Die kunst galerie fürth hat schon einige Besonderheiten zu bieten und damit ist nicht unbedingt die extravagante Schreibweise gemeint. Sie ist die kommunale Ausstellungshalle, die als letztes im Jahr 2002, also vor 18 Jahren, von einer deutschen Großstadt gegründet wurde. Seitdem hatte sie, bis auf den jetzigen Wechsel, nur einen Leiter. Hans-Peter Miksch, der dort bis 2020 zwischen sechs und acht Ausstellungen pro Jahr, schwerpunktmäßig mit Künstlern aus der Metropolregion, zeigte, übergab vor Kurzem den Staffelstab an die Kunsthistorikerin Natalie de Ligt. Ob und wie die neue Leiterin die städtische Galerie weiterentwickeln wird, haben wir sie in einem persönlichen Gespräch gefragt.
Natalie de Ligt: In der Zwischenzeit habe ich freiberuflich als Autorin und Kuratorin gearbeitet. Ich habe für das Nürnberger Magazin „Curt“ den Kunstbereich mit Ausstellungskalender und Ausstellungsbesprechungen aufgebaut und als Kuratorin habe ich beispielsweise eine Gemeinschaftsausstellung des Frankfurter Ateliers Goldstein und dem Borgo Ensemble des Künstlers Reiner Bergmann begleitet.
Natalie de Ligt: Eigentlich ist das, was ich nun mache, ja mein Beruf. Ausstellungen machen. Angefangen habe ich damit 1999 in einem kleinen Ausstellungsraum in Frankfurt. Erst in Eigenregie, dann als Leiterin des Kunstvereins Nürnberg und danach der Wechsel in die Kunsthalle Mainz als Gründungsdirektorin. Nach dem dortigen Ende war es mit dieser regelmäßigen Ausstellungstätigkeit erst einmal vorbei. Bei dem was danach kam (siehe oben) habe ich mich auch wohlgefühlt, trotzdem habe ich meine eigentliche Berufung nie aufgegeben. Auch hier in der kunst|galerie|fürth habe ich als Gast 2018 eine Ausstellung kuratiert, „zona deformabile – Von öffentlichen und privaten Räumen“ hieß seinerzeit die Exhibition und damals wusste ich schon, dass mein Vorgänger, Hans-Peter Miksch, 2020 in den Ruhestand gehen würde Und irgendwann habe ich mich dazu entschlossen mich für die Nachfolge zu bewerben.
Natalie de Ligt: Ja und Nein. Es ist einerseits gut, weil man automatisch Sachen neu macht und nicht darauf achtet was vorher passiert, andererseits weiß ich ganz genau, dass diese Fußstapfen durchaus groß sind. Aber im Tagesgeschäft weiß ich was ich zu leisten habe und kann gar nicht anders als meine Arbeit zu machen. Da habe ich einfach keine Zeit über solche Dinge nachzudenken.
Natalie de Ligt: Es ist durchaus eine Herausforderung, auch weil ich nicht die Kenntnis des Fürther Künstlerbestands habe, wie dies beispielsweise bei Hans-Peter Miksch der Fall war. Ich bin zwar auch gut vernetzt und kenne die Gegend gut, will aber nach und nach noch mehr kennenlernen.
Natalie de Ligt: Wir sind hier in der städtischen Galerie und dadurch entsteht schon ein gewisser Aufwand durch die administrative Einbindung. Gespräche mit dem Kulturamt gehören da ebenso dazu wie die Planungen für den künftigen Umzug in die „Feuerwache“.
Natalie de Ligt: Ich finde, dass hier ziemlich viel möglich ist, insbesondere installative Sachen lassen sich durch den großen Luftraum in der Ausstellung bestimmt gut verwirklichen. Derzeit habe ich zum Beispiel einen bestimmten Künstler im Auge, mit dem ich gerne was machen würde, ich habe ihn aber noch nicht gefragt, deshalb kann ich keinen Namen nennen.
Natalie de Ligt: Nein. Einerseits schätze ich das, was Künstler wie beispielsweise die des Ateliers Goldstein so machen, andererseits mag ich auch die Malerei sehr. Aber auch konzeptionelle Kunst. Form, Inhalt Medium, da bin ich schon sehr offen. Ein wenig vorsichtig bin ich mit sehr kontextbezogener Kunst, weil mir da oftmals die stimmige Form fehlt.
Natalie de Ligt: Die Umzugsplanungen noch aktuell. In der Feuerwache gibt es die Fahrzeughalle und unser Plan ist es, dort unseren Ausstellungsraum zu platzieren. Das wäre ein deutlicher Zuwachs an Ausstellungsfläche gegenüber unseren derzeitigen Räumlichkeiten. Aber wir sind ja nicht allein, es gibt auch noch andere künstlerische Initiativen aus der Kreativwirtschaft, die sich für die Feuerwache interessieren.
Natalie de Ligt: Nein, es gibt beides nicht. Ich gehe davon aus, dass es von heute aus gesehen noch mindestens fünf bis sieben Jahre dauern wird, bis alles fertig ist.
Natalie de Ligt: Momentan noch nicht, aber ich denke sobald die Planungen konkreter werden, wird man sich auch dauerhaft mit dem Thema beschäftigen.
Natalie de Ligt: Die Stellenausschreibung, die Bewerbungsgespräche und die Entscheidung, das war alles im Jahr 2019. Da war COVID-19 noch kein Thema. Am 1. Juni habe ich dann hier angefangen, vorher war ich an einzelnen Tagen in der Galerie, sozusagen zur Eingewöhnung. Ich habe zwar im Chaos angefangen, aber das war dann auch schon wieder überschaubar. Aber es gibt Einschnitte im Budget, wir haben Besuchereinschränkungen, die sich auch stark auf die Kunstvermittlung auswirkt und selbstverständlich haben wir ein Hygienekonzept erstellt.
Natalie de Ligt: Also ich werde die Anzahl der jährlichen Ausstellungen definitiv zurückfahren, weil ich der einzelnen Ausstellung einfach mehr Zeit einräumen will. Die Vermittlung der Ausstellungsinhalte erfordert meiner Meinung nach mehr Zeit. Es werden wohl eher vier bis fünf Ausstellungen im Jahr werden. Der regionale Bezug wird auf jeden Fall bleiben, aber wenn sich eine internationale Position ergeben sollte… warum nicht!
Natalie de Ligt: Zum Thema Digitalisierung kann ich sagen, dass wir während der Pandemie ein paar Formate ausprobiert haben, daran werden wir sicherlich weiterarbeiten. Das ist so ein bisschen „Trial-and-Error“, weil einfach die Erfahrungswerte fehlen. Wir haben hier erstaunlich viele Besucher in der Galerie, auch wenn uns die momentan ausbleibenden Schulklassen schon schmerzen. Insofern sehe ich momentan für solche Dinge, wie zum Beispiel einen virtuellen Rundgang, noch keine Notwendigkeit.
Natalie de Ligt: Irgendwie haben wir da alle dran mitgearbeitet. Die Idee, den Künstler einzuladen, hatte meine Kollegin Rebecca Suttner und als ich kam, war schon relativ viel vorbereitet. Mein Vorteil war, dass ich den Künstler schon lange persönlich kenne, ich da also nicht völlig ahnungslos war.
Natalie de Ligt: Im Moment liegen mir durchaus viele Anfragen vor, aber nicht nur aus Fürth oder der Metropolregion, sondern aus ganz Deutschland. Und wir haben hier in der kunst|galerie|fürth schon viele Künstler aus Fürth gezeigt.
Natalie de Ligt: Es ist beides. Leute bewerben sich, aber nicht jeder Bewerbung kann man stattgeben. Aktiv muss ich auf Suche gehen und Leute ansprechen, weil ich eine Planung machen muss. Was ich momentan im Kopf habe, reicht schon bis ins Jahr 2022. Und wenn man „nur“ vier Ausstellungen im Jahr macht oder aber auch fünf, dann ist das Jahr schnell voll.
Natalie de Ligt: Ich denke schon. Das habe ich bei mehreren Interviews schon deutlich zum Ausdruck gebracht.
Natalie de Ligt: Eine sehr spannende Ausstellung des englischen Künstlers Nick Veasey die am 9. Oktober beginnt. Veasey arbeitet mit Röntgenfotografie. Er hat einen eigenen Röntgenraum gebaut, in dem er kleinere Gegenstände röntgen und fotografieren kann. Wenn er einen größeren Gegenstand am Stück aufnehmen will dann wendet er sich an das Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT in Fürth, dort kann man auch sehr große Gegenstände röntgentechnisch fotografieren. 2014 hat er dort einen Ferrari und danach auch noch mal einen Lamborghini geröntgt. Insofern ist da auch wieder ein Regionalbezug hergestellt.
Frau de Ligt, wir danken für dieses Gespräch.