Alle Jahre wieder grüßen die Lieder auf Banz als Erfolgsgeschichte. Einzig eines ist wie ein großes Lotteriespiel: Die Frage, inwieweit Wettergott Petrus neben den großartigen Künstlern mitspielt. Letztes Wochenende zeigte er sich von seiner besten Seite. Fast etwas zu gutmütig war er.
Während an den Liederabenden am Freitag und Samstag die Gäste offensichtlich bestens gewappnet waren und den bei brütenden Temperaturen beschwerlichen Aufstieg auf den Klosterberg fast schon tiefenentspannt antraten, stellte sich das bei den Fans von Geigen-Virtuose David Garrett als problembehaftet dar. Viele reisten knapp, gar sehr knapp an in Richtung Banz. Weshalb die Veranstalter den Beginn der Show kurzerhand um 20 Minuten nach hinten verschoben: Fast alle Gäste konnten dem Ausnahme-Geiger bei seinem fulminanten Auftritt daher von Beginn an lauschen. Er reihte sich damit nahtlos ein in die an den Tagen vorher auf der Bühne stehenden Akteure.
Unter der witzigen (und dieses Jahr nicht ganz so ausschweifenden) Anmoderation von Kabarettist Bodo Wartke lieferten die Künstlerinnen und Künstler ganz stark ab. An vorderster Front die Gewinner des Förderpreises der Hans-Seidel-Stiftung: Cellistin Fidi Steinbeck, nicht nur dank extravaganter Cowboystiefel ein Hingucker, Ronja Maltzahn und ganz besonders der erst 17-jährige Egon Werler, vor zwei Jahren Gewinner der Castingshow The voice of germany, überzeugten mit bärenstarken Auftritten ohne jegliche Nervositätsanzeigen. Nervös waren auch die alten Hasen des Showgeschäfts nicht. Im Gegenteil: Beste Stimmung war garantiert.
Roland Hefter und Hannes Ringlstetter hielten die bayerischen Fahnen hoch, Steiner & Madlaina hievten die Nachfolgegeneration auf die Bühne. Plewka & Schmedtje brillierten auf hohem Niveau: Der Selig-Sänger und sein kongenialer Partner kassierten Standing Ovations. Die waren auch den alten Hasen vorbehalten. Bei Karat, der Kult-Band aus den neuen Bundesländern, ist das Standard. Mit ihrem Meisterwerk „Über sieben Brücken“ beschlossen sie vielumjubelt den Liederabend. Zum heimlichen Highlight avancierten Pe Werner, die schon mit „Dieses Kribbeln im Bauch“ Gänsehautstimmung hervorrief und ihr langjähriger Weggefährte Heinz Rudolf Kunze, der nicht minder intensiv in seine Machwerke eintauchte. Als er Pe Werner schließlich für das einst auch gemeinsam wiederaufgelegte „Dein ist mein ganzes Herz“ an seinen Piano holte und die beiden zu einer herrlichen Symbiose verschmolzen: Spätestens da war klar, dass der Liederabend auf Banz einmal mehr das Gütesiegel „herausragend“ verdiente. Schon jetzt läuft der Vorverkauf für das Jahr 2024: Mit Keimzeit, Claudia Koreck, Pippo Polina, Pizzera und Jaus, Werner Schmidbauer, Alin Coen, Gisbert zu Knyphausen und Dreiviertelblut ist es einmal mehr hochkarätig besetzt.