Tanzen wie die Finnen! Dass Tango tatsächlich im hohen Norden erfunden wurde, ist längst in die Geschichtsbücher Finnlands heineingeschrieben. Dass nun Klänge des Balkans in der Europäischen Metropole Helsinki eigensinnig verpackt und mit der heimischen Folklore gekoppelt werden, ist dagegen noch ein Geheimtipp. Das Trio Celenka hat sich mit seinem aktuellen, selbst betiteltem Debüt-Album genau das auf ihre Weltmusikfahne geschrieben. Sängerin Emmi Kujanpää mischt zusammen mit Trompeter Jarkko Niemelä und dem Tasten- und Saitenvirtuosen Eero Grundström die osteuropäische Volksmusik auf. Nach eingehender Feldforschung in Bulgarien, Rumänien und Karelien spielen sie sich mit viel Einfühlungsvermögen, sorgfältigen Arrangements sowie spürbarer Liebe zum Detail durch alle Gefühlsnuancen, von Ballade über Melancholie bis Hochzeitstanz. Dabei prägen die vielseitige, glasklare Stimme der Frontfrau, die jazzbehaftete, sehr tragende Trompete und vor allem der Klang von Harmonium und auch Kantele das fünfzehn Kompositionen starke Album. Die Musik wirkt magisch, mittelalterlich, sehr rein und ursprünglich. Sie erinnert an ganz unterschiedliche Ecken der Erde und klingt vor allem rund, ruhig, zart und zu Ende gedacht. Folk, Polka, Balkan, Jazz, aber auch Parallelen zu Forró, afrikanischer Folklore und Tango sind zu hören, gehen grenzenlos ineinander über. Wie ein Schamane zwischen Alphörnern fühlt sich das hier an, wie Straßenmusiker, die auf ihrem Akkordeon tanzen, dort. Nach Kora mit keltischem Gesang hier, nach afrikanischem Chorritual dort. Tausend Mikrokosmen aus der ganzen Welt vereinen sich im ausgesprochenen Hörerlebnis dieses wundervollen Albums, das sich über eine lange Zeit einstellt. Denn Celenka bieten viel, weit mehr als beim ersten Hören überhaupt zu verstehen wäre. Das einhellig positive Feedback der Weltmusikszene wundert daher keineswegs. Ein Glücksfall, dass das Independent-Label Nordic Notes aus Langenzenn Celenka im März auch in Deutschland veröffentlicht.