Auch um den Veranstaltungsservice Bamberg war es lange ruhig. Mit einer Rückkehr zur – soweit möglichen – Realität geben sich die Macher um Gaby Heyder und Ulf Schabacker aber nicht zufrieden. Die umtriebigen Veranstalter lassen es sich nicht nehmen, den Kulturfreunden erneut eine ganz neue Veranstaltungsreihe zu präsentieren. Am Rande der Forchheimer Stadtmauer steigt in beschaulicher Atmosphäre starten die Volksbank Stadtpark Konzerte.
Ab 10. Juli geht es noch bis zum 18. Juli täglich in das schmucke Städtchen, jeden Tag warten neue Highlights auf die Konzertanhänger. „Nach langer Stille haben wir jetzt die Möglichkeit einige coronakonforme Freiluftkonzerte im Stadtpark in Forchheim zu veranstalten“, so Laura Velten, für die Pressearbeit beim Veranstaltungsservice zuständig, "Ein herzlicher Dank gilt hier unserem Sponsor, der VR Bank Bamberg-Forchheim und dem Förderprogramm „Neustart Kultur“.“
Weniger ist mehr. Wenn Hannes Ringlstetter Texte schreibt, geht das vom Vielen zum Wenigen. Reduzieren braucht Zeit, sagt er. Und damit steht er irgendwie sinnbildlich für das (vorläufige?) Ende des Lockdowns: Zeit ist es geworden, dass Künstler wieder auf den Bühnen stehen dürfen. Am 10. Juli macht der geniale Ringelstetter den Anfang im Stadtpark.
Freunde lokaler Künstler dürfen am 14. und 15. Juli frohlocken: Die Kultkombo Heißmann und Rassau gastiert am Mittwoch in Forchheim, Kellerkommando geben einen Tag darauf ihr Heimspiel. Als fränkische Kulturbotschafter waren die fünf Männer mit ihrem Heroldsbacher Musiker David Saam, dessen Stimme vielen aufgrund seiner Sprechertätigkeit des Betthupferls auf Bayern 1 ein Begriff sein dürfte, sogar in der Ukraine und in Mexiko. Ihr unachahmlicher Mix aus treibenden Beats, fettem Gebläse von Trompete und Posaune, markigen Synthbässen und verflixt sexy Ohrwürmern (immer wieder diese fränkischen Ohrwürmer aus Opas und Omas Plattenkiste!) lässt Beine zucken und Kehlen johlen.
Nach der lokalen Note gibt sich das große Kabarett ein Stelldichein: Mit Django Asül (16.7.), Willy Astor (17.7.) und Sebastian Reich mit seiner Amanda (18.7.) ist dem kleinen Stadtpark-Festival ein würdiger Abschluss garantiert.
Nach den Gastspielen in der Königsstadt zieht der Veranstaltungsservice Bamberg weiter ins Freibad Hallstadt. Dort wird ab 21. Juli die Bühne bespielt. Bodo Wartke, am 13. Juli bereits in Forchheim auf der Bühne, macht dabei den Auftakt. „Mutig sein!“, lautet der Name seines sechsten Klavierkabarettprogramms – mehr Ähnlichkeiten zur aktuellen Lage der Veranstalter kann ein Motto kaum aufweisen. Wartke erforscht eine beständig, in allem wirkende Dynamik: das Wechselspiel von Stetigkeit und Wandel. Wandelmut bietet einen Konzertabend, bei dem das Nordlicht nicht nur seine Gedanken über den Weltenlauf teilt: In welchem Land, in welcher Gesellschaft will ich leben? Sollen wir es beim Alten belassen oder Neues wagen? Er besingt auch die eigene Wandlung und hinterfragt – persönlich und humorvoll – seine neue, vorher nicht gekannte, Rolle als Familienvater.
Kultig wird es einen Tag später, am 22. Juli: Hans Söllner gibt sich die Ehre. Der grantelnde Oberbayer ist seit weit über 30 Jahren das Synonym für Widerstand auf allen Ebenen – man darf gespannt sein, was der trotzige Liedermacher nach einjähriger Zwangspause zu dem Thema Politik und Corona zu sagen und zu singen hat: Man darf sich markiger Worte mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sicher sein.
Spaßfaktor garantiert ist am 25. Juli, wenn „die feisten“ in Hallstadt gastieren. Endet der „Junggesellenabschied“ der feisten in einer „Hangover“-mäßigen Eskalation, oder erinnert er durch lebenserfahrungsbedingte Einschränkung der Feierfähigkeit eher an eine Kaffeefahrt? Diese Fragen beantwortet der Titelsong des neuen Bühnenprogramms der beiden Sänger und Multiinstrumentalisten. Kaputt geht auf jeden Fall einiges in „BrochSchepperBoing“, einem der zahlreichen neuen Lieder von „C.“ und Rainer. Die mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geschmückten Geschichtenerzähler bringen natürlich auch Songperlen ihrer „GanzSchönFeist“-Geschichte auf die Bühne: „Aphrodisiakum“ oder die „Dönerrevolution“ mischen sich mit dem brandneuen Songmaterial zu einer Speziallegierung, wie sie nur die feisten anmischen können.
Großes erleben kann man am 25. Juli. Wolfgang Ambros kommt nach Hallstadt. Es ist unbestritten, dass die Musik Ambros‘ Seele hat. Ihn so zu erleben – musikalisch reduziert auf seine akustische Gitarre und das Spiel von Günter Dzikowski an den Tasteninstrumenten sowie die Begleitung an den verschiedensten Gitarren durch Roland Vogl, hat eine besondere Faszination. Seit vielen Jahren schon präsentiert sich Ambros so – und es ist immer wieder ein Hochgenuss, ihn so zu hören.
Außerdem auf der Bühne in Hallstadt ein Quartett, das vorher auch schon in Forchheim zu bestaunen war: Heißmann und Rassau (23.7.), Hannes Ringlstetter und seine Band (24.7.), Willy Astor (28.7.) und Han´s Klaffl (27.7.), der am 12. Juli in der Königsstadt gastiert. Am 26.7. gibt es dazu ein Liveerlebnis der Extraklasse: Quadro Nuevo erhielt zweimal den ECHO als „bester Live-Act des Jahres“, den German Jazz Award und eine Goldene Schallplatte – sie zu erleben ist so ein bisschen wie Urlaub vor der Haustüre. Apropos Heimspiel: Am 30. Juli gibt sich die Stadtkapelle Hallstadt ein Stelldichein auf der Schwimmbadbühne, Tags darauf werden „Revolver“ die Bühne rocken. Am 3. August wird es ebenfalls rockig: Widefake, eine Whitesnake-Coverband bietet die Klassiker der Altrocker. Final wird es ebenfalls noch einmal ein Klangerlebnis für die Freunde härterer sphärischer Klänge geben. „Light my fire“, eine Doors-Coverband kommt nach Oberfranken. Auch fast 50 Jahre nach seinem Tod hat Doors-Frontmann Jim Morrison nichts von seiner Popularität und Strahlkraft verloren. Die inzwischen längst generationsübergreifende Zeitlosigkeit von Morrisons Bühnenpräsenz, seiner signifikanten düster-melancholischen Lyrik, der sonoren Stimme und seiner exzentrischen Persönlichkeit - dieser einzigartigen Melange aus Zerbrechlichkeit und Provokation – ist in der Rockgeschichte beispiellos. Und Light my fire bringt die Ikone wieder zurück ins Leben – ohne zu kopieren, aber dennoch herrlich nahe an den Klassikern dran.
Besonders erfreulich für die Musik- und Kabarettfreunde: Das Festival auf der Seebühne in Bad Staffelstein wird ebenfalls – natürlich coronakonform – am Start sein. Mit einer richtig großen Überraschung. Die Veranstaltungsreihe, die im Vorjahr pandemiebedingt abgesagt werden musste, beginnt am 30. Juli. Die ABBA-Night (am 11.7. auch schon in Forchheim und am 1.8. in Hallstadt Station beziehend) macht den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Gigs, die 2020 bereits geplant wurden und auf diesen Sommer verschoben wurden. Das lange Bangen um die Durchführung ist längst dem Optimismus gewichen. So dürfen sich die Freunde von Kabarett und eingängigen Melodien auf einige Highlights freuen.
Der absolute Höhepunkt dabei geht am 28. August über die Bühne. Der Klassiker „Lieder auf Banz“ kann zwar nicht stattfinden, dafür wird auf der Seebühne eine abgespeckte Version („Lieder auf Banz light“) des Lieblings der Massen präsentiert. Moderiert von Bodo Wartke wird nur einen Steinwurf von der Banzer Wieser, auf der ansonsten das Liedermacherfestival jährlich stattfindet, eine kleinere Alternative dargeboten. Neben Lennart Schilgen und Miss Allie, ehemalige Preisträger des Nachwuchsförderpreises der Hanns-Seidel-Stiftung werden auch altgediente Banzer Künstler die Bühne entern: An vorderster Front Sarah Straub und nicht zuletzt Werner Schmidbauer.
Um den heißersehnten „Banz-Tag“ haben die Veranstalter die Wochen in Staffelstein bunt bestückt. Seit mittlerweile drei turbulenten Dekaden zählen Fiddlers Green nun schon zu den beliebtesten und erfolgreichsten Formationen der europäischen Folk Rock-Szene und haben das gesamte Genre mit ihrem mitreißenden High-Energy-Sound entscheidend mitgeprägt. Unter dem knackigen Mitmach-Motto „3 Cheers for 30 Years“ lässt es das süddeutsche Sextett auch 2021 richtig krachen – dass das Jubiläumsjahr eigentlich ein Jahr früher schon war: Das spielt bei den Jungs längst keine Rolle mehr. In Staffelstein wird gefeiert am 31. Juli.
Einige Bühnenjahre mehr auf dem Buckel hat die Spider Murphy Gang – ewiger bayerischer Dauerbrenner, nicht müde werdend und weiterhin gut gelaunt rockend und rollend durch die Republik unterwegs. Frontmann Günter Sigl nimmt die Rolle des Entertainers und musikalischen Reiseführers bei ihren Unplugged-Konzerten ein – um Anekdoten und besondere Erlebnisse erzählen zu können. Somit schafft die Kultkombo eine fast intime Stimmung, als würde die Band auf der Wohnzimmercouch sitzen. Zumindest beinahe.
Am 29. August noch ein Schmankerl: Konstantin Wecker wird mit seinem alten Bühnenkollegen Jo Barnikel und Ausnahmecellistin Fany Kammerlander Oberfranken besuchen. Das Trio verbindet die Liebe zum Lied. „Poesie und Musik können vielleicht die Welt nicht verändern, aber sie können denen Mut machen, die sie verändern wollen“, so Konstantin Wecker, der sich seit über 40 Jahren für eine Welt ohne Waffen und Grenzen einsetzt und das auch immer wieder deutlich verlautbaren lässt.
Nun setzt der Münchner Liedermacher mit zwei kongenialen Mitstreitern an seiner Seite zu einem musikalisch-poetischen Liebesflug der ganz besonderen Art an. Die drei Musiker vereinen lyrisch-sensible Klavierstücke mit dem zart-schmelzenden Klang des Cellos, das Konstantin Weckers Liedern seit jeher ihre persönliche Note gab. Am liebsten würde man sie festhalten. Die Melodien. Die Sehnsüchte. Erst recht in Zeiten wie den jetzigen.
Nach dem Abschluss der abgespeckten, aber doch sehr feinen, Festivalreihen, geht es in den Kulturboden nach Hallstadt, der ab 23. September seine Pforten öffnet. Die Rückkehr in die schmucke Spielstätte läutet Kabarettist Maxi Schafroth ein. „Faszination Bayern“ ist der zweite Meilenstein seiner von langer Hand geplanten Kabarett-Trilogie. Die Reise Schafroths geht heraus aus dem strukturschwachen Allgäuer Raum, über den Lech, bis in die gelobte Universitätsstadt München.