In Linz sollte es entstehen, wurde aber nie verwirklicht, das sogenannte „Führermuseum“. Adolf Hitler, der eine besondere persönliche Verbindung zu Linz hatte, plante in der Zeit des Nationalsozialismus die österreichische Stadt zu einem kulturellen Zentrum des Dritten Reichs auszubauen. Das von Hermann Giesler bereits entworfene Museum, sollte Kunstwerke beherbergen, die aus den besetzten europäischen Gebieten beschafft wurden. Dies beinhaltete sowohl legal erworbene als auch geraubte Kunstwerke. Da diese Kunstwerke sozusagen zwischengelagert werden musste, verbrachte man sie in das "„Bergwerk Altausee“ aus dem sie dann unmittelbar nach Beendigung des Krieges von den Alliierten, insbesondere der Monuments, Fine Arts, and Archives Section (MFAA) geborgen wurden
Noch bis zum 8. September 2024 zeigt das Lentos Museum Linz die Ausstellung „Die Reise der Bilder“ mit der sich das Haus exemplarisch auf die Suche nach Bildern begibt, die im 2. Weltkrieg im Salzkammergut gesammelt, eingelagert, geraubt, arisiert, zwangsverkauft, verschoben, verkauft oder gerettet wurden. Zu dieser Ausstellung ist der Bildband „Die Reise der Bilder“ erschienen, der exemplarisch die Instrumentalisierung von Kunst für ideologische und propagandistische Zwecke aufzeigt.
Der Band erzählt von den geheimen Bergungsaktionen der österreichischen Museen im Salzkammergut/Lauffen und widmet sich mit Beiträgen von 19 Autor:innen den Mythen um Hitlers »Führermuseum«. Ausführungen zu Berliner Kunsthändler:innen wie Wolfgang Gurlitt, Lilly Christiansen-Agoston, Johannes Hinrichsen oder Theodor von Friedrich, die sich u.a. im Ausseer Land im Handel mit Raubgut, Fluchtkunst und »entarteter Kunst« bereichert hatten – erweitern die tiefgreifende Schau. Er zeigt viele wundervolle Aufnahmen der Bilder, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen und großteils eine wahre Odyssee hinter sich haben. Die jeweiligen Beschreibungen zeigen auch detailliert (soweit sie bekannt sind) die Provenienzen der enthaltenen Bilder auf und lassen deutlich werden, wie aufwendig diese Informationsbeschaffungen waren.
Auch wenn man die Ausstellung in Linz nicht besucht, ist dieser Bildband all denen zu empfehlen, die sich mit der Thematik „Raubkunst und Verbleib der Kunstschätze im Zweiten Weltkrieg“ auseinandersetzen wollen.
Die Reise der Bilder; Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut, Bildband. Hirmer Verlag, München 2024. 368 Seiten, 70 Abbildungen in Farbe, 48 Euro. ISBN; 978-3-7774-4307-2.