Auch die Bachwoche Ansbach, diese ursprünglich auf einen einzigen Komponisten fokussierte Biennale, berücksichtigt heuer das Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ in ihrem Programm als Schwerpunkt. Doch es gibt in der mittelfränkischen Residenzstadt zudem das Jubiläum „70 Jahre Bachwoche“ zu feiern, und als würde das nicht genügen, gastiert darüber hinaus die Neue Bachgesellschaft mit ihrem 92. Bachfest im Ambiente der schönen Altstadt. Viel ist also los in Ansbach, wenn ab dem 28. Juli das traditionsreiche Festival seine Pforten für die Musik J.S. Bachs (und anderer) öffnet, denn die drei Schwerpunkte zeitigen diesmal ein sehr dichtes Programm.
Bezüglich des Gedenkjahres zur Reformation wird das Verhältnis des Thomaskantors zu den Ideen Martin Luthers und deren Umsetzung in Musik thematisiert. Intendant Andreas
Bomba verdeutlicht das mit den Worten: „Bachs Glaube speiste sich aus der Bibel und dem Werk Martin Luthers“. Bereits im Eröffnungs-Gottesdienst erklingt Bachs Kantate zum Reformationsfest „Ein feste Burg ist unser Gott“ BWV 80, und es predigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm. Motetten aus dem in der Leipziger Thomaskirche gebräuchlichen „Florilegium portense“ erklingen ebenso während der Bachwoche wie Bachs h-moll-Messe und ausschnittsweise die Choralbearbeitungen und freien Orgelwerke aus dem „Dritten Teil der Klavierübung“.
Ebenfalls eine gewichtige Rolle in Konzerten und Begleitveranstaltungen spielt das Jubiläum „70 Jahre Bachwoche“. Eine Ausstellung im Markgrafenmuseum und ein Symposium erinnern an die Anfänge und an die Wendepunkte der Bachwoche. 70 Jahre bedeuten nämlich auch 70 Jahre Bach-Interpretation, die sich hier besonders intensiv ereignet hat. Andreas Bomba betont, dass die Bachwoche nicht nur „bewegende Momente und Sternstunden geboten“, sondern auch „viele Diskussionen um stilistische Fragen und Aufführungspraktiken“ angeregt habe. Im Eröffnungskonzert greift die Wiederaufführung der Bachkantate „Weichet nur, betrübte Schatten“ durch das Freiburger Barockorchester auf die Anfänge des Festes zurück, denn dieses Werk mit seinen durchaus programmatisch zu verstehenden Anfangsworten hatte auch 1947 die erste Bachwoche eröffnet. Sie fand damals auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden statt, weshalb heuer dort am 27. Juli ein „Erinnerungskonzert“ als Prolog vorgesehen ist.
Der Blick auf die Programmauswahl und die eingeladenen Künstler zeigt einmal mehr, dass auf Originalität und auch eine gewisse Exklusivität großer Wert gelegt wird. So präsentiert die Jazzpianistin Olivia Trummer ein spezielles „Concerto italiano“, und bei der Landpartie ins Freilandmuseum Bad Windsheim wird Bachs „Bauernkantate“ in einem historischen Holzstadel gesungen. Höhepunkt und Abschluss der Bachwoche bilden zwei Aufführungen der Hohen Messe h-moll mit dem Windsbacher Knabenchor und dem Freiburger Barockorchester (am 5. und 6. August). Als Solisten dürfen die weltweit bekannten Pianisten Angela Hewitt und Piotr Anderszewski, die renommierte Geigerin Isabelle Faust und der Oboenvirtuose Albrecht Mayer hervorgehoben werden, doch finden sich auch weitere prominente Namen auf der Künstlerliste. Das Konzertprogramm wird ergänzt durch Kinder- und Jugendworkshops, Konzerteinführungen und ein Symposium zu den Anfängen der Bachwoche in den 1940er- und 50er-Jahren.
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Bachwoche-Ansbach, St. Gumbertus, Foto © André de Geare, Nürnberg