Bodo Wartke hat im Frankenland einen wohlklingenden Namen. Der mit seinem Swingprogramm „Swingende Notwendigkeit“ am 1. Dezember in der Hofer Freiheitshalle und am 3. Dezember in der Nürnberger Meistersingerhalle gastierende Hamburger Klavier-Kabarettist moderierte schließlich jahrelang das Bad Staffelsteiner Kult-Festival „Songs an einem Sommerabend“.
Vor zehn Jahren übernahm er die Moderation von der deutschen Liedermacherin Joana, stand dem Festival – durch das ihn eine intensive Freundschaft mit Reinhard Mey verbindet - insgesamt sieben Jahre lang vor. Schon vorher und auch nach seinem Abschied als Moderator war er immer wieder in Bad Staffelstein zu Gast. Und begeisterte dabei ein ums andere Mal mit herrlich abwechslungsreichen Kontrapunkten in den Programmen.
Schließlich ist der gebürtige Hamburger anders als die anderen. Der 39-jährige hat eine ganz untypische Karriere hinter sich, die in vielen Kleinigkeiten anders ist, als es bei anderen Kabarettisten der Fall ist. Und er unterscheidet sich auch in seinem Bühnenwesen. Wo es heutzutage der gute Ton fast schon verlangt, die politischen Aspekte in den Fokus der Bühnenarbeit zu rücken, bleibt Bodo Wartke seinen Ursprüngen treu. Die Liebe ist der zentrale Aspekt in seinem Tun. Wenn er, zumeist alleine mit seinem Flügel, auf der Bühne auftaucht, herrscht ein seltsames und doch so heimeliches Gefühl vor. Seine Texte handeln von Beziehungsproblemen, von den Wirrungen der Liebe und allem, was das zwischenmenschliche lebens- und liebenswert macht. Dass er dabei bei seinem inzwischen seit drei Jahren auf hohem Niveau auf den Bühnen der Republik stattfindenden Programm „Swingende Notwendigkeit“ ganz neue Wege ging, passt nur allzu gut in die Vita des Sohnes eines Ärzte-ehepaars. Zusammen mit The Capital Dance Orchestra präsentiert er seinen Swing-Abend. Und die Band zeugt von dem hohen Qualitätsanspruch, den Bodo Wartke hegt. Schließlich gilt die 16-köpfige Swing-Band unter Leitung des Geigers Daniel Canisius als einer der herausragenden der Republik. Hervorzuheben ist da mit Sicherheit das „Irgendwo auf der Welt“-Programm mit Nina Hagen als Frontfrau. Aber auch Katja Riemann, Barbara Schöneberger und der legendäre Johannes Heesters standen dem Ensemble schon vor.
Jetzt also Wartke statt Heesters. Und das mit Erfolg. „Swingende Notwendigkeit“ ist ein mitreißendes musikalisches Feuerwerk, das sämtliche Spielarten des Swing und alle angrenzenden Stile präsentiert – und dabei ist der Spaßfaktor des anscheinend dauergutgelaunten Frontmannes noch gar nicht ins Kalkül gezogen. Bodo Wartke und das Capital Dance Orchestra spielen ein opulentes Programm mit Evergreens aus Bodo Wartkes vier Klavierkabarettprogrammen und einigen neuen Kompositionen. Mit seinem ausgeprägten Gespür für gute Unterhaltung, einem bestens aufgelegten Orchester und bezaubernden Backgroundsängerinnen erweckt ein charmanter Bodo Wartke die legendären Tanzpaläste in ihrer ganzen Pracht zu neuem Leben. „Ich erfülle mir mit swingende Notwendigkeit einen Traum“, sagt der singende Kabarettist selbst über das Programm. Eine Erkenntnis, die man ihm ohne zu zögern abnimmt, hat man ihn und seine Mitstreiter einmal live erlebt. Es ist nicht alleine der Swing, der den Besuchern seiner Konzertabende ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Wartke und das Orchester testen sämtliche Spielarten des Swing an, überzeugen dabei in allen Belangen. Und dabei ist die mittlerweile gassenhauerartige Züge annehmende Kooperation des auch als Schauspieler erfolgreichen Wartke und der Band einem puren Zufall zu verdanken. Er und Orchesterchef Canisius trafen sich zufällig am Flughafen. Aus dem Treffen entwickelte sich die Idee, aus der Idee ein opulenter Konzertabend. Einer, der die Menschen begeistert. Nicht nur Zuhörer, auch die – im klassischen Genre mitunter als überkritisch bekannte – Presse überschlägt sich in ihren Kritiken. Kaum ein Abend, an dem die Probanden nicht über den grünen Klee gelobt werden. Kritikpunkte gibt es nur sehr selten auszumachen. Was auch daran liegt, dass Bodo Wartke die Bühnenpräsenz nicht überstrapaziert. Er war schon immer einer, der die täglichen Ruhepausen zwischen den einzelnen Konzertabend als sein persönliches kräfteschöpfendes Element geschätzt und gepflegt hat. Und diese schöpferischen Pausen wiederrum merkt man dem auf der Bühne mitunter hyperaktiv wirkenden Nordlicht deutlich an. Er ist einer, für den sein Publikum noch hohen Stellenwert genießt. Und das hat gute Gründe. Auftritte in Funk und Fernsehen sind ihm weiterhin ein Greuel. Wo andere im Zuge inflationär die Republik überschwemmenden Shows ein breites Publikum, und damit potenziell zahlende Konzertgänger, ansprechen, nimmt er sich ganz bewusst aus dieser Strömung heraus. Womit sich recht einfach erklärt, weshalb Bodo Wartke nur selten im Fokus steht. Trotz 20-jähriger Bühnenerfahrung mit teils spektakulären Programmen („König Ödipus“) gilt der seit Jahren in Berlin wohnende Tausendsassa noch immer als eine Art Geheimtipp. Ein Geheimtipp, der längst seinen Stellenwert in der Branche hat. Unzählige Preise, ob im Kabarett-, im Kleinkunst- oder im Chansonbereich sprechen eine deutliche Sprache. Und die deutlichste Sprache sprechen in allen Fällen sowieso die Eltern. Einst verriet Wartke in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel das wohl größte Kompliment, dass man als Musiker nur bekommen kann. Von der eigenen Mutter. Die antwortete auf des Sohnes Einlassung, wonach er lieber Medizin studiert hätte, um kranken Menschen helfen zu können: „Ja, das stimmt, aber mit dem, was du kannst, sorgst Du vielleicht dafür, dass sie gar nicht erst krank werden.“ Mehr Worte braucht es eigentlich nicht.
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Bodo Wartke und David Canisius, Foto © Nele Martensen