Was eigentlich 2007 mit ersten Recherchen für die Wanderausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ begann und 2013 mit der Machbarkeitsstudie zur Einbringung dieser Ausstellung im ehemaligen Gauforum in Weimar richtig Fahrt aufnahm, hat nun am 8. Mai 2024, also genau 79 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ein rühmliches Ende gefunden. Gleichzeitig mit der Eröffnung der Sonderausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ der Klassik Stiftung Weimar wurde das „Museum für Zwangsarbeit“, das in der Trägerschaft der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dorau verwaltet wird, der öffentlichen Nutzung übergeben. In fast 4-jähriger Bauzeit konnte dieses Gebäude, das exemplarisch für den monumentalen Traditionalismus der nationalsozialistischen Architektur steht und als ehemalige Machtzentrale sowohl Propaganda als auch Verwaltungszwecken diente so umgebaut werden, dass es höchsten musealen Ansprüchen gerecht wird.
Die Dauerausstellung präsentiert einzigartiges und weitgehend unbekanntes Material. Die gezeigten Dokumente, Bildüberlieferungen und Fallgeschichten sind das Ergebnis langjähriger akribischer Recherchen in Archiven in Europa, den USA und Israel. Das Ausstellungsteam aus sieben Historiker:innen konnte auf ausgewiesene Fachkompetenz in der Erforschung von NS-Zwangsarbeit und -Geschichte, auf eine breite Kenntnis der internationalen Archivlandschaft sowie auf langjährige Erfahrungen in der Ausstellungsarbeit zurückgreifen.
Auf Grundlage der außerordentlich engmaschigen Überlieferung sind in der Ausstellung historische Ereignisse und Schicksale im Detail rekonstruiert. Sie werden in verdichteten Szenen dokumentiert, die es den Besuchenden ermöglichen, die Geschichte anhand der originalen Zeugnisse nachzuvollziehen. In der Zusammenschau der über 60 repräsentativen Fallbeispiele ergibt sich ein Gesamtbild der NS-Zwangsarbeit, das deren Charakter als Massenphänomen wie auch als Gesellschaftsverbrechen deutlich macht.
Das Museum präsentiert erstmals die ganze Bandbreite der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus: Erzählt wird die Zwangsarbeit vor und während des Zweiten Weltkrieges und es wird der Blick sowohl auf die Zwangsarbeit in den besetzten Gebieten als auch im Deutschen Reich gerichtet. Zudem stehen alle Gruppen von Zwangsarbeiter:innen im Fokus: Zivilarbeiter:innen aus dem besetzten Europa, Kriegsgefangene, Strafgefangene, KZ-Häftlinge, Jüdinnen:Juden sowie Sinti:zze und Rom:nja. Schließlich werden auch die Folgen nach der Befreiung der überlebenden Zwangsarbeiter:innen im Frühjahr 1945, die beschämend lange Geschichte ausbleibender Entschädigungen und die zu späte Würdigung der Überlebenden thematisiert.
Das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus befindet sich am Jorge-Semprún-Platz 2 in 99423 Weimar. Es ist täglich von 10 – 18 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag. Weitere Informationen gibt es unter www.museum-zwangsarbeit.de