Der Rohstoff Sand scheint unerschöpflich. Doch verschlingen heute vor allem Stahlbeton, Straßenbau und Landgewinnung solche Mengen, dass Bausand zur knappen Ressource wird. Da Wüstensand für Bauzwecke ungeeignet ist, werden insbesondere im globalen Süden Strände abgetragen, Flüsse geschürft und Meeresböden ausgebaggert. Aber auch auf Franken als traditionelles Sandabbaugebiet mit allen Folgeerscheinungen, wie etwa der massiven Veränderung von Landschaften und Flussläufen, kann hierbei verwiesen werden.
Die Münchner Künstlerin Stefanie Zoche geht den verschiedensten Facetten dieses Themas nach. In eindringlichen Bildern und überraschender Formensprache formuliert sie die Gedankenlosigkeit und Widersprüchlichkeit unseres Umgangs mit der kostbaren Ressource Sand und zeigt diese vom 30. November 2017 bis 21. Januar 2018 in der Ausstellung „Sand. Stefanie Zoche“ im Kunsthaus in Nürnberg.
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Programm des KOMM-Bildungsbereichs begleitet und lenkt den Blick auf einen bislang wenig bekannten Aspekt des menschlichen Eingriffs in Geo- und Biosphäre. So findet sich bereits im Eingangsbereich der Ausstellung ein Beton-Tetrapode von 2,20 m Höhe und einem Gewicht von sechs Tonnen, der dem jährlichen pro-Kopf-Verbrauch an Sand in Deutschland entsprechen soll. Hintergrund bilden die Vierbeinigen Wellenbrecher aus Beton, die weltweit an Stränden und Häfen liegen, um Küsten vor Erosion zu schützen. Ihre Verwendung ist heute jedoch umstritten, da der Sand, den sie eigentlich schützen sollen, häufig noch mehr verloren geht und die natürliche Bewegung des Sandes durch küstennahe Strömungen unterbunden wird. Dies ist laut Zoche ein deutliches Beispiel dafür, dass beim Eingreifen des Menschen in natürliche Kreisläufe deren Komplexität oft erst Jahrzehnte später sichtbar wird.
Auch die Videoarbeit ”Fortuna Hill“ stimmt nachdenklich. Sie stellt den illegalen Sandabbau in Marokko und Indien die Investitionsruinen in Spanien gegenüber. Die Reise führt von einem nie benutzen Verkehrsflughafen vorbei an halb fertig gestellten Infrastrukturen zu zahllosen Investitionsruinen von Hotelbauten und gigantischen Wohnsiedlungen. Zurück bleibt eine merkwürde Irritation, die sich durch den Film und die gesamte Ausstellung zieht.
Fotocredits:
„Tetrapode“, Sand, Epoxidharz, Styropor, 2,18 x 2,18 x 2,18 m; SZ, 2015, © Stefanie Zoche