Fast ist diese wundervolle, einzigartige Stimme in Vergessenheit geraten. Da kommt die 59-jährige Beth Gibbons, ehemals Frontfrau der legendären Portishead, für eine neue Blüte ihrer Gesangs-Karriere in einer langen, gereiften Schaffensphase mit ihrem ersten Solo-Debütalbum „Lives Outgrown“ daher. Mit an Bord diesmal neben James Ford auch Lee Harris (Talk Talk). 10 Titel hat sie innerhalb der letzten 10 Jahre mit ihnen aufgenommen. Sanft sind die Töne, wie sollte es auch anders sein. Verspielt, flüsternd, hauchend, gequält, anklagend, enigmatisch, fragil, in weiten Teilen „spoken“ und vor allem massiv wiedererkennbar. Ihr Gesang ist Schauspiel, ihre Paraderolle. Musikalisch eingerahmt, kompositorisch und dramaturgisch um die Stimme inszeniert. Mit dem bewährten Fingerspitzengefühl im Zeitlupen-Modus. Slow Pop erster Güte. Textlich fordernd. Autobiographisch? Sie singt von Mutterschaft, von Ängsten, den Wechseljahren und der Sterblichkeit. Atemraubend. Freiraum schenkend. So ist ihr neues post-depressives Post-Midlife-Crisis-Resilienzprogramm wieder ein kleines Meisterwerk geworden und nicht nur für Portishead-Fans absolute Pflichtlektüre: Your sadness is beautiful.