
Die Symphonien von Johannes Brahms und Antonin Dvo?ák in einer CD-Produktion zu kombinieren ist eigentlich eine naheliegende Idee, denn die gegenseitig befruchtende Künstlerbeziehung der beiden Großsymphoniker des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist ja sattsam bekannt. Trotzdem musste man auf die Realisierung dieser Idee bis auf die jetzt begonnenen Aufnahmen der Bamberger Symphoniker warten, die jetzt bei Tudor erscheinen (in Koproduktion mit BR Klassik). Die erste kombiniert die Symphonie Nr.3 F-Dur von Brahms mit jener in G-Dur von Dvo?ák, also der achten. Eigentlich ist das problematisch, denn Brahms zeigte sich ausgerechnet von diesem später so extrem erfolgreichen Werk des Jüngeren nicht sonderlich angetan. Doch eine Zuordnung bleibt in gewisser Weise immer willkürlich, denn den vier Symphonien des Deutschen stehen sieben des Tschechen gegenüber, weshalb die Qual der Wahl bleibt.
Jakub Hr?ša versagt sich im Kopfsatz die allzu große symphonische Eröffnung, denn er weiß natürlich, dass damit das Finale konterkariert würde, das so erstaunlich verhalten endet. Das Andante zieht in der klanglichen Beleuchtung durch die Bläser vorüber, begleitet von Streichern, die sich ins Fragile wagen. Im berühmten Allegretto vermeidet Hr?ša eine allzu schmachtende Grundstimmung, wie man sie so oft hört., vielmehr nimmt er diesen Satz betont zurückhaltend, lässt aber dafür die wunderbaren Soli von Horn und Oboe hervortreten. Das Finale verbleibt ebenfalls in dem sehr noblen, fein austariertem Duktus dieser Aufnahme. Jegliches Auftrumpfen wird hier vermieden, der Satz verklingt am Ende wie im Nichts.
Das ist auch der Grund, warum die achte Symphonie von Antonin Dvo?ák sinnvollerweise an den Schluss dieses Doppelalbums gestellt ist, denn die endet bekanntlich in einer fulminanten Stretta, einer Schlusswirkung, die Hr?ša zu Recht auskostet. Bei diesem Werk ist der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker natürlich in seinem Element, und das hört man in allen nur denkbaren Details der Interpretation. Erwähnt sei nur die wunderbare Melancholie des Allegretto grazioso. Im Übrigen beschränken wir uns auf den Ratschlag: Hören und sich wundern. Eine fabelhafte Aufnahme! Das Booklet ist wegen mangelnden Farbkontrastes etwas schwierig zu lesen, doch die Lektüre des Gesprächs zwischen Wolfgang Sandner und Jakub Hr?ša ist sehr empfehlenswert, weil es interessante Aspekte der Beziehung zwischen den beiden großen Spätromantikern anspricht.
Johannes Brahms, Symphony No.3, Antonín Dvo?ák, Symphony NoH.8, Bamberger Symphoniker, Jakub Hr?ša, Tudor 1743, in Koproduktion mit BR Klassik, 2019.