein und integriert so unterschiedliche Blickwinkel in seine Darstellung. Das Porträt gilt als herausragende Reportage des Hochleistungssports und zeichnet sich vor allem durch seine feine Erzählart aus.
Darüber hinaus kann sich das Bamberger Literaturfestival sehr glücklich schätzen, eine Größe wie die in Istanbul geborene Autorin Necla Kelek in Oberfranken begrüßen zu dürfen. Mit ihrer Veröffentlichung »Die unheilige Familie – Wie die islamische Tradition Frauen und Kinder entrechtet« behandelt sie Themen der islamischen Gemeinschaft. Was dort vorherrschendes Prinzip ist, ist die Tatsache, dass Frauen und Kinder in den Zwang der Familie eingesogen werden. Die Soziologin beschäftigt sich mit Tabuthemen, besonders aber mit den Konsequenzen des Patriarchats für Frauen und Kinder. Die Seite der Männer bezieht sie gleichermaßen in ihre Überlegungen mit ein, indem sie schildert, welche Schwierigkeiten die vorherrschenden Gewaltstrukturen für beide Seiten mit sich bringen. Neben diesen Themen, befasst sie sich auch mit Problemen, die der Integration Steine in den Weg legen und gibt Anreize für die Zukunft, Ideen, die helfen können muslimische Frauen und Kinder rechtlich zu unterstützen.
Mit einer Hommage an den berühmten Minnesänger Walther von der Vogelweide und an Richard Löwenherz, nimmt die Autorin Tanja Kinkel am Bamberger Literaturfestival teil. Gemeinsam mit der Capella Antiqua Bambergensis präsentiert Kinkel am 8. Februar »Das Spiel der Nachtigall«. Ihre Geschichte handelt von einer Begegnung zwischen Walther von der Vogelweide und Richard Löwenherz, die sich für beide als Wendepunkt in ihren Leben entpuppen sollte. Das Ensemble untermalt die Erzählung mit mittelalterlichen Instrumenten und sorgt so für sinnliche Klänge und eine erstklassige Atmosphäre.
Tickets für das Bamberger Literaturfestival können unter bamberger-literaturfestival.de erworben werden.