
Wer vom Weltkulturerbe Bamberg spricht, kommt kaum umhin, auch den romantischen Dichter E.T.A. Hoffmann zu erwähnen. Wie gern der berühmte Schriftsteller hier lebte und sich verwirklichte, prägt bis ins Heute das kulturelle und gesellschaftliche Antlitz der fränkischen Stadt. Denn nicht nur Straßen-, Platz- und Häuserbezeichnungen verdankt Bamberg seinem vielgeschätzten Residenten, auch das Stadttheater trägt ostentativ seinen Namen. Im späten 20. Jahrhundert, anlässlich des 1.000-jährigen Jubiläums der Stadt Bamberg, rief die damalige Intendanz die Calderón-Festspiele aus: Theatergenuss im Sommer unter freiem Himmel. Den schon damals lange verstorbenen Schriftsteller hätte das in mehrerer Hinsicht gefreut; nicht zuletzt deshalb, weil sein Lieblingsdichter Pedro Calderón de la Barca für den Namen der Spiele Pate stehen darf.
Was 1973 ins Leben gerufen wurde erfreut sich auch jetzt im Jahr 2019 noch immer größter Beliebtheit. Vor der malerischen, mittelalterlichen Kulisse der Alten Hofhaltung mit ihren traditionellen Fachwerkbauten wird es auch dieses Jahr den ganzen Juli hindurch Freilufttheater zu erleben geben. Diese Spielzeit ist es „DER BRANDNER KASPAR UND DAS EWIG‘ LEBEN“, der vom Ensemble des E.T.A.-Hoffmann-Theaters auf die Bühne gebracht wird, in der Bühnenfassung von Kurt Wilhelm nach einer Erzählung Franz von Kobells.
Der Brandner Kaspar ist ein rustikaler, genießerischer Senior von 72 Jahren, der zurückgezogen mit seiner Enkelin Marei in einem beschaulichen Bauernanwesen lebt und bei jedem Dorffest gern zugegen ist. Denn obwohl er nicht mehr der Jüngste ist, will er sich das Streichespielen nicht verderben lassen. Eines Tages steht der Boandlkramer, der Tod, vor ihm und will ihn holen. Das passt dem Brandner Kaspar eher weniger in den Kram. Er schafft es, den Tod mit Hilfe von Kerschgeist beim Kartenspiel zu überlisten und sich weitere achtzehn Lebensjahre zu ergaunern. Dadurch bringt er jedoch die himmlische Ordnung gehörig durcheinander und den Tod in die Bredouille. Denn wenn Kaspar ihm nicht freiwillig folgt, muss ein anderes Familienmitglied für die ermogelten Lebensjahre herhalten.
Franz von Kobells Originalwerk ist ein Klassiker der Bayerischen Literatur, und Kurt Wilhelms Bühnenfassung wurde bisher von über sechzig Theatern im deutschsprachigen Raum gezeigt. In Bamberg auf die Bühne stellen dürfen es Regisseurin Susi Weber und ihr Bühnen- und Kostümbildner Luis Graninger, deren Arbeit mit Shakespeares „EIN SOMMERNACHTSTRAUM“ schon bei den Festspielen in der Spielzeit 2017/18 großen Beifall erntete.