Jazzkantine, James Last, Max Herre, Joy Denalane und Stefan Raab in den Mixer - geschüttelt, nicht gerührt. Das ist Carlos Reisch mit seinem Big Band Repertoire. Und der Name ist Programm. In großer, ausgewählter Besetzung vereint das 21-köpfige Projekt Hip Hop, Jazz und Latin-Klänge zu einem vielfältigen Musik-Mix des guten Geschmacks. In deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache gibt sich die Truppe facettenreich und weltoffen, wie es sich für diese Art von Musik gehört. Gesungen, gesprochen und gereimt. Ja, das ist ein „Reason to party“, wie der Opener den Hörer funky in das Album zieht. Eine Scheibe mit dem ein oder anderen „Ohrwurm“ ist das und mit Klängen wie „Früher“. Dabei dreht sich textlich alles um das simple, reflektierte Leben, politisch mehr oder weniger ambitioniert, aber stets korrekt. Ohne Zeigefinger, aber mit verkleidetem Stinkefinger hier und da. Mit berechtigtem Selbstvertrauen. Und dabei wird durchgängig zum Tanze gebeten. Großes Kino ist vor allem der Raum, den sich das Ensemble für herausragende Soli gönnt. Da verwundert es nicht, dass drei Tracks um kurze Radio Edits ihrer selbst ergänzt wurden, wo die durchschnittliche Songlänge der Scheibe sonst bei fünf bis sechs Minuten liegt. Ein mutiger Schritt, der der Qualität und dem Hörerlebnis der Scheibe sehr zuträglich ist. Musik für geschlechtsreife Großstädter ist das, wie sie heutzutage viel zu rar geworden ist. Klassisch, im Sinne einer nicht unbedingt trendigen Stilrichtung, die hier mit großem Aufwand betrieben sehr zu überzeugen weiß. Die Big Band Arrangements besorgt der Tenor-Saxofonist Alexander Bühl!