Joann Sfar ist in seiner französischen Heimat ein wahrer Comic-Star. In seinen Erzählungen tummeln sich Vampire und Seeräuber, der kleine Prinz und der mystische Golem, der Maler „Chagall“ und der Chansonnier „Serge Gainsbourg“. Mit markantem Strich entführt Sfar seine Leser:innen in die jüdische Kultur Frankreichs, Algeriens und Osteuropas, der Heimat des Klezmer. Themen wie Freundschaft, Kindheit, Sexualität und Stigmatisierung verwebt er mit seiner eigenen jüdischen Identität.
Als Sohn jüdischer Eltern in Nizza aufgewachsen und vom frühen Tod seiner Mutter geprägt, beginnt Sfar schon in jungen Jahren, zu zeichnen und zu schreiben. Das Zeichnen wird für ihn zum Zufluchtsort, zu seiner Art, die Welt zu begreifen. Autobiografische Werke wie „Die Synagoge“ verarbeiten Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend, die auch von antisemitischen Erfahrungen und dem Erstarken des Rechtspopulismus in Frankreich geprägt waren. Joann Sfars bekanntestes Werk, die Comic-Reihe „Die Katze des Rabbiners“, wurde in 22 Sprachen übersetzt und 2011 verfilmt. Die sprechende Katze fordert ihren Herrn mit kritischen Kommentaren heraus und wirft einen humorvollen und einfühlsamen Blick auf die jüdische Kultur im französisch besetzten Algerien.
In Kooperation mit dem Internationalen Comic-Salon und dem „Museum für Kunst und Geschichte des Judentums Paris“ (Musée d’art et d’histoire du Judaïsme) präsentiert das „Stadtmuseum Erlangen“ die bislang größte Joann Sfar gewidmete Werkschau in Deutschland. Anhand von über 200 teils unveröffentlichten Originalseiten und Skizzenbüchern, Fotografien und Filmen zeichnet die Ausstellung den Werdegang und die Arbeitsweise eines außergewöhnlichen Künstlers nach. Zur Ausstellung wird ein vielseitiges Begleitprogramm mit Führungen und Comic-Workshops geboten, im Rahmen des 21. Internationalen Comic-Salons Erlangen (30.5.–2.6.) wird Joann Sfar mit dem „Max und Moritz-Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk“ ausgezeichnet.
Die Ausstellung wird vom 30. Mai bis zum 1. September 2024 im Stadtmuseum Erlangen, Martin-Luther-Platz 9, 91054 Erlangen gezeigt. Weitere Informationen unter www.stadtmuseum-erlangen.de.