Die Hälfte der Laufzeit von „Luxus, Kunst und Phantasie – Herzog August von Sachsen-Coburg und Gotha als Sammler“ ist erreicht. Die Sonderausstellung ändert damit auch ihr Erscheinungsbild, da verschiedene lichtempfindliche Objekte aus konservatorischen Gründen getauscht oder umgeblättert werden. Auch eine Leihgabe des Prinzen Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha bereichert ab sofort die Schau: Es handelt sich um ein bisher weitgehend unbekanntes Porträt Herzog Augusts. Die Schau ist noch bis zum 19. Februar 2023 im Herzoglichen Museum Gotha zu sehen.
Die Ausstellung können Besucher*innen auch bei geführten Rundgängen durch Mitarbeiter oder die Kuratorinnen erleben oder bei Themenführungen bestimmte Aspekte der Schau vertiefen. Am 1. Dezember um 16 Uhr bringt Marie-Luise Gothe, Textilrestauratorin der Stiftung, Interessierten die kaiserliche Drachenrobe aus China näher. Die nächste allgemeine Führung findet am Sonntag, den 4. Dezember, um 14 Uhr statt, die nächste und letzte Kuratorenführung am Donnerstag, den 8. Dezember, um 16 Uhr. Die Führungen sind im Eintrittspreis inbegriffen (5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro; Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr haben freien Eintritt).
Mit dem Exponattausch halten auch eine Baumlandschaft, die Herzog August mit Feder auf Papier gezeichnet hat, und die spiegelbildliche Version der bisher gezeigten Graphik „Herzogin Charlotte mit ihren Söhnen August und Friedrich am Denkmal des Erbprinzen Ernst“ Einzug in die Ausstellung. Andere Objekte werden durch Reproduktionen ersetzt. Jeweils eine neue Seite ist unter anderem in sechs wertvollen orientalischen Handschriften der Forschungsbibliothek Gotha zu sehen, darunter ein Osmanisches Kräuterbuch und der Diwan des Dichters Anwari aus dem 17. Jahrhundert.
Ab dem 7. Dezember sind insgesamt fünf neue
Fächer zu sehen – darunter auch der älteste und bedeutendste Fächer
der Sammlung, ein Radfächer aus dem 16. Jahrhundert, der vermutlich
aus England oder Schottland stammt. Sein Blatt besteht aus gemustertem
und schillerndem Seidenbrokat, der mit Gold- und Silberfäden
durchwirkt ist.
Die chinesische Drachenrobe wird dann durch ein
nicht minder beeindruckendes Objekt ersetzt: Ihren Platz nimmt ein
Knabengewand („angarkha“) aus Nordindien ein, das um 1800 in der
Moghulzeit gefertigt wurde. Der Oberstoff ist aus kardinalroter Seide
und mit handbestickten Bordüren aus echten Saatperlen, in Feingold
gefassten Rubinen und farbigen Glasperlen besetzt.
Malen nach Vorgabe: Die Leihgabe und andere Herzog August-Porträts
Über den Künstler und das Entstehungsjahr des Porträts, das Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha freundlicherweise als Leihgabe für die Sonderausstellung zur Verfügung gestellt hat, ist nichts bekannt. Das Gemälde gelangte möglicherweise über Augusts Schwiegersohn, den späteren Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, oder über seinen Enkel Ernst II. nach Coburg.
Wie Zeitgenossen überlieferten, ließ Herzog August sich von jedem Künstler malen, der Schloss Friedenstein besuchte. Es interessierte ihn sehr, wie der jeweilige Maler bzw. die Malerin ihn wahrnahm und wie sich dies in dem Porträt niederschlagen würde. Tatsächlich gibt es keine zwei Porträts des eigenwilligen Fürsten, die sich gleichen.
In Hinblick auf Ikonographie, Kostüm und Accessoires erteilte er den Künstlern allerdings klare Vorgaben. Manche Bildnisse zeigen ihn daher in mittelalterlicher Tracht oder Phantasiekostümen, andere als Raffael oder Apoll. Daneben finden sich aber auch konventionellere Darstellungen des Herzogs in zeitgenössischer Kleidung oder in Uniform.
Sein Lieblingsmaler Joseph Grassi vollbrachte das Kunststück, den Herzog in ein schmeichelhaftes Licht zu setzen, gewisse Schönheitsmängel zu kaschieren und trotzdem eine frappierende Ähnlichkeit zu erzielen. Derartige ästhetische Korrekturen beurteilte August sehr wohlwollend, wenn er sie nicht sogar selbst vorschlug. Kein Wunder also, dass er Grassi mit zahlreichen Porträts von sich und seiner Familie beauftragte.
Porträts, die dem Herzog besonders gut gefielen, ließ er kopieren, um sie an Freunde und enge Vertraute zu verschenken. Nicht immer übernahm der Schöpfer des Porträts diese Aufgabe selbst, manchmal wurde auch einer seiner Schüler oder ein anderer Maler in Augusts Diensten mit einer Kopie beauftragt. Der Künstler, der das bisher unbekannte Porträt des Gothaer Herzogs schuf, könnte sich also ebenfalls an einer Vorlage Grassis orientiert haben.