Die Thüringer Bachwochen 2024 finden mit über 50 Veranstaltungen vom 21. März an statt. Hinzu kommen mehr als 100 Termine im Rahmen regionaler Formate, Aktionen und Veranstaltungen. Als „Composer in Residence“ wird die Grammy- und Pulitzer-Preisträgerin Caroline Shaw für eine Woche nach Thüringen kommen. „Ensemble in Residence“ ist das belgische Ensemble Vox Luminis. Zu den namhaftesten Künstlern zählen u.a. der Pianist Fazil Say, der Mandolinenvirtuose Avi Avital, das Ensemble Solomon’s Knot und die Gaechinger Cantorey.
Vor dem Eröffnungskonzert (am 23. März) und der traditionellen Bach-Ehrung am Arnstädter Bachdenkmal (21.3.) gibt es schon einige originelle Veranstaltungen im Februar, so das Zither-Rezital von Sarah Luisa Wurmer am 9.2. in Weimar, den Akkordeon-Abend von Martynas Levickis am 18.2. in Erfurt oder das Gastspiel des Signum Saxophon Quartetts am 22.2. ebenfalls in Erfurt. Am 1. März tritt die Geigerin Rakhi Singh mit Solowerken Bachs und eigenen Arrangements in der Erfurter Kunsthalle auf, am 9. März demonstriert der Perkussionist Philipp Lamprecht seine Virtuosität in Jena.
„The Bach Store“ lautet die Überschrift über einem Projekt, mit dem der amerikanische Pianist Evan Shinners bereits 2022 am Erfurter Anger zu Gast war und das er in seiner Heimat begonnen hatte. 2018 hatte er in New York einen leer stehenden Laden gemietet und einen Monat lang täglich mehrere Stunden Bach gespielt, natürlich bei freiem Eintritt. In Erfurt wird der Bach Store abends zum Konzertsaal und lädt mehrfach unter dem Motto „Von der Wall Street nach Erfurt“ zu Veranstaltungen des Festivals ein. Bach-Ehrungen an den wichtigsten vorherigen Wirkungsstätten des Thomaskantors gehören auch seit Jahren zu den Pflichtveranstaltungen der Thüringer Bachwochen. Diesmal am 21. März in Mühlhausen, Arnstadt und Eisenach.
Das Eröffnungskonzert präsentiert das Ensemble Reflektor mit der Solistin Elina Albach (Cembalo) und dem Videokünstler Dirk Rauscher: Bach in überraschenden Arrangements und im Wechsel mit neuen Klängen von Caroline Shaw. Zuvor hat das Rothko String Quartet im Eisenacher Bachhaus bereits ein imaginäres Oratorium zu Bachs 339. Geburtstag zusammengestellt (21.3.) und das Thüringer Bach Collegium zwei Tage später ein Konzert zum 339. Tauftag Bachs aufgeführt. Silvius von Kessel wartet am 24.3. in Waltershausen mit Improvisationen an der Orgel auf, der Bachchor Eisenach gleichzeitig mit der Johannespassion in der Eisenacher Georgenkirche.
Einen Tag zuvor, also zeitgleich mit dem Eröffnungskonzert am 23. März, gibt es in Eisenach zwei Veranstaltungen: in der Georgenkirche tritt das Thüringer Bach-Collegium mit in den Archiven schlummernden Kostbarkeiten der an den Thüringer Höfen und Residenzen wirkenden Komponisten auf. Anschließend ist im Eisenacher Landestheater eine Uraufführung der skurrilen Art zu erleben: Florian Herscht lässt unvermittelt Wölfe auftauchen und eine Tankstelle explodieren, startet aber anschließend einen Rachefeldzug gegen das Böse. Die Schönheit von Bachs Musik hilft ihm dabei.
Der 24. März hat es heuer in sich: nach Weimar lockt an diesem Tag ein Bach gewidmeter Stadtrundgang, und wer dann noch Zeit hat, sollte sich zu Fazil Says sicherlich staunenswerter Interpretation der Goldberg-Variationen in das dortige Nationaltheater begeben. Man hat an diesem Tag wirklich die Qual der Wahl, denn ein Highlight wird in Erfurt mit der abermaligen Aufführung der Johannes-Passion geboten, diesmal unter der Leitung der frisch gebackenen Thüringer Landeskirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper, die bis vor kurzem noch KMD an Bambergs Stephanskirche war. Das Besondere: vor genau 300 Jahren, am Karfreitag 1724, wurde das Werk uraufgeführt.
Die noch kapitalere Matthäuspassion folgt am 28. März in der Jenaer Friedenskirche unter dem Motto „Vox luminis“. Schließlich gibt es am 30.3. die fragmentarische Markuspassion in einer modernen „Aneignung“ zu hören: CONTINUUM präsentiert eine ganz eigene Sicht auf das Werk. Eine dritte Version der Johannespassion wird am 29.3. vom Ensemble Resonanz im Meininger Staatstheater angeboten. Erwähnenswert sind noch das Programm „Bach in Mexiko“ von Anne Haasch (Gitarre), die Konzerte der Gothaer Kantorei und des Ensemble Hofmusik Weimar am 29.3. sowie das „Bach Project“ Gabriel Prokofievs am 30./31. März in Eisenach.
Auch im April gehen die Thüringer Bachwochen noch dicht gedrängt weiter und enden am 14.4. in der Weimarhalle mit der Aufführung von Bachs H-moll-Messe durch das französische Ensemble Pygmalion. Bereits seit Jahren stehen dessen Musiker und Musikerinnen, angeführt vom Ausnahmedirigenten Raphaël Pichon, auf der Wunschliste der Bachwochen. Welches Finale: Eine sich dem Leben widmende Festivalsaison endet folgerichtig mit dem „Dona nobis pacem“. Schon jetzt lässt sich sagen: ein Riesenprogramm, große Vielfalt der Stile, auf nach Thüringen!