Es ist so etwas wie die fünfte Jahreszeit in Nürnberg: Das Bardentreffen. Wenn am 28. Juli der mittlerweile 42. Eröffnungsgong zum dreitägigen – wie gewohnt gratis (aber nicht umsonst!) angebotenen – Spektakel erklingt, heißt es wieder: Ausnahmezustand in der Innenstadt der Kulturmetropole an der Pegnitz.
Am Hauptmarkt, hinter der Lorenzkirche, auf der Insel Schütt und an weiteren Plätzen stehen große Bühnen, um ein Spektakel zu einem der grandiosen Spektakel werden zu lassen. Die Besucher tanzen vor den zahlreichen Bühnen und genießen das beeindruckende Flair der Nürnberger Innenstadt, können gedankenverloren von einer zur nächsten Bühne bummeln. Für die vielen Straßenkünstler aus der ganzen Welt sind Plätze und Gässchen die Bühne, auf der sie sich präsentieren. Überall bekommen Sie so beim Bardentreffen interessante und abwechslungsreiche Musik aus allen Ecken der Welt zu hören. Unter dem Titel „Gegenwind“ liegt der Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr vor allem auf Blasmusik – der freilich etwas anderen Art. Waren Tuba, Posaune und Trompete früher meist in Bierzelten auf der Dorfkirchweih zu Hause, haben die Blasinstrumente in den letzten Jahren in angesagten Clubs und auf großen Musikfestivals Einzug gehalten. Musikalisch gibt es dabei kaum Grenzen: Blasmusik findet sich in aktueller Popmusik genauso wie in Hip-Hop, House und der traditionellen Dorfkapelle wieder – national wie auch international.
Auch beim diesjährigen Bardentreffen geben sich Künstler aus Deutschland und Bands aus der ganzen Welt die Klinke in die Hand. Neben Moop Mama, Fiva & Jazzrausch Bigband, Meute oder Loisach Marci stehen deshalb auch Red Hot Chili Piper aus Schottland, Hot & Brass Band aus New Orleans, Bixiga 70 aus Brasilien, Electro Deluxe aus Frankreich, das Džambo Aguševi Orchestra aus Mazedonien, Fanfaraï aus Algerien oder Rosario Smowing aus Argentinien auf den Bühnen in der Nürnberger Altstadt. Es ist angerichtet für den dreitägigen Ausnahmezustand. „Das Image von Blasmusik hat sich hierzulande seit ein paar Jahren stark verändert“, betonte Festivalleiter Rainer Pirzkall im Rahmen einer Pressekonferenz, „uns geht es weniger um das traditionelle Verständnis von volksmusizierenden Bayern in Lederhosen, als vielmehr um den Einfluss der Blasmusik auf die aktuelle Popmusik zwischen Heimat, Hip-Hop und House.“ Was einst als minimalistisches Projekt zugunsten der vielschichtigen fränkischen Liedermacherszene und zu Ehren des 400 Jahre vorher verstorbenen Meistersingers Hans Sachs 1976 begann, hat sich längst in den Rang eines Weltmusik-Festivals hochgespielt. Und doch bleibt es seinen Wurzeln treu: Es ist ein Mekka für Straßenmusiker. Und ein Mekka für die, die abgeschiedene, idyllische Ruhe und doch reges Treiben nicht als Widerspruch, sondern als in sich harmonierende Einheit verstehen.
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Babardentreffen Nürnberg, Foto © C. Meyer