Die Staatsbibliothek Bamberg zeigt noch bis 30. Juni 2017 einen repräsentativen Querschnitt aus ihrem Bestand an illuminierten Büchern des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Einer breiteren Öffentlichkeit wird so Einblick in diesen bisher weitgehend unbekannten Teil der Handschriftensammlung gewährt, der derzeit in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt erschlossen wird. Vorträge und Führungen begleiten die Ausstellung. Jeden Montag um 17 Uhr (außer Feiertags) wird zudem eine kostenlose öffentliche Führung angeboten.
Das 15. Jahrhundert war eine Zeit tiefgreifender religiöser und kultureller Umbrüche. Bußprediger kritisierten gesellschaftliche und kirchliche Missstände, und klösterliche Reformbewegungen strebten danach, das Gemeinschaftsleben wieder stärker an christlichen Normen auszurichten. Dazu gehörte auch das Abschreiben von Büchern. Die Buchproduktion stieg stark an, da auch für weltliche Zwecke wie das Studium und den Handel immer mehr Texte benötigt wurden. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg ermöglichte dann seit der Jahrhundertmitte die schnelle Herstellung und weite Verbreitung von Büchern.
Auch wenn Bücher immer leichter verfügbar wurden, waren sie doch alles andere als eine Massenware. Jedes Schriftstück spiegelt die individuellen Bedürfnisse seines Besitzers. Am deutlichsten wird dies, wenn ein Buch mit künstlerischer Ausstattung versehen ist. Nicht nur Werke, die man mit der Hand abschrieb, verzierte man auf diese Weise, sondern auch gedruckte Texte wurden oft reich mit gemalten Initialen, Bordüren und Miniaturen versehen.
Der Bestand an illuminierten Büchern des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, den die Staatsbibliothek Bamberg hütet, ist bisher weitgehend unbekannt. Ein repräsentativer Querschnitt von etwa 20 Exponaten zeigt die Bandbreite der Sammlung. Am Anfang steht die Zeichnung eines bischöflichen Schulterschmucks, des 2015 erworbenen Rationale aus Pommersfelden. Aus Nürnberg gelangten Nonnenhandschriften und die gedruckte Kobergerbibel nach Bamberg. Aber auch in Bamberg selbst entstanden bedeutende Kunstwerke wie eine Chronik der Michelsberger Äbte und liturgische Drucke. Neben Werken fränkischer Herkunft sind auch Beispiele aus Nachbarregionen vertreten.
Ausstellung "buecher gar hübsch gemolt" vom 3. April bis 30. Juni 2017in der Staatsbibliothek Bamberg in der Neuen Residenz, Mo – Fr 9.00 – 17.00 Uhr, Sa 9.00 – 12.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen geschlossen, Eintritt frei
Sonderöffnung zum Internationalen Museumstag am Sonntag, 21. Mai 2017, 11.00 – 18.00 Uhr, mit Rahmenprogramm
Begleitvorträge:
Dienstag, 9. Mai 2017, 19.00 Uhr Dr. Bettina Wagner (Bamberg): Vom Medienwandel und Buchhandel. Die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert und ihre Folgen Großer Saal der VHS im Alten E-Werk, Tränkgasse 4. Keine Anmeldung erforderlich, kostenfrei.
Dienstag, 23. Mai 2017, 18.00 Uhr Prof. Dr. Eef Overgaauw (Berlin): Signaturen in mittelalterlichen Handschriften: Miniatoren, Buchbinder, Schreiber, Autoren Lesesaal der Staatsbibliothek Bamberg, Domplatz 8, 96049 Bamberg. Keine Anmeldung erforderlich, kostenfrei.
Fotocredits:
Fragment aus der ‚Calumnia‘ des Lukian, Heidelberg, 1496, Signatur: I Qa 29. Foto © Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab