
Mittelaltermärkte, Festivals sowie auch die Musik jener Zeit, zumindest das, was man sich heute unter der Musik des Mittelalters vorstellt, ziehen Besucher wie Magneten an. Oft ein wenig romantisiert, bleibt die Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Lebenswelt außen vor. Die Kunstsammlungen der Veste Coburg, haben da einen anderen Ansatz. Geschichte soll lebendig und erlebbar werden. Im historischen Ambiente der Burganlage, deren älteste Teile an die 800 Jahre alt sind, kann man gut in die Vergangenheit eintauchen. Ein Erlebnis für die ganze Familie. Von der imposanten Anlage, die sich gut 150 Meter über dem Stadtzentrum befindet, hat man auch einen wunderbaren Blick auf die Stadt Coburg. Am 20. und 21. Juli 2024 laden die Verantwortlichen der Veste Coburg zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein. Im Mittelpunkt stehen die beiden bedeutendsten Epochen der Veste Coburg, das 15. und das 17. Jahrhundert.
Um 1500, so heißt es in er Pressemeldung, hätten die sächsischen Kurfürsten hier prachtvoll Hof hier gehalten und auch Martin Luther habe 1530 für mehrere Monate im Schutz der Mauern verbracht. Während des Dreißigjährigen Krieges etwa diente die Veste als wichtige protestantische Bastion, die militärisch nie erobert werden konnte. Ein kommerzielles Mittelalter-Spektakel soll die Zeitreise allerdings nicht bieten, sondern helfen, einen möglichst authentischen Blick in die Vergangenheit der Burg sowie das Leben der damaligen Menschen zu werfen.
Das Zeitreise-Wochenende rückt etwa das historische Handwerk in den Blick, damit auch die Menschen, die die Gegenstände, die in Friedens- und Kriegszeiten benötigt wurden, hergestellt haben. Dadurch werden auch die Berufe und Waren jener Zeit gespiegelt. Dazu gehörten neben vielem anderen etwa Kleidung, Lederwaren oder auch Kettenhemden.
Gleichzeitig können die Besucherinnen und Besucher das Leben der Ritter sowie das Lagerleben nachempfinden. Man erfährt zum Beispiel etwas über Büchsenmacher, Rüstungen und das Leben der Ritter und Landsknechte. Wie es im Einzelnen genau ausgesehen hat, kann heute niemand mit Sicherheit sagen. Allerdings soll die Zeitreise ein Bild entwerfen, um einen Eindruck zu geben, wie es, unter Zuhilfenahme historischer Zeugnisse, gewesen sein könnte.
An unterschiedlichen Plätzen der Burganlage können die großen und kleinen Mittelalterfans etwa die Ausrüstung und ihre Träger in Aktion erleben. Vorführungen mit Kanonen, militärisches Feuerwerk, Vorführungen von Armbrustschützinnen und Armbrustschützen oder auch der Drill der Musketiere gehören dazu. Zum ersten Mal wird auch eine historische Feldapotheke mit Arzneimitteln aus dem 17. Jahrhundert mit dabei sein. Sie gibt einen kleinen Einblick in das medizinische Wissen jener Zeit.
Aber nicht nur Zuschauen gehört zum Konzept der Coburger Zeitreise, sondern auch Mitmachaktionen. Besucherinnen und Besucher dürfen selbst aktiv werden und die eigene Geschicklichkeit ausprobieren. Ein Programm speziell für Kinder und Familien sowie auch ein kulinarisches Angebot für die Zeitreise-Gäste soll es zudem geben.
Weiter bieten die Kunstsammlungen der Veste Coburg, mit ihren ganz unterschiedlichen Abteilungen, etwa einem Kupferstichkabinett, einer Glassammlung, einer Jagdwaffensammlung oder auch zahlreichen Autographen und Münzbeständen, reichlich Material, um den historischen Hintergrund abzustecken. Darunter befinden sich unter anderem auch Raritäten, wie der Harnisch des Hofzwerges von Herzog Johann Casimir (Herzog 1572 bis 1633). Nur knapp einen Meter ist diese kleine Rüstung groß, ein „unverzierter Feldharnisch, wie er im 16. und frühen 17. Jahrhundert gebräuchlich war“, wie Dr. Marcus Pilz, Kurator an den Kunstsammlungen der Veste Coburg, in seinem Artikel „Uff den Zwerg Ruppert geschlagen“ ausführt. Kleinwüchsige Menschen, Männer wie Frauen, waren an den Höfen zu dieser Zeit keine Seltenheit, eher gehörten sie zu einer standesgemäßen Hofhaltung. Ihre Rolle war vielfältig, überwiegend in der Funktion als Unterhalter oder Gesellschafter, in manchen Fällen auch als Berater oder gar enger Vertrauter des Herrschers. Trotz ihrer besonderen Stellung weiß man nur wenig über die so genannten „Hofzwerge“. Allerdings waren sie nicht automatisch mit den Hofnarren gleichzusetzen. Die außergewöhnliche Größe der Mini-Rüstung, aber auch ihre Ausführung, nehmen in der historischen Waffensammlung eine besondere Stellung ein. Sie fällt sofort auf und beleuchtet eine ganz eigene Facette der Epoche um 1600. In den Coburger Quellen, stößt man nur vereinzelt auf Namen. Biografische Einzelheiten fehlen ganz.
Einer von ihnen, war der „Hofzwerg“ Ruppert, von dem allerdings keine Darstellung erhalten ist. Dr. Pilz weist in seinem Text auch darauf hin, „Ruppert dürfte eher als Unterhalter tätig gewesen sein, wobei die kostspielige Rüstung dennoch für eine herausgehobenere Stellung spricht.“
Einzelheiten zum Programm sowie einen detaillierten Zeitplan finden Interessierte auf der Website, unter www.veste.kunstsammlungen-coburg.de.