
Anlässlich eines Kunstwettbewerbes der Stadt Bamberg im Rahmen des 1000-jährigen Jubiläums des Klosters Michelsberg schuf der Glaskünstler Johannes Schreiber im Sommer 2015 den 12-teiligen Glasmosaik-Zyklus „Totentanz“. Da die Klosterkirche schon damals aufgrund seiner – in Teilen menschgemachten – Baufälligkeit nicht mehr für die Öffentlichkeit zugängig war, machte der Künstler „die Eitelkeit der Menschen“ zum Thema seiner Arbeit und ließ sich dazu vom „Totentanz“ (1729 bis 1731 von Johann Georg Leinberger) in der Heilig-Grab-Kapelle inspirieren. Unter den interessierten Augen der Öffentlichkeit entstand in einem der Pavillons am Michelsberger Terrassengarten seine ganz eigene, auf Bamberg bezogene Interpretation des in seinem Ursprung mittelalterlichen und damals sehr beliebten Bildsujets.
Zu sehen waren die so entstandenen Mosaiktafeln bereits in der Annakapelle der St. Gangolfkirche sowie in der Stephanskirche, ein fester Platz konnte bisher jedoch noch nicht gefunden werden. Um dies zu ändern und die öffentliche Wahrnehmung des geschaffenen Kunstwerkes zu verstärken, initiierte der in St. Gangolf nebenamtlich als Religionslehrer und Seelsorger tätige Karl Martin Leicht die am gestrigen Montagabend (22.10.18) stattfindende Veranstaltung „Totentanz. In Bild – Wort – Klang“ in der Gönningerkapelle, Bamberg. Neben einer ausführlichen Vorstellung des Mosaik-Zyklus‘, konnte Eduard Resatsch, Komponist und Mitglied der Bamberger Symphoniker, für die musikalische Untermalung des Abends gewonnen werden.
Der gebürtige Ukrainer komponierte eigens für diesen Zweck „Eine kleine Todmusik - Opus Macabre“, die er mit einem Ensemble aus Mitgliedern der Bamberger Symphoniker und des Konzerthausorchesters Berlin uraufführte. So vielgestaltig wie die Mosaike selbst, die den Tod als kecke Gesellen in Form eines Basketballers, Bischofs, zweier Biertrinkender, eines Touristen, des Bamberger Reiters, Symphonikers und Gärtners sowie zweier Winkender, eines Fischerstechers, Puppenspielers, Bildhauers und Jedermann darstellen, ertönte auch die Musik, die – dem Tod und dessen Tanz gerecht werdend – ziemlichen Rabatz machte und die Skelette hörbar tanzen ließ. Während Resatsch am Cello die schwebende Seele verkörperte, um im nächsten Moment doch den Versuch zu wagen, den Tod in die Knie zu zwingen, platze immer wieder frech das Kontrafagott dazwischen, dessen dumpfe Laute als Mahnung des Todes und dessen Unumgänglichkeit im Raum umherwaberten. Die Zeit rinnt – auch das wurde hörbar – doch das Herz schlägt noch. Unregelmäßig zwar, aber es schlägt. Doch wer weiß, wie lange noch. Und als man schon glaubte, der Tod habe gesiegt, schlugen Es-Klarinette, Englischhorn und Co. ihm doch noch einmal lautstark ein Schnippchen. Eine kurze Einführung in die einzelnen Klangbilder leistete dem Zuhörer vorab gelungene Starthilfe zum Verstehen, Schwelgen und Schmunzeln.
Zusätzlich zur Uraufführung am 22.10.2018 sind zwei weitere Aufführungen geplant, jeweils am 24.10. und 26.10., 19.30 Uhr (Einlass 19.15 Uhr) in der Gönningerkapelle, Bamberg. Karten sind im Vorverkauf bei Betten-Friedrich in der Oberen Königstr. 43, Bamberg und an der Abendkasse erhältlich. Da die Kapelle nicht beheizt ist, wird darum gebeten, sich warm zu kleiden.
Fotocredits:
Mosaike (Johannes Schreiber) von l. n. r.: Bischof, Basketballer, Winkende, Bamberger Symphoniker, Foto © 2mcon, Franziska Krause-Gurk
"Eine kleine Todmusik - Opus Macabre", Eduard Resatsch, Foto © 2mcon, Franziska Krause-Gurk
memento mori - Video-Projektion, Karl Martin Leicht, Stefan Gareis, Foto © 2mcon, Franziska Krause-Gurk
Mosaik "Bamberger Reiter", Johannes Schreiber, Foto © 2mcon, Franziska Krause-Gurk