Wendelstein. Seit jeher in Blues- und Jazzkreisen ein Name mit Weltruhm. Genau. Das kleine Örtchen vor den Toren Nürnbergs. Mit seinem alljährlichen Festival hat es einen festen Platz in den Konzertkalendern aller Veranstalter, Künstler und Fans.
Ein Name, der eng verbunden mit dem Kult ist, hat sich 2017 aus dem irdischen Blues- und Jazzleben verabschiedet: Gerd Huke. Er war der Kopf und die Seele des Konzertmekkas. Und traf 1991 eine weitere wegweisende Entscheidung. Neben dem „großen“ Festival wollte er eine Location aus der Taufe heben, die die Intimität der Musik perfekt widerspiegelt. Und er fand die Jegelscheune. Das schmucke Gebäude in der Forststraße, aus dem frühen 18. Jahrhundert datierend, sanierten er und seine Mitstreiter von Grund auf. Im Parterre wurde ein Kindergarten untergebracht, im ersten Stock ein Veranstaltungssaal. Der sollte sich zu einem weiteren Pilgerplatz für Musikfreunde entwickeln. Der ganz in Holz gehaltene Saal punktet mit einer wunderbaren Akustik. Von einer Kleinkunstbühne mit anfänglich nur 100 Plätzen entwickelte sich die Jegelscheune im Laufe der Jahre zu einer international renommierten Adresse in Sachen Blues & Jazz. Aber auch andere Genres sind im Programm zu finden. Auch in diesem Jahr wieder wird das Herbstprogramm genreübergreifende Highlights auf der Agenda haben. Am 29. September geht es los, die finale Veranstaltung wird am 29. Dezember über die Bühne gehen. Der „Wendelsteiner Sommer“ ist längst zu einer Marke geworden. Als Huke einst die Stelle als Kulturreferent in Wendelstein antrat, gab es nichts. Außer den Namen. Der Programm werden sollte. Aus der Taufe gehoben vom nach seinem Studium in Hessen in die Heimat zurückgekehrten Kreativkopfes, der sich an der Seite des in Wendelstein beheimateten Abendzeitung-Kult-Kolumnisten Klaus Schamberger der Jegelscheune annahm, entwickelte sich das einstige Projekt stetig weiter. Und wie!
Sowohl als Blues-, wie auch als Jazz-Club genießt die Jegelscheune in der nationalen und internationalen Szene einen hervorragenden Ruf. Dies wird durch zahlreiche Künstler dokumentiert, die dort teilweise mehrfach gastierten, und den Namen Wendelstein in die Welt hinaustragen. Legendär der Treppenaufgang mit seinen unzähligen Fotodokumentationen alter und neuer Zeiten. Die neuen Zeiten begannen vor elf Jahren. Die Post-Huke-Ära wird seither entscheidend geprägt von Andrea Söllner. Sie übernahm die Führung des Wendelsteiner Kulturamtes vor einigen Jahren und agiert federführend, mit Weitblick und vor allem mit einem großen Herz für die beschauliche Jegelscheune. Das zahlt sich immer wieder aus: Mit hochkarätigen Gigs über all die Zeit. Und auch in Zukunft. Beginnend am 29. September, wenn Stef Rosen in Wendelstein gastiert. Mit einer Sternstunde am 17. November: Dann gegen sich Albie Donnelly und sein Trio die Ehre.
Neben den großen Tourneen mit seiner Band Supercharge liebt Albie Donnelly auch die intime Atmosphäre der Jazz und Blues Clubs. Im Gepäck: Drummer Uwe Petersen und Horst Bergmeyer, der mit fetten Hammond Sounds ebenso zu überzeugen weiß, wie mit den stampfenden Rhythmen seines Blues & Boogie Woogie Pianos. Diese Triumvirat an Musikern präsentiert eine ebenso außergewöhnliche wie attraktive Variante von Jazz, Blues & Soul, mit der sie ihr Publikum auch ohne die Unterstützung eines Schlagzeugs faszinieren. Mit seinem mal kraftvollen und rauen, dann wieder sanft und zärtlich schmeichelnden Saxophonspiel, der markanten Stimme und dem unverkennbar britischen Humor punktet Albie Donnelly immer wieder.
Natürlich stehen auch noch andere Künstler im Fokus des Sommers, der eher im Herbst und Winter stattfindet. Und Personen. So am 13. Oktober, wenn Bassion Rosa Luxemburg auf den Grund geht. Am 28. Oktober stehen Georg Clementi und Ossy Pardeller auf der Bühne der Jegelscheune. Die Hauptzutaten ihrer eigenwilligen Gitarren-Chansons sind die poetischen Texte des preisgekrönten Zeitlieder-Machers Clementi und die originellen Arrangegements des Ausnahmegitarristen Pardeller. Am 11. November huldigen Viva Valente der einstigen Ausnahmekünstlerin Caterina Valente. Swing steht am 1. Dezember im Mittelpunkt. Dann hat sich Martin Schmid angekündigt. Auch Jazzfreunde kommen bei den mitreißenden Soli seiner Band auf ihre Kosten, wenn Daniel Mark Eberhard in die Tasten greift, Walter Bittner in den Trommeln rührt, Uli Fiedler den Bass zupft und Stephan Holstein sich mit Saxophon und Klarinette in die Herzen der Gäste spielt. Denn Martin Schmid hat von den Besten gelernt: Als Kontrabassist Hugo Strassers „Hot Five“ arbeitete er noch mit Swinglegenden wie Max Greger oder Hazy Osterwald und wird nun auf seine Weise deren Erbe weitertragen. Am 8. Dezember stehen Boogielicious auf der Bühne, die finale Vorstellung des Jahres ist am 29. Dezember dem Lisa Wahlandt Trio vorbehalten. Im Zentrum steht die warme, wandelbare und sinnliche Feenstimme von Lisa Wahlandt mitsamt den zauberhaft variabel eingesetzten Stimmen von Andrea Hermenau am Piano und Sven Faller am Bass.