Schaut man sich die geographische Verteilung der Aufführungsorte des „Fränkischen Sommers“ 2017 an, so muss man dem Anspruch der Macher dieses Festivals recht geben, es sei „das Musikfestival in Mittelfranken“. Das Panorama der Schlösser und Lustgärten, der historischen Kirchen, lebhaften Städte und malerischen Dörfer reicht von Rothenburg ob der Tauber bis Greding und von Dinkelsbühl bis Lauf an der Pegnitz. In der Mitte natürlich das Nürnberger Land, und in dessen südlichem Zipfel, genauer in Schwabach, wird die diesjährige Edition des „Fränkischen Sommers“ auch eröffnet. Dort treffen sich am 20. Mai das „L’Orfeo Barockorchester“ und Gesangsstars wie Christoph Prégardien und Heidi Elisabeth Meier, um in der Stadtkirche den musikalischen Auftakt mit Georg Fr. Händels „Alexanderfest“ zu zelebrieren. Darin geht es bekanntlich um die Macht der Musik – ein schönes Motto für ein Festival!
Dass man beim „Fränkischen Sommer“ tief in die Musik eintauchen wird, deutet schon das leicht ironisch wirkende Plakatmotiv an, auf dem ein Tubist seinen ganzen Oberkörper in den Schalltrichter des Instrumentes zu stecken versucht. Wenn der Reigen der über 30 Veranstaltungen erst einmal begonnen hat, dann werden die Besucher von programmatischen Slogans wie „Lust auf die Romantik“, „An die ferne Geliebte“, „Symphonische Meilensteine“, „Musikalische Landlust“ oder „Wenn Musik der Liebe Nahrung ist“ begleitet. Das Wochenende zum Festivalschluss im August wartet gar mit dem Motto „Barockoper – Die Erbe der Narrentreppe“ auf – eine Anspielung auf die Landshuter Bilder aus eben dieser Commedia dell’Arte.
Was ansonsten in die fast drei Monate Festivaldauer hineingepackt wurde, liest sich wie ein sehr origineller Gang durch Gattungen, Epochen, Stile und Besetzungen. So gibt es die Kombination Girolamo Frescobaldi und John Cage unter dem Motto „anarchic harmonies“, einen Abend des Ensembles „Kontraste“ unter der wagnerianisch klingenden Devise „Strahlende Sonne – Leuchtendes Gold“ und einen „pas de deux“ für Klavier und Violine. Das ausgezeichnete A-Capella-Sextett „Singer Pur“ bringt schon in seinem Namen ein Wortspiel mit und wird in einem Open Air im Langenzenner Klosterhof allerlei Verschmitztes, u.a. zu Wilhelm Buschs „Max und Moritz“, beisteuern. Das zweite Vokalensemble des Festivals ist ebenso prominent: die „Singphoniker“ nehmen sich im Kaisersaal des Rothenburger Rathauses die „Comedian Harmonists“ zum Vorbild.
Lizzy Aumeier wird nicht nur Kabarett machen, sondern auch zum Kontrabass greifen, „Luthers Laute“ darf solo erklingen und einen Countertenor begleiten. Eine „Schubertiade“ wird es in der Nürnberger Frauenkirche geben, und in Dinkelsbühl unterziehen Daniel Gloger und das Ensemble „Kontraste“ die Zauberflöte einer umwerfend komischen „Prüfung“. Der prominente Violoncellist Daniel Müller-Schott wagt sich Ende Juli in Bubenreuth an ein Solo-Rezital mit Bachs Solosuiten und Werken Prokofjews und Kodálys, während Axel Wolf und Hugo Siegmeth Anfang August die erstaunliche Kombination von Laute/Theorbe und Saxophon/Bassklarinette im Laufer Wenzelschloss erproben. Nicht zu vergessen gibt es auch eine „Musikalische Wanderung“, bei dem das neuerdings so angesagte Marimbaphon die musikalischen Intermezzi anstimmen wird. Alles in allem ein sommerliches Musikangebot, das schlichtweg verführerisch klingt!
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Armida Quartett, Foto © Pressefoto