Das Museum im Kulturspeicher bewahrt den Nachlass der in Würzburg geborenen Künstlerin Emy Roeder (1890–1971) – eine der profiliertesten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts – mit 104 Skulpturen und 776 Zeichnungen. Die neue Ausstellung „Das Kosmische allen Seins. Emy Roeder – Bildhauerin und Zeichnerin“ zeigt bis 10. März Teile dieses Bestandes, ergänzt um einige bedeutende Leihgaben aus Privat- und Museumsbesitz. Anhand von 76 Skulpturen und über 100 Zeichnungen wird Emy Roeders künstlerische Entwicklung nachvollziehbar: von den expressiven Figuren ihrer frühen Berliner Jahre bis hin zum Spätwerk mit seiner immer stärkeren Stilisierung und Konzentration der künstlerischen Aussage.
In bemerkenswerter Konsequenz entwickelte Roeder anhand nur weniger Themen eine ganz eigene figürliche Bildsprache. Trotz des meist kleinen Formats strahlen ihre weiblichen Akte und Gewandfiguren, ihre Gruppen von Freundinnen und Geschwistern ebenso wie ihre Tierskulpturen eine selbstverständliche, ruhige Präsenz aus, die den Betrachter gefangen nimmt. Zeit ihres Lebens suchte sie das Wesentliche des menschlichen und kreatürlichen Daseins in ihren Werken zu fassen: innere Ruhe und Kraft, Zartheit, Liebe und Bedürfnis nach Schutz, aber auch tiefe Einsamkeit. Ein langsamer, aber stetiger Wandel ihres Stils, der am Ende ihres Lebens zu einer immer stärkeren Reduzierung des plastischen Volumens und zu einer Intensivierung der zeichenhaft-grafischen Wirkung der Skulpturen führte, zeugt von beharrlicher und bedachter Arbeit am Werk. In seiner Konsequenz und Qualität ist das Werk Emy Roeders dem ihrer bekannteren männlichen Bildhauerkollegen ebenbürtig.
In neun Kapiteln zeichnet die Würzburger Ausstellung die Biografie und künstlerische Entwicklung Emy Roeders nach und zeigt dabei insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Skulptur und Zeichnung. Im Anschluss an die Würzburger Station wird die Ausstellung im Landesmuseum Mainz und im Georg Kolbe Museum Berlin zu sehen sein.
Fotocredits:
Nackter Knabe, ein Kind emporhebend, 1928, Kunststein, H. 129 cm © Museum im Kulturspeicher, Foto © Andreas Bestle, Sammlung Schupmann
Stute und Fohlen, 1919, Bronze, H. 28 cm, Sammlung Karl H. Knauf, Berlin, Foto © Günter Ladwig