Am 25. Januar ist es wieder soweit. Die Bamberger Kurzfilmtage öffnen im nunmehr 26. Jahr ihre Pforten für die Liebhaber der kurzen Filme und auch des ein oder anderen Langspielers. Zum Auftakt beschwören die Festivalmacher zusammen mit dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia „Die Leichtigkeit des Seins“ bei einem deutsch-norwegischen Abend mit Film und Musik. Mit dabei der norwegische Gewinnerfilm „Sniffer“ (Goldene Palme in Cannes 2006) von Bobbie Peers, mit der Musik von Evan Gardner (Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia).
Es schließen sich vier Wettbewerbe an, die Spielfilm/Animex, Dokumentarfilm, „Oberfranken dreht auf“ und Kinderkurzfilme gegeneinander ins Rennen um den begehrten Bamberger Schokoreiter zu schicken. Aus 700 eingesandten Filmen aus Luxemburg, Schweiz, Südtirol, Österreich und Deutschland hat das Festivalteam 50 außergewöhnliche Spielfilme, Animationsfilme und Experimentalfilme ausgewählt und in sechs Programmen Themen wie „Täglich Brot“, „Raum und Zeit“, „Irrungen und Wirrungen“ aufbereitet. Viele der Rollen wurden bereits international bei Festivals ausgezeichnet, andere feiern in Bamberg Weltpremiere. „Zeitlebens“ und „Herzblasen“ lauten die Motti der zwei diesjährigen Dokumentarfilmblöcke aus insgesamt 11 Filmen. Sie führen den Betrachter aus dem aufmerksamen Blickwinkel eines Dokumentarfilmers einmal um die ganze Welt. Regional-cineastische Köstlichkeiten bringt der Regionalfilmpreis auf die Leinwand. Von der Romantik bis in die Moderne bis zur zeitgenössischen Verschwörungstheorie über die Bamberger Bierbrauer konkurrieren die Streifen von Profis, Schulen und Hobbyfilmern in der Kategorie „Bester Regionalfilm“. Und auch für die Kurzen ist gesorgt. Kinder ab sechs Jahren und ihre Eltern kommen beim Kinonachmittag für die ganze Familie am 30. Januar, 14 bis 16 Uhr, im Lichtspielkino auf ihre Kosten. Insgesamt acht kurze Filme zeigen mutige Dschungeljäger, Wölfe, Drachen, vier Detektive und vieles mehr. Zwischen den Filmen können die jungen Zuschauer den Moderatoren wie immer Löcher in den Bauch fragen und erfahren viel Wissenswertes rund ums Kino. Und das Tollste: Das Publikum darf einen echten Filmpreis vergeben für den Besten Kinderfilm! Schließlich laden die Best Of-Rollen zur konzentrierten Schau der Auswahlen von Jury und Publikum, bevor bei einem abendfüllenden Programm die Preisverleihung in sieben Kategorien die besten Filmemacher kürt. Neben den diesjährigen Jurys vergibt auch das Publikum einen Preis. Dieser wird aus den Noten errechnet, die die Zuschauer den Wettbewerbsbeiträgen an den Vortagen gegeben haben.
Außer Konkurrenz runden fünf sorgfältig ausgewählte Spezialprogramme das Festival ab. In der beliebten „Kurz/Lang“-Reihe ist der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm „Above and Below“, der Diplom-Film des Schweizer Regisseurs Nikolas Steiner zu sehen, der vor einigen Jahren schon sein Langfilmdebüt bei den Bamberger Kurzfilmtagen vorgestellt hat. ABOVE and BELOW ist eine raue Achterbahnfahrt mit Überlebenskünstlern in einer Welt voller Herausforderungen und Schönheit. Rick & Cindy in den Flutkanälen tief unter den funkelnden Straßen von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker im ausgetrockneten Niemandsland und April in der steinigen Wüste Utahs auf ihrer Marsmission. In unbekannte Welten geschleudert, begegnen wir Seelen, die uns verwandter sind, als wir es vermuten würden. Die Filmakademie FAMU aus Prag ist zu Gast. Sie ist eine der größten und renommiertesten Filmhochschulen Tschechiens und eine der begehrtesten Filmschulen der Welt. In Bamberg sind sie erstmalig Programmpartner und tragen eine Auswahl aktueller tschechischer Filmstudentenproduktionen im Gepäck - das Spezial Tschechien. Unter dem Titel „Spezial Augenblicke“ wurden in Zusammenarbeit mit der Medienzentrale der Erzdiözese Bamberg 10 Kurzfilmbeiträge aus Deutschland, Dänemark und Australien ausgewählt, die ganz nah am Menschen sind. Nach der Premiere in Bamberg tourt die Auswahl durch 70 deutsche Kinos. Mit dabei: Der Oscarprämierte Kurzfilm „Helium“ (Regie: Anders Walter) aus Dänemark aus 2014. Und auch der Fächer des Spezialangebots wird die Region thematisiert. „Hip Hop trifft Kunigunde“ - das Spezial Oberfranken verspricht zwei lokalpatriotische 45-Minüter: Mit dem aufwändig produzierten Streifen „Four Reasons – Hip Hop Kultur einer Kleinstadt“ spannt Regisseur Thomas Brießmann einen spannenden Boden von den Anfängen der Hip Hop Kultur in den Hinterhöfen New Yorks bis zur Gegenwart der Bewegung in Bamberg. Animationen und Interviews mit gegenwärtigen Vertretern der Szene runden den gelungenen Einblick in die Szene ab. Die Dokumentation „Der Weg der Kunigunde. Eine Kunstprozession“ begleitet eindrucksvoll mit der Kamera Pilger, die sich Pfingsten 2015 auf eine fünftägige Kunstprozession vom mittelfränkischen Bullenheim bis zum Kloster Michelsberg begaben. Begleitet werden sie auf ihrer Pilgerschaft von Tänzern, Sängern, Musikern und Performern aus ganz Franken. Film ab!
www.bambergerkurzfilmtage.de
Interview
Wie weit sind die Vorbereitungen für die Kurzfilmtage gediehen?
Volker Trautmann: Wir sind im Plan. Heuer finden die Kurzfilmtage ja wieder im Januar statt, letztes Jahr hatten wir nach hinten verschoben, um uns bei der Organisation etwas Luft zu verschaffen. Aber weil die Publikumssituation im Februar weitaus schwieriger ist (viele Studenten verlassen in diesem Zeitraum Bamberg) haben wir uns, auch wenn es für das Team schwieriger ist, dazu entschlossen, die BKFT wieder im Januar zu veranstalten. Es ist nun im Großen und Ganzen alles eingetütet, das Festival steht.
Sind die Studenten als Zuschauergruppe für das Festival so wichtig, dass man dies bei der Terminierung berücksichtigen muss?
Volker Trautmann: Letztes Jahr hat die FH des Mittelstandes eine Erhebung durchgeführt, die unter anderem unsere Besuchergruppen analysiert hat. Dabei wurde klar, dass ca. 30 % unserer Festivalgäste aus dem studentischen Milieu stammen. Ansonsten haben wir eine bunte Mischung aller Bevölkerungsgruppen zwischen 16 und 70 Jahren.
Gibt es für die BKFT 2016 ein Metathema unter dem die Filme vorgestellt werden?
Volker Trautmann: Nein, solch ein Thema haben wir nicht, hatten wir auch früher eher selten. Wir versuchen natürlich verschiedene Themen zu platzieren, insbesondere unter regionalen Gesichtspunkten, wie z.B. ein Dokumentarfilm über die Bamberger Hip-Hop Szene oder auch das Kunstprojekt Kunigunde, das im letzten Jahr Pilger auf dem Weg nach Bamberg begleitet hat.
Spielen Flüchtlingsthemen eine wichtige Rolle beim Festival?
Volker Trautmann: Hätten wir gerne stärker integriert, spielen aber deswegen keine besonders große Rolle, weil wir immer auf das Kurzfilmangebot, das auf dem Markt ist, angewiesen sind. Ich kann mir vorstellen, dass es im nächsten Jahr ganz viele Kurzfilme geben wird, die dieses Thema aufgreifen.
Wo werden denn in diesem Jahr die Filme gezeigt?
Volker Trautmann: In diesem Jahr bespielen wir eine ganze Woche das Lichtspiel und das LuLi-Kino, das Odeon nutzen wir, wie bereits im letzten Jahr, nicht. Im LuLi haben wir einfach mehr Platz, dafür nehmen wir auch in Kauf, dass wir das Kino dort quasi erst auf- und danach wieder abbauen müssen.
Wie hoch ist der Gesamtetat der Bamberger Kurzfilmtage und wie werden die Kosten gedeckt?
Volker Trautmann: Der Gesamtetat beträgt 90.000 EURO, in diese Zahl sind auch Arbeitsstunden der ehrenamtlichen Mitarbeiter in einer Höhe von 32.000 EURO mit eingerechnet. Die werden sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben mit erfasst. Netto beträgt der finanzielle Aufwand für das Festival also ca. 60.000 EURO. Die Kosten decken wir mit ca. 28.000 EURO aus staatlicher Förderung, wobei hier wiederum der Löwenanteil auf die Bayerische Staatsregierung entfällt, ein Teil dieser Summe kommt von der Stadt Bamberg und ein weiterer Teil von der Oberfrankenstiftung. Der Rest wird durch Eintrittskarten, Anzeigenpartner und Sponsoring erlöst.
Sind unsere Informationen korrekt, dass es heuer knapp war mit der Finanzierung des Festivals?
Volker Trautmann: Durch das zeitgleich stattfindende „Bamberger Literaturfestival 2016“ standen wir vor einer völlig neuen Situation. Bislang waren wir als Event in diesem Zeitraum sozusagen „konkurrenzlos“ und konnten uns auch darauf verlassen, dass uns die entsprechende mediale Aufmerksamkeit zuteil werden wird. Die brauchen wir natürlich auch um Zuschauer dazu zu bewegen das Festival zu besuchen. Das machen wir natürlich auch über Anzeigen, aber die redaktionelle Berichterstattung ist dabei auch ein wesentlicher Aspekt, zumal unser Werbeetat natürlich auch begrenzt ist. Das hat uns Sorgen gemacht und deshalb haben wir politisch argumentiert, dass wir möglicherweise nicht stattfinden können. Glücklicherweise haben das alle Beteiligten verstanden, so dass wir gemeinsam, auch mit dem Literaturfestival, eine gute Lösung finden konnten.
Wie sieht diese Lösung aus?
Volker Trautmann: Zum einen nimmt uns das Literaturfestival mit in seine Pressearbeit auf, auch kostenfrei in seine eigenen Printprodukte und zum anderen hat sich die Sparkasse Bamberg dazu bereit erklärt, evtl. weniger eingehende Eintrittsgelder in einem gewissen Umfang auszugleichen. Für beide Maßnahmen sind wir sehr dankbar.
Wie hat der Kultursenat denn auf Ihre „Brandmeldung“ reagiert?
Volker Trautmann: Die genauen Kommunikationswege kann man ja fast nicht nachvollziehen, ich weiß allerdings, dass Bürgermeister Dr. Christian Lange und das Kulturamt die Sache sehr ernst genommen und sich für eine Lösung stark gemacht haben.
Wird es denn zukünftig Abstimmungsgespräche zwischen Ihnen und zum Beispiel dem Literaturfestival geben, um solche Terminüberschneidungen zu vermeiden?
Volker Trautmann: Wir haben bereits jetzt schon sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen des Literaturfestivals gehabt und ich bin sehr zuversichtlich, dass solche Probleme in Zukunft nicht mehr auftreten werden.
Sie haben das ehrenamtliche Engagement der Beteiligten beim BKFT bereits mehrfach angedeutet. Ganz ehrlich, lässt sich ein Event dieser Größenordnung und Bedeutung überhaupt noch ehrenamtlich stemmen?
Volker Trautmann: Das ist ein Problem, das uns seit Jahren in unseren Köpfen begleitet, denn zumindest in den letzten drei Monaten vor dem Festival braucht es schon die Ganztagskraft, um alles sinnvoll abdecken zu können, insbesondere auch den Kontakt zu den Filmemachern halbwegs zu halten. Auf Sicht werden wir sicherlich nicht um eine hauptamtliche Stelle herumkommen, zumal schon die ganzen verwaltungstechnischen Dinge mittlerweile sehr viel Raum einnehmen. Dazu kommt noch die Fluktuation die mit ehrenamtlichen Modellen immer einhergehen, die die Sache auch nicht einfacher machen.
Ist da nicht die öffentliche Hand gefragt?
Volker Trautmann: Im Prinzip schon, aber es ist natürlich auch an uns, dies stärker einzufordern. Das haben wir zumindest vor.
Dann wünschen wir heute schon mal viel Glück und vielen Dank für das offene Interview!
Copyright Fotos:
Einige Impressionen der diesjährigen Filmauswahl der Bamberger Kurzfilmtage, Foto © Bamberger Kurzfilmtage