
Karo hat die Rolle in einem Film ergattert, welcher auf Bali gedreht werden soll. Die junge Schauspielerin spekuliert auf Sonne, Strand und Erholung und findet sich im Smog und Verkehrschaos, umgeben von einer völlig fremden Mentalität wieder. Die Insel des ewigen Lächelns begegnet ihr und dem jungen Filmteam als korrupter Moloch und treibt die neuen Sterne der Filmindustrie an den Rand des Wahnsinns.
Was nach einer tollen Geschichte klingt, entpuppt sich allerdings recht schnell als fade, sich immer wiederholende Erzählung wiederkehrender Tagesabläufe mit nur leicht unterschiedlichen Szenarien. In erster Linie geht es um das mehr oder weniger neurotische Innenleben der Protagonistin, die sich mit dem Hier und Jetzt, also dem angenommenen Filmjob, der Filmcrew und auch dem Land in dem gedreht wird, einfach nicht anfreunden mag. Schon während des Prologs (warum eigentlich als Prolog, geht die eigentliche Geschichte doch genau beim Ende des Prologs szenengleich weiter) darf man unvermittelt in die Gedankenwelt von Karo eintauchen. Sie hat keinen Durst, nein, sie hat Wahnsinnsdurst. Und sie bekommt später auch keinen Sonnenbrand, sondern etwas, was sich wie Verbrennungen dritten Grades liest. Und so geht das weiter und weiter und weiter.
Die Geschichte die das Buch erzählen möchte, hätte man gut und gern auch auf der Hälfte der Seiten unterbringen können, wenn, ja wenn die Autorin auf die Darstellung sich ständig wiederholender Aktionen verzichtet hätte. Ein Drehtag ist ein Drehtag, an dem es wie immer zu heiß ist, es keinen Schatten gibt, sich die chaotische Truppe über Bali bewegt und letztlich verzweifelt etwas zum Essen sucht. Im Grunde war es das. Selbst die Karo in der Geschichte angedichtete Sucht nach „sich verlieben“ (eigentlich egal in wen), ist nur einmal lustig und müsste sich nicht wiederholen.
Eine „Tour de Force im vermeintlichen Paradies. Erschreckend amüsant, herzerweichend böse und an den unmöglichsten Stellen unsagbar komisch...“ nennt der Verlag das Buch, das können wir leider so nicht nachvollziehen. Amüsant? Ein bisschen. Böse? So gar nicht! Unsagbar komisch? Leider nicht! Wo man dieses Buch lesen könnte? Vielleicht bei einem Strandurlaub auf Bali, dann hätte man wenigstens direkte Vergleichsmöglichkeiten. Das Erstlingswerk von Henrike von Kuick ist für uns leider keine Leseempfehlung.
Henrike von Kuick: Bang Bang Bali, Roman, Periplaneta Verlag und Medien, Berlin, 2022, 334 Seiten, 15,50 Euro, ISBN: 978-3-95996-241-4