Im Rahmen der Feierlichkeiten rund um den 200. Todestag E.T.A. Hoffmanns gibt es zu Ehren des Dreifachgenies (Musik, Literatur, Bildende Kunst) eine „Hoffmann-Nacht“ im Bamberger Stephanshof und in der angrenzen Stephanskirche. Deren Kantorin, Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper, beschließt den Abend mit der Aufführung eines Mozart/Hoffmann-Programms. Die Kantorei St. Stephan inklusive Orchester wird unter ihrer Leitung das Requiem-Fragment von Wolfgang Amadeus Mozart in Kombination mit der „Messe in d“ von E.T.A. Hoffmann interpretieren. Wir befragten sie zu diesem Projekt mit seinen spezifischen Bambergbezügen.
Ja. Schon die Besetzung bei einzelnen Sätzen, der Umgang mit Solisten und Chor, die Tonart und die Tonsprache erinnern ganz deutlich an das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. E.T.A. Hoffmann geht aber darüber hinaus, indem er die Tonsprache weiterführt, etwa indem er romantische, wirklich gewagte harmonische Verläufe und spannende neue Motivik komponiert. Er zeigt aber auch, dass er, wie übrigens auch Mozart, die Kunst der Kontrapunktik von Johann Sebastian Bach beherrscht und komplexe Fugen schreiben kann. Beim Hören wird man auch immer wieder an die große „Amen-Fuge“ aus Georg Friedrich Händels „Messiah“ erinnert oder an Chöre aus der „Schöpfung“ von Joseph Haydn. Dabei ist E.T.A. Hoffmann aber immer E.T.A. Hoffmann. Ich bin von der Messa in d wirklich begeistert. Eine Entdeckung!
Die Messe komponierte E.T.A. Hoffmann in seiner Warschauer Zeit und wollte sie in Bamberg, aufführen, um dem Publikum zu zeigen, dass er ein guter Komponist ist. Er selbst sagt zu seiner Messe, dass es sein bestes musikalisches Werk ist. Es ist unwahrscheinlich, dass die Bamberger ihm die Gelegenheit gaben, dieses komplexe Werk aufzuführen. Es sind keine Stimmen erhalten, ausschließlich die Partitur, so dass man vermuten kann, dass der Komponist sein Werk nie gehört hat. Eine Aufführung der Messe und des in Bamberg komponierten „Miserere“ ist erst 1958 in der Karmelitenkirche belegt.
Es ist eine komplette Messkomposition, also im Gegensatz zum Requiem von Mozart ist das Werk vollendet erhalten.
Das Fragment des Requiems, also wirklich nur der „echte“ Mozart wird in die Messe eingebettet. Das Konzert beginnt mit einer Overtura von E.T.A. Hoffmann, mündet dann in den Introitus des Requiems, das in Takt acht im Lacrimosa endet. Da gibt es eine unglaubliche Steigerung bei Mozart, die der Komponist selbst nicht mehr auflösen konnte, weil er über der Komposition starb. Ich werde mit dem Kyrie aus der Messe von Hoffmann antworten. Es ist ein Experiment, aber ich glaube, es kann gelingen.
Ich könnte mir vorstellen, dass es musikalisch so schlüssig weitergeht, dass der Zuhörer, wenn er das Mozart Requiem nicht kennen würde, den Übergang als vollkommen schlüssig empfindet. Ich denke aber, dass ich eventuell eine Generalpause zwischen den Werken machen werde. Aber das entscheidet sich erst in der Generalprobe mit dem Orchester, wie der Übergang am besten wirkt.
E.T.A. Hoffmann komponiert zupackend und kompakt, so dass seine gesamte Messkomposition nur 35 Minuten dauert. Das kombiniert mit dem Fragment von Wolfgang Amadeus Mozart mit auch nur 25 Minuten, kommen wir auf eine gute Stunde. Eine Stunde, die vollgepackt ist mit genialer Musik. Ich glaube, E.T.A. Hoffmann würde sich über diese Kombination, seines „besten musikalischen Werkes“ mit der von ihm als „göttlich“ bezeichneten Musik von Wolfgang Amadeus Mozart sehr freuen. Ein würdiger Abschluss der E.T.A.-Hoffmann-Nacht zum Jubiläum des für Bamberg so wichtigen Komponisten, Poeten und Musiker.