
Die Kunsthalle Jesuitenkirche zeigt erstmals in Deutschland Art Brut aus der Privatsammlung von Hannah Rieger, der österreichischen Kunstsammlerin und Unternehmerin. Seit 1991 sammelt sie Art Brut und hat mittlerweile über 550 Werke zusammengetragen. Damit zählt diese Sammlung zu den größeren, spezialisierten Art Brut-Privatsammlungen.
Art Brut ist ein Begriff, der ursprünglich vom französischen Künstler Jean Dubuffet in den 1940er Jahren geprägt wurde. Auf Deutsch bedeutet "Art Brut" so viel wie "rohe Kunst" oder "unverfälschte Kunst". Es bezieht sich auf Kunstwerke, die von Menschen geschaffen wurden, die keine formale künstlerische Ausbildung haben und oft am Rande der Gesellschaft stehen. Dazu gehören oft Werke von Menschen mit psychischen Erkrankungen, Gefangenen, Außenseitern und Kindern.
Art Brut hat eine enge Verbindung zu dem Ort Maria Gugging in Österreich, insbesondere zu einem speziellen künstlerischen Projekt, das dort entstanden ist. Das dortige „Haus der Künstler“, das Teil des **Psychiatrischen Krankenhauses Gugging** ist, wurde zu einem Zentrum für Art Brut. Hier lebten und arbeiteten Patienten, die mit psychischen Erkrankungen ihre Kreativität ausleben konnten, frei von den Einschränkungen und Erwartungen der etablierten Kunstwelt. Die Werke, die in Maria Gugging entstanden sind, haben weltweit Aufmerksamkeit erregt und werden in Museen und Galerien auf der ganzen Welt ausgestellt. Das Museum Gugging, das 2006 eröffnet wurde, widmet sich vollständig der Art Brut und zeigt Werke sowohl von den Kunstschaffenden aus Gugging als auch von anderen Art Brut-Künstler:innen.
In Aschaffenburg werden 77 Exponate von 46 Kunstschaffenden aus aller Welt gezeigt, die einen einzigartigen Einblick in dieses Genre bieten.
Die Ausstellung „Biotop Art Brut. Werke aus der Sammlung Hannah Rieger“ ist noch bis zum 9. Februar 2025 in der Kunsthalle Jesuitenkirche, Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg zu sehen.
Alle für den Besuch wichtigen Informationen findet man online unter www.museen-aschaffenburg.de.