Helloween marschierten einst vorneweg, Blind Guardian zogen unvermittelt nach. Bis heute gelten Frontmann Hansi Kürsch und seine Mitspieler als die Vorzeigerocker im deutschen Powermetal-Segment. Am 30. September stehen die Krefelder ab 20 Uhr in der Stadthalle Lichtenfels auf der Bühne.
So ein bisschen was hat es von Vergangenheitsbewältigung. Seit mehr als drei Dekaden schon bewegen sich die Rheinländer über die weltweiten Bühnen. Und egal, was sie auch produzierten: Es war ihnen gewiss, dass sie dafür gefeiert werden. Auf ihrer The god machine-Tour, dem gleichnamigen Album folgend, blicken Kürsch und Co. zurück auf 35 Jahre Rampenlicht. Mit unzähligen Highlights. Ein solches darf man auch in der Korbmacherstadt erwarten. Schließlich gelten Blind Guardian seit jeher als eine der Kombos, die ihre musikalischen Qualitäten im Studio bei unzähligen Konzeptalben ausleben und auf der Bühne, gepaart mit einer zumeist äußerst formidablen Show, diese Fähigkeiten mehr als eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Jon Schaffer, Frontmann der amerikanischen Metalband Iced Earth (mit denen Kürsch ebenfalls schon kooperierte) adelte den bodenständigen Sänger während eines Interviews mit dem Magazin Rock Hard in wenigen Worten: „Hansi Kürsch ist der Freddy Mercury des Heavy Metal!“ Viel mehr Kompliment geht kaum. Und doch gibt Kürsch die zumeist ihm zuteil werdenden Blumen gerne weiter an seine Bandkollegen.
Virtuose Gitarrensoli, nicht selten in Überlänge, erlebt man von den beiden Saitenbespielern André Olbrich und Marcus Siepen so einige, Frederik Ehmke an den Drums fügt sich seit vielen Jahren schon perfekt in das harmonische Gesamtbild der Band ein. Der Rest, sprich der Bassist und der für die orchestralen Parts unverzichtbare Keyboarder: Die werden immer wieder von wechselnden Musikern besetzt. Traditionell sind Blind Guardian seit jeher ein zwischen den Metal-Genres wandelndes Gebilde, dass sich situativ in jeglichen Konstellationen musikalisch hochkarätig bewegt. Auf ihrer neuesten Scheibe geht der Weg wieder weg von orchestral, kompositorisch geprägtem Symphonic Metal in Richtung des handwerklich einwandfrei gespielten Powermetals. Live ist, wie gewohnt, ein guter Mix aus beiden Elementen zu erwarten. Die nicht selten weit über zweistündige Liveshow Blind Guardians verspricht in jedem Fall ein kurzweiliger Abend zu werden. Um den begnadeten Song-Arrangeur und Sänger Hansi Kürsch und dessen während der Gigs ordentlich beanspruchten Stimme Erholung zu gönnen, darf man sich auf viele musikalische Highlights der Bandmitglieder freuen, für Unterhaltung sorgt aber auch der Frontmann selbst: Lässige Dialoge mit dem Publikum sind der Normalfall.