Pflasterklang. Was nach dem G20-Gipfel in Hamburg und dessen Begleiterscheinungen fast schon martialisch klingt, ist an sich etwas höchst Harmonisches. In Schweinfurt assoziiert man das Wort Pflasterklang weder mit brandschatzenden Horden noch mit Fußball-Hooligans des ortsansässigen Clubs. Vielmehr verbindet man das Wort mit einem der innovativsten, da unkompliziertesten Musikfestivals des Frankenlandes: Das Straßenmusikerfest Pflasterklang – wie schon gewohnt am ersten Samstag im September über die Bühne, oder besser gesagt, das heimische Pflaster der Fußgängerzone gehend. Längst ist das in diesem Jahr am 2. September stattfindende Festival ein Geheimtipp von Kulturschaffenden und Anhängern bodenständiger Musik, die sich ein Wochenende mit Kurzweil vertreiben wollen.
Jazz und Swing vor dem Buchladen, Irish Folk und Blues neben der Boutique, jonglierende, lachende Clowns vor der Imbissbude und dazwischen klassische Geigen an der Straßenecke und eine akustische Trommelgruppe auf dem Postplatz – das ist das Kleinkunstfestival „Pflasterklang“, das in diesem Jahr zum neunzehnten Mal stattfindet und sich damit längst einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Kugellagerstadt gesichert hat. Ab zehn Uhr am Morgen werden 40 Künstler und Gruppen in der Innenstadt erwartet und werden die Fußgängerzone an gut 20 Plätzen einmal mehr für sechs Stunden in ein singendes, klingendes und swingendes Pflaster verwandeln. Alle 50 Meter bietet sich den Interessierten eine neue Möglichkeit, andere musikalische Highlights zu erleben. Und – das ist das Besondere am Pflasterklang – das Ganze geht so ganz ohne jegliche verstärkende Maßnahmen über die Bühne.
Neben Musik aus allen möglichen Stilrichtungen werden auch Straßentheater, Straßenmalerei und Zauberei zu sehen sein; Schweinfurt boomt am ersten Septemberwochenende. Abends ab 20.00 Uhr gibt es die „Straßenmusikmeile“ am Mainufer, wo die Musiker noch einmal unter Laternenlicht aufspielen. Diese „Straßenmusikmeile“ erstreckt sich von der Disharmonie bis zur Staustufe und wird nur von Straßenlaternen, Fackeln und ein paar Lampions beleuchtet. Sollte es – unverdientermaßen – in Wettergott Petrus keinen Verbündeten finden, dann würde die Abschlusssession in der Disharmonie und dem Main-Café stattfinden. Jeder Künstler würde dann einen Kurzauftritt absolvieren. So oder so: Das Pflasterklang ist ein Geheimtipp für Kulturinteressierte, die idyllisches Ambiente zu schätzen wissen. Am Rande notiert: Der Pflasterklang ist ein Fest für die ganze Familie, das keinen Eintritt kostet und somit (der Franke lässt grüßen!) doppelt Spaß macht. Spenden in die Hüte und Gitarrenkoffer der Musikanten werden aber erhofft und gerne genommen. Und die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich der Unterfranke und auch die „Zugerasten“ aus der näheren und weiteren Umgebung nicht lumpen lassen.
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Pflasterklang in Schweinfurt, Foto © J. Bonengel