Wer in eine Komödie geht, will amüsant unterhalten werden, wobei ein bisschen Niveau nicht schaden kann. Joe Ortons ziemlich groteske Komödie Beute, die jetzt am ETA-Hoffmann-Theater Bamberg Premiere hatte,ist unterhaltsam, doch leider weitgehend frei von Hintersinn, also bestenfalls eine Farce. Freilich eine, deren Situationskomik in der Bamberger Inszenierung Stefan Ottenis virtuos durchdekliniert wird.
Als Personal braucht dieser Krimi-Plot einen Under-Cover-Agenten, zwei Bankräuber, eine Heiratsschwindlerin und einen depperten Ehemann – nicht zu vergessen dessen jüngst auf rätselhafte Weise verblichene Ehefrau, die freilich als Leiche noch omnipräsent ist. Die Dame in diesem Quintett arbeitet als Pflegerin, also in einem Job, der die Beseitigung von Ehemännern und anderen „überflüssigen“ Zeitgenossen erheblich vereinfacht.
Der um Aufklärung bemühte Polizist schlüpft under cover in die biedere Rolle eines Mitarbeiters der örtlichen Wasserwerke und sorgt schon deshalb für irritierende Konstellationen.
Dass die beiden Ganoven als schwul „gelesen“ werden (wie man jetzt neudeutsch sagt…), tut wenig zur Sache, doch wer das als aufgesetzt empfindet, sollte sich an einen Aspekt in der Vita des Autors erinnern. Joe Orton war nämlich homosexuell, wohnte mit seinem Partner in beengten Verhältnissen zusammen und führte ein ebenso promiskes wie turbulentes Leben. Dass der ihn später mit einem Hammer erschlug, war zwischenmenschlich weniger nett, zumal es Orton verunmöglichte, die erfolgreiche Verfilmung seiner Komödie zu erleben.
Das Stück, so klamottös es daher kommt, lebt in Bamberg von seiner Rasanz. Das verdankt sich nicht nur der Regie, sondern auch der originellen Bühnenbildidee Nora Johanna Gromers, die freilich nach jeder Aufführung viel zu reparieren haben wird, weil einiges zu Bruch geht. Dürftig wirkt der Einfall, den offensichtlichen Mangel an Witz des Stückes am Ende durch das völlig unmotivierte Erzählen von Späßen zu kompensieren, die arg an Comedy-Niveau erinnern.
Zur Bilanz des Abends gehört unbedingt, dass die Truppe des ETA-Theaters wieder einmal klasse war, zumindest das famose Quintett auf der Bühne. Stephan Ulrich mimt da einen wunderbar jämmerlichen Hausherrn, an dem letztlich die Schuld am Verschwinden der Gattin abgeladen wird. Marek Egert lässt die homo- bzw. heteroerotischen Anwandlungen souverän an sich abperlen, Leon Tölle schlüpft sogar aktiv in die Rolle des Klischee-Schwulen. Eric Wehlan zeigt wie schon so oft seine pfiffigen Kabinettstückchen, das ist einmal mehr virtuos. Bleibt noch Alina Rank als Heiratsschwindlerin, die diesem fulminanten Tetrapack mit ihrer mimisch-gestischen Vielseitigkeit zum trefflichen Mittelpunkt gereicht. Ach ja, die verräterischen Puschen müssen noch erwähnt werden, die einst der Toten gehörten, bei der Applausverbeugung aber als ironisches Zitat die Füße des Regisseurs zieren.