Das Highfieldfestival. Seit jeher eine Begegnungsstätte guter Laune und einer unbeschwerten Zeit. So sollte es auch bei der insgesamt zwölften Auflage nach dem Umzug vom namensgebenden Stausee Hohenfelden an den Störmthaler See im Süden Leipzigs sein.
Und das war es auch. Zumindest fast zwei der insgesamt drei Festivaltage. Es wurde bei allerbestem - einmal mehr fast zu warmen - Wetter gefeiert, was das Zeug hielt. Egal, welches Genre die Bands auf den beiden Bühnen bespielten: Die Stimmung war gut, manchmal ausgelassen und vor allem friedlich und von gegenseitigem Respekt gepflegt. Als der Berliner Rapper Ski Aggu - dessen Markenzeichen die getragene Skibrille ist - auf die Bühne trabte, lag ein besonderer Festivalmoment in der Luft. Zwei Tage vor dem Highfield verletzte sich die bürgerlich als August Jean Diedrich bekannte Rampensau schwer am Rücken. Sein Auftritt hing am seidenen Faden. Mit Rückenprotektor ließ er sich zeitweise von Helfern über die Bühne tragen, performte auf hohem Niveau. Der Mix aus Schmerzmitteln und Bier: Kein Problem. Schließlich lief alles reibungslos. Lange Zeit zumindest. In den finalen Zügen seines Auftrittes dann der Moment, der jedem Festivalbesucher und erst recht jedem Veranstalter einen (nicht sehr wohligen) Schauer über den Rücken laufen lässt: Keine 100 Meter hinter dem Publikum gerieten zwei Gondeln des traditionell dort aufgebauten Riesenrades in Brand. Es sind Nuancen, die zwischen Besonnenheit und möglicher Massenpanik entscheiden. Die Macher taten vermutlich das einzig richtige - zumindest rückblickend: Sie "flüsterten" dem Künstler über die Kopfhörer ins Ohr, dass er sein Publikum unterhalten und keinesfalls den Gig abbrechen solle. Ski Aggu tat das. Zwar mitunter grenzwertig, was seine Ansagen via Mikrofon angingen, aber das war resümierend komplett egal. Das Ziel, die geschockte Menge von mehreren Tausend Menschen zur Ruhe zu bringen, hat er erreicht. Und der Betreiber des Riesenrades hat es vermutlich durch das besonnene Handeln seiner Mitarbeiter geschafft, mehr als 16 ins Krankenhaus gebrachte Menschen zu verhindern. Die bei einem Gästewechsel am Boden in Brand geratene Gondel wurde nach oben gefahren, um sie dort ausbrennen zu lassen. Ein schauderhafter Anblick, der mutmaßlich eine größere Katastrophe verhinderte. Die Gäste des Festivals waren schockiert, aber die Feierstimmung war bei vielen nicht getrübt, da das Ausmaß des Brandes recht schnell die Runde machte und die Rettungs- und Löschmaßnahmen zügig über die Bühne gingen. So mussten die Kooks ihren von vielen herbeigesehnten Auftritt zwar canceln, Cro überließ ihnen aber für zwei Songs die Bühne. Ohne den Zwischenfall wäre das Highfield einmal mehr das gewesen, wofür es bekannt ist: Ein buntes Potpourrie an Bands, die genreübergreifend zu begeistern wissen. Und das auch taten. War der Freitag schon ein Festival der guten Laune mit einem bestens aufgelegen Peter Fox als Highlight - spätestens als die Donots die Bühne enterten, war die Stimmung prächtig, was sich bei Trettmann, Alligatoh und Provinz nicht ändern sollte. Samstag schien alles bereit für einen Tag voller Highlights: Panteon Rococo sorgte für ein absolutes Ausrufezeichen. Die mexikanische Ska-Mestizo-Rock-Band, hierzulande trotz langer Band- und Festivalhistorie eher unbekannt, rockten und feierten einmal mehr auf allerhöchstem Niveau. Als sich mit Ski Aggu der Partylevel noch erhöhte, war der Weg bereitet für einen grandiosen Abend - eigentlich. Der Feierstimmung tat der Brand keinen Abbruch. Auch am finalen Tag wurde trotz des einsetzenden Regens wieder getanzt, was die Körper hergaben. Zwar waberte das Unglück noch immer über dem Festival, doch die Gäste ließen sich nicht wirklich davon abbringen. Mit dem Abschiedsauftritt von Marsimoto und dem Gastspiel von Macklemore - einer von nur drei Auftritten in Deutschland in diesem Jahr - fand das Highfield ein würdiges Ende. Ganz im Sinne der verletzten Personen. Aber auch im Sinne der friedlich versammelten Partyschar. Die durfte gleich noch einmal frohlocken. Für das nächste Jahr, an dem Wochenende um den 16. August kehrt man zurück an den Störmthaler See, wurden K.I.Z. als erster Headliner vorgestellt.