Wer beim Namen Franz Liszts nur an Klavier denkt, täuscht sich. Die Hochschule Franz Liszt in Weimar richtet zwar einen renommierten Wettbewerb in dieser Sparte aus, aber es gibt auch den Louis Spohr Wettbewerb für Junge Geiger, der heuer schon zum neunten Male stattfindet. Zwischen 22. Oktober und 2. November ist es so weit, und den insgesamt 162 Bewerbungen nach zu urteilen, die mittlerweile aus 33 Ländern vorliegen, ist das Interesse daran groß, ja sogar global. Eine Auswahl der weltweit besten jungen Geigerinnen und Geiger wird sich in drei Alterskategorien (bis 14 Jahre, bis 17 Jahre und bis 20 Jahre) dem Votum einer internationalen Jury stellen.
Nach einer Vorauswahl durch die Juroren wurden schließlich rund 25 Teilnehmer pro Kategorie nach Weimar eingeladen. Verlangt werden je nach Alter u.a. Telemann-Fantasien, Bach-Partiten, Paganini-Capricen und natürlich ein Scherzo vom Namensgeber Spohr, der neben Paganini als der größte Geiger des 19. Jahrhunderts galt. In der finalen Wertungsrunde spielen die jungen Künstler je nach Kategorie schließlich Violinkonzerte von Wolfgang A. Mozart, Max Bruch, Henryk Wieniawski, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Peter Tschaikowsky mit dem Hochschulorchester unter der Leitung von Nicolás Pasquet.
Zu gewinnen gibt es Preise und Sonderpreise im Gesamtwert von mehr als 17 000 Euro sowie die Vermittlung von Anschlusskonzerten. Über die Preisvergabe entscheidet eine zehnköpfige, international besetzte Jury unter Vorsitz des Weimarer Geigenprofessors Friedemann Eichhorn. Beim Preisträgerkonzert am 2. November in der Weimarhalle konzertieren alle preisgekrönten Teilnehmer mit der Jenaer Philharmonie. Seit seiner Gründung hat sich der Weimarer Spohr-Wettbewerb zu einer der ersten Adressen für den Streicher-Nachwuchs entwickelt. Das beweisen auch die Erfolge, die ehemalige Preisträger später bei anderen Wettbewerben (ARD, Tschaikowsky etc.) erringen konnten.
Die Beziehung zu Louis Spohr begründet der Wettbewerb nicht nur mit der phänomenalen Violinkunst dieses „deutschen Paganini“, sondern ebenso mit dem Umstand, dass der Geiger, Komponist, Konzertmeister, Dirigent, Impresario und Pädagoge vor seinem späten Hauptwirkungsort in Kassel auch ein wichtiges Kapitel Thüringer Musikgeschichte geschrieben hat. Er wirkte nämlich in Gotha, Erfurt und Nordhausen als Musiker und Kapellmeister. Die Weimarer Hochschule für Musik hat deshalb Louis Spohr bewusst zur künstlerisch-pädagogischen Leitfigur ihres Wettbewerbs erkoren.