Die Liste der ganz großen Museen auf der Welt ist lang, aber spätestens seit unserem Besuch in New York wissen wir, dass die Top-Platzierungen dieser Aufzählung eindeutig den Häusern im Big Apple gehören. Und das nicht etwa, weil sie ihren Standort in der Stadt am Hudson River haben, sondern weil sie einzigartig sind auf ihre eigene Weise. Ist es bei dem einen das Gebäude (Guggenheim) und die Art der Präsentation an sich (natürlich aber auch die darin zur Schau gestellten Kunstwerke), so ist es bei den anderen zum einen die Tiefe der dargestellten künstlerischen Schaffenskraft (MoMa) und zum anderen die Breite des Kunstbegriffs (Metropolitan Museum of Arts) an sich.
The Solomon R. Guggenheim Museum
Das von Frank Lloyd Wright entworfene Gebäude ist so atemberaubend wie die dahinterstehende Idee, damit die Kammeraufteilung einer Zitrusfrucht nachzuempfinden, genial war. Sich vom Aufzug nach oben transportieren zu lassen um dann ganz entspannt die Rampe der Rotunde hinunter zu schlendern, dabei, fast beiläufig, Kunst zu betrachten und ab und an in einer dieser Kammern den gewonnenen Eindruck zu vertiefen, das ist schon ein ganz großer Wurf. Weg von dem üblichen Konzept, dass man, mehr oder weniger einleuchtend, durch verschiedene untereinander verbundene Räume geführt wird, wie dies in den allermeisten Museen der Fall ist. Dieses unbestimmte Gefühl, dass man möglicherweise einen Raum verpasst, bestimmte Bilder nicht gesehen haben könnte, dieses Gefühl hat man im Guggenheim nie. Zum Zeitpunkt unseres Besuches gab es eine Sonderausstellung „Basquiat’s “Defacement”: The Untold Story“, die leider schon am 6. November zu Ende ging. Wer sich trotzdem noch einen Eindruck von dieser Ausstellung, bei der es um die „schwarze Identität“ und das Thema Polizeigewalt geht, machen möchte, der kann dies unter www.guggenheim.org tun. Bis zum 5. Januar zu sehen ist noch die Sonderausstellung „Implicit Tensions: Mapplethorpe Now, die einen Einblick in das Gesamtwerk dieses vor 30 Jahren gestorbenen, grandiosen Fotokünstlers gibt. Und auf keinen Fall verpassen sollte man die derzeit ausgestellten Bilder aus der Tannhäuser Kollektion. Picasso, Mondrian, Léger, Modigliani, Museumsbesucherherz, was willst du mehr?
Das Museum of Modern Art (MoMa)
Nach vier Monaten Schließung hat es im Oktober 2019 wieder aufgemacht, das Museum of Modern Art, oder kurz MoMa. Über nunmehr 66.000 Quadratmeter „Kunstfläche“ (fast ein Drittel mehr als vor dem Umbau) verfügt dieses „Muss“ für Liebhaber der modernen Kunst nun. Es zählt zu den bedeutendsten Museen für Moderne Kunst weltweit und zeigt nun in mehr als 60 Galerien unter einem Dach jährlich ca. drei Millionen Besuchern neben seiner Dauerausstellung auch viele temporäre Exhibitionen. Das „Mehr“ an Fläche birgt natürlich auch einige Herausforderungen für die Verantwortlichen um Direktor Glenn D. Lowry. Wurde man früher fast chronologisch durch die moderne Kunstgeschichte und damit durch das Museum geführt, muss man heute innerhalb einer Grobstruktur selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge man die einzelnen Galerien und die darin gezeigten Kunstwerke anschaut. So sind beispielsweise die großen Maler des beginnenden 20. Jahrhunderts nicht unbedingt mehr unter sich. Derzeit hängt beispielsweise in der Galerie 503 im 5. Stock Faith Ringgold direkt neben Pablo Picasso, auch wenn die Entstehungszeitpunkte beider Bilder 60 Jahre auseinanderliegen und die thematischen Aussagen unterschiedlicher nicht sein könnten. Dadurch soll dem Besucher der Begriff „Moderne Kunst“ deutlich gemacht werden, vor allem aber wohl die Tatsache, dass da mehr ist als nur die Schaffensperiode zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir meinen ein guter Ansatz, macht er doch überdeutlich in welcher Tradition moderne Künstler heute stehen und arbeiten.
Ein weiteres Indiz dafür, dass mit mehr Platz einfach auch mehr Möglichkeiten einhergehen ist die Tatsache, dass ab sofort alle sechs Monate ein Drittel der Dauerausstellung ausgetauscht wird. Kein Wunder, will man einen Bestand von mehr als 150.000 Werken, circa 22.000 Filmen und viele weitere Medien den Menschen zeigen.
Das Metropolitan Museum of Art
Das absolute museale „Dickschiff“ an der New Yorker Museumsmeile (Fifth Avenue) ist das 1872 eröffnete Metropolitan Museum of Art, kurz Met genannt. Es ist das größte Kunstmuseum der USA und verfügt über eine der bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen weltweit. Regelmäßig unter den Top 3 der an den häufigsten besuchten Museen der Welt zu finden, glänzt es mit einem Bestand von über drei Millionen Exponaten und einer Ausstellungsfläche von über 130.000 Quadratmetern. Dagegen nimmt sich der Pariser Louvre mit seinen 380.000 Werken und einer Ausstellungsfläche von mehr als 60.000 Quadratmetern und 2018 mit immerhin 10,2 Millionen Besuchern der Publikumsmagnet schlechthin, doch eher bescheiden aus. Und Bescheidenheit ist sicherlich das letzte Wort, das einem in den Sinn kommt, wenn man erst einmal vor dem riesigen Hauptgebäude des Met in der 5th Ave steht. Aber um ehrlich zu sein, Bescheidenheit macht hier auch keinen Sinn. Vom Amerikanischen Kunsthandwerk über die Antike Kunst des Nahen Ostens, Asiatische Kunst, Europäische Malerei, Islamische Kunst bis hin zu den Exponaten der zeitgenössischen und modernen Kunst die in der „Met Breuer“ ausgestellt werden, die Sammlung des Metropolitan Museum of Art ist einzigartig und wird den Besuchern in 19 Abteilungen mit jeweils eigenen Ausstellungsräumen präsentiert. Wir haben uns bei unserem Besuch auf die Abteilungen „Europäische Malerei“, die „Robert-Lehmann-Sammlung“ sowie „Moderne Kunst“ konzentriert. Egal welche Epoche ihnen nun in den Sinn kommt oder welcher Maler ihnen dazu einfällt. Wenigstens ein Bild von ihm hängt sicher im Met. Egal ob Mantegna, Botticelli, Tizian oder Caravaggio, Dürer oder Cranach, Rubens, Rembrandt oder Vermeer, Willam Turner oder El Greco, Manet, Monet, Picasso, Lichtenstein, Warhol oder Baselitz. Das Met hat sie einfach alle und zeigt sie auch. So mancher Reiseführer empfiehlt, dass man sich als Besucher drei Tage Zeit für das Metropolitan Museum of Art nehmen sollte. Wir sind sicher man könnte eine Woche dort sein und hätte trotzdem nicht alles gesehen.
Ludwig Märthesheimer