Es ist dieser bestimmte Rhythmus. Dieses gleichmäßige, immer wiederkehrende Klopfgeräusch, wenn Hammer und Stecheisen auf das Holz treffen. Ähnlich dem Takt der gleichförmigen Wiederholungen eines gesprochenen Gebets schlägt Gerd Kanz mit dem Hammer auf das Stecheisen. Sensibel folgen die Hände dabei seiner inneren Eingebung, die dann am stärksten ist, wenn er ganz bei sich ist. Klangenergie und künstlerische Intuition werden eins. Sein Schaffen, das sei eine spirituelle Tätigkeit, sagt Kanz. Mit rhythmischen Schlägen gräbt er mal mehr mal weniger tiefe Schrunden und Furchen, Gitter und Netze in das Holz, das ihm als Malgrund dient. So entsteht die für seine Arbeiten typische Bildtektonik, die rau und zerklüftet an erstarrte Lava, ausgetrocknete Flussläufe, rissige Mauern oder bemooste Felsen erinnert. So entstehen seine typisch kantigen Blütenköpfe, Stengel, Strukturen und Tiefe. Wenn Gerd Kanz malt, dann tut er dies nicht mit Pinsel und Farbpalette auf einer Leinwand, sondern mit den Werkzeugen eines Bildhauers. Und so entstehen Bilder und Farbwelten, die unverwechselbar für sein Schaffen sind, ebenso wie florale Motive und Torbögen, die bestimmende Element im Werk des Künstlers darstellen.
„Kiss me over the garden gate“ (zu Deutsch: „Küss mich über dem Gartentor“) bringt die Kunst von Gerd Kanz in vielerlei Hinsicht auf den Punkt: Zum einen ist da die Liebe zur Natur und deren Farb- und Formensprache, die Kanz in seinen floralen Bildern und Grafiken festhält. Und dann ist da die zweite große Leidenschaft, nämlich die für Tore bzw. Rundbögen, die sich in seinen meterhohen Stelen, Objekten und als Reliefs in seinen Bildern wiederfindet. Tore als Sinnbild für Wege, für Neuanfang, aber auch für das Ungewisse.
„Kiss me over the garden gate“ ist auch der Titel der Ausstellung, in der das Grafikmuseum Stiftung Schreiner in Bad Steben rund 90 Arbeiten von Gerd Kanz zeigt: Malerei, Grafiken und Skulpturen. Die Werkschau zeigt das Schaffen eines Brückenbauers zwischen Bildhauerei und Malerei, zwischen Farbe und Materialität, zwischen Mensch und Natur.
Die Ausstellung ist vom 13. August bis 15. Oktober 2023 im Grafikmuseum Stiftung Schreiner im Bad Stebener Kurhaus, Badstraße 30 - 31 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.grafikmuseum-schreiner.de.