Dieses Frühjahr lohnt sich ein Ausflug ins barocke Bayreuth mehr denn je. Ab dem 22. April 2023 öffnet zum einen das „Markgräfliche Opernhaus: Welterbe & Museum“ seine Pforten. Das neue Museum der Bayerischen Schlösserverwaltung stellt das UNESCO-Welterbe Markgräfliches Opernhaus in den Mittelpunkt. Zum anderen starten am 6. Mai die Residenztage mit pompösem Programm.
Dieses einzigartige Monument des Opernhauses hat als eine der wenigen ephemeren, d.h. auf Kurzlebigkeit angelegten barocken Festarchitekturen die Zeiten überdauert und wurde 2012 in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Um dieses Zeugnis für kommende Generationen zu bewahren, wurde es von 2012 bis 2018 unter der Fachaufsicht der Bayerischen Schlösserverwaltung und des Staatlichen Bauamts Bayreuth aufwendig restauriert und saniert. Neben dem Erhalt der Welterbestätten kommt Ihrer Vermittlung eine hohe Bedeutung zu – seitens des UNESCO ebenso wie seitens der Bayerischen Schlösserverwaltung als Hüterin dieses Schatzes. Somit folgt nun, gleichsam als letzter Akt, die Eröffnung der neuen Ausstellung rund um das Markgräfliche Opernhaus und die Bayreuther Fest- und Theaterkultur der Barockzeit.
Hauptprotagonist des neuen Museums ist das UNESCO-Welterbe Markgräfliches Opernhaus Bayreuth selbst. Untrennbar verbunden mit dem Opernhaus ist seine Erbauerin Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Die Schwester Friedrichs des Großen war selbst als Komponistin, Librettistin und Intendantin an ihrem Opernhaus tätig und verhalf dem kleinen Markgrafentum Bayreuth zu kultureller Blüte. Errichtet wurde das Opernhaus anlässlich der Hochzeit der einzigen Tochter Markgräfin Wilhelmines im Jahr 1748 vom weltberühmten Theaterarchitekten Giuseppe Gallo Bibiena. Eingeweiht wurde es mit einem glänzenden Fest und den italienischen Opern Ezio und Artaserse im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten. Diese Raumschöpfung beeindruckte bereits Richard Wagner, der wegen des Markgräflichen Opernhauses seinen Weg nach Bayreuth fand.
Seinen Platz findet das neue Museum im dem Opernhaus benachbarten Redoutenhaus. Dieses fügt sich selbst in die Bayreuther Theatergeschichte mit ein. Bereits 1714 war an dieser Stelle ein Theaterbau unter Markgraf Georg Wilhelm entstanden, der Opern- und Theateraufführungen, Bällen und Festen diente – das „Redouten- und Operahaus“. Nachdem unter Georg Wilhelms Nachfolger Georg Friedrich Carl der Spielbetrieb auf den Bayreuther Bühnen eingestellt worden war, belebte erst dessen Schwiegertochter Wilhelmine das Musiktheater wieder und verhalf dem Bayreuther Kulturleben dabei zu seiner bislang größten Blüte. Sie ließ das Redoutenhaus 1740 grundlegend erneuern und errichtete bzw. unterhielt mehrere weitere Theater, darunter mehrere Freilufttheater. Das Redoutenhaus wurde in den 1960er Jahren entkernt, so dass kaum historische Substanz erhalten ist. Für das neue Museum wurde das Redoutenhaus grundlegend unter Fachaufsicht der Bayerische Schlösserverwaltung und des Staatlichen Bauamts Bayreuth saniert.
In aufwändig gestalteten Ausstellungsräumen taucht das Publikum mit allen Sinnen in die Geschichte des Opernhauses und die aufregende barocke Theaterwelt ein. Das Museum präsentiert Wissenswertes über das Markgräfliche Opernhaus, weitere Spielstätten des markgräflichen Hofs wie Ruinentheater oder die Seebühne Sankt Georgen sowie über die barocke Theaterpraxis auf und hinter der Bühne. Zahlreiche interaktive Stationen, Modelle und Originale machen das Barocktheater erlebbar. Eine multimediale Rauminszenierung erweckt die Fürstenhochzeit von 1748 zum Leben, die Anlass für die Errichtung des heutigen Weltkulturerbes war. Das „klingende Museum“ lässt die Besucherinnen und Besucher in die Musik des 18. Jahrhunderts und der internationalen in Bayreuth tätigen Bühnenkünstlerinnen und Künstler eintauchen. Einzigartig ist die bespielbare Rekonstruktion einer barocken Bühne: Hier können große wie kleine Gäste Bühnenluft schnuppern und sogar zu Maschinisten werden, die Strippen ziehen und Kulissen schieben. So lassen sich die verschiedenen Facetten des Markgräflichen Opernhauses im wahrsten Sinne des Wortes aktiv begreifen. Die Ausstellungsarchitektur übersetzt barocke Theaterillusionstechniken in verblüffende zeitgenössische Raumbilder. Vom 23. April bis zum 7. Mai gibt es ein Programm mit Themenführungen, Blicken hinter die Kulissen, Musik, Mitmachaktionen, Vorträgen und Veranstaltungen für große und kleine Entdecker, das Einblicke in die Museumsneukonzeption und die Sanierung des Redoutenhauses bietet.
Am Samstag, den 6. Mai beginnen schließlich die Residenztage mit einer Themenführung im Neuen Schloss. In dieser Führung erleben Sie die barocke Etikette innerhalb der (Hof-)gesellschaft und erfahren mehr zur Symbolik des Miteinanders zwischen Intimität und Distanz, Privatem und Öffentlichem. Parallel findet am selben Standort Barocktanz statt, bei dem ein professionelles Ensemble zum Zuschauen einlädt und im Museum lockt ein Vortrag zu den Hochzeitsfeierlichkeiten. Der Sonntag, 7. Mai, beschließt die Veranstaltungen mit einer Themenführung im alten Schloss Eremitage.