Die Weihnachtsgans ist noch nicht ganz verdaut, die Besuche der Verwandtschaft absolviert. Soll heißen: Es ist der 27. Dezember. Alle Jahre wieder ein Tag, den nicht wenige nutzen, den Weihnachtsstress mit einem chilligen Tag auf der Couch vergessen zu lassen. Ein Alternativprogramm, ebenfalls herrlich entspannend, dazu aber auch noch höchst spannend, bietet sich an diesem ominösen Tag aber doch noch. Moving Shadows, das Bühnenprogramm, das seit mehr als 40 Jahren schon die Freunde von Schattenspielen begeistert, gastiert in der Nürnberger Meistersingerhalle.
Sieben Darsteller, sieben Körper, 14 Beine, 14 Arme. Mehr als eine Leinwand, eine Bühne und viel Licht brauchen die Akteure des Kölner Mobiles nicht, um ihr Publikum Jahr für Jahr auf das Neue zu überzeugen. Egal, was die Künstler gerade in petto haben: Spektakuläre Bilder sind garantiert. Das pure Staunen über die Beweglichkeit, die Synchronität der sich ineinander verschlingenden Körper und die daraus entstehenden faszinierenden Projektionen auf der Leinwand: Es ist immer wieder ein Hochgenuss, den Gewinnern der französischen Ausgabe der TV-Show Supertalent zu begegnen und sie auf der Bühne zu beobachten. Oftmals sind es die Details, die zum Staunen anregen. Nicht selten aber auch die virtuose Gesamtheit der Auftritte mit einer herrlichen Symbiose aus Geschichten, Musik und körperlicher Anstrengung.
Hinter der Leinwand verschmelzen die Körper der Artisten zu Landschaften, Gebäuden, Dingen und Tieren, vor der Leinwand erzählen die Schatten unzählige Geschichten. Das Kölner Ensemble kreiert erstaunlich präzise und mit verblüffender Leichtigkeit einen poesievollen Bilderreigen, wirbelt ins Licht und verschwindet wieder in der geheimnisvollen Tiefe des Raumes. Die Besucher erwartet eine spannende Reise durch die Weltgeschichte, mit zahlreichen „bebilderten“ Anekdoten. Neben allem Ernst kommt dabei auch der Humor in keiner Sequenz zu kurz. Es darf oft und viel gelacht werden während der Darbietung der Akteure.
Liebend, leidend, tanzend, turnend, poesievoll und witzig verzaubern sie ihr Publikum – schwarz, weiß und in Farbe. Schatten, die die Welt begeistern. Seit drei Jahren „immer“ im Dezember auch mit der Weihnachtsshow. Die wurde, da pandemiebedingt wie so vieles auch das 40-jährige Bühnenjubiläum der Mobiles ins Wasser fallen musste, verlängert bis in dieses Jahr. Noch einmal wird es also verzaubern. Das Spiel von Licht und Schatten, von dynamischer Schnelligkeit und gewollter Langsamkeit. So ein bisschen als Ebenbild des Weihnachtsfestes. Aber eben auch als traumhafter Absacker nach all der Völlerei.