Emil Nolde ist einer der bekanntesten „entarteten Künstler“. Von keinem anderen Maler wurden während der NS-Zeit so viele Arbeiten beschlagnahmt wie von ihm und er erhielt „Berufsverbot“. Gleichzeitig war Nolde seit 1934 Mitglied der Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig und verlor bis zum Kriegsende seinen Glauben an das NS-Regime nicht.
Noldes „Ungemalte Bilder“ sind ein zentraler Bestandteil des Mythos vom verfolgten Künstler. Denn für diese kleinen Kunstwerke erfand der Maler in seinen Memoiren die Erzählung, sie seien während des „Malverbots“ heimlich entstanden.
Die Bezeichnung der kleinformatigen Aquarelle als „Ungemalte Bilder“ wurde von Nolde über Jahre entwickelt: Zunächst bezog sich dieser Begriff auf die Funktion der Aquarelle als Vorlagen für Ölgemälde, wobei Nolde Zeit seines Lebens besonders gelungene Aquarelle und andere kleinformatige Vorlagen als Bildvorlagen genutzt hatte. Mit den Jahren kultivierte der Künstler die Erzählung, die kleinen Bilder seien ausschließlich in der Zeit der Verfolgung im Verborgenen gemalt worden. Tatsächlich waren einige Aquarelle aber bereits vor Verhängung des „Berufsverbots“ entstanden, und auch danach arbeitete Nolde im abgeschiedenen Seebüll kontinuierlich künstlerisch weiter, ein „Malverbot“ bestand nicht.
Nach Kriegsende galt Emil Nolde lange als verfolgter Künstler und Opfer der NS-Kunstpolitik. Der Künstler selbst – sowie eine Reihe von Kunsthistorikern – hatte an dieser Erzählung maßgeblichen Anteil. Verweise auf Noldes Sympathien zum Nationalsozialismus und seinen Antisemitismus wurden verschwiegen.
In der Ausstellung, die in Kooperation mit der Nolde Stiftung Seebüll entsteht, wird die Werkserie der „Ungemalten Bilder“ auf Basis neuester kunsthistorischer Forschung in ihren Entstehungs- und Rezeptionskontext eingebettet und vermittelt.
Infos & Termine:
30. April bis 14. August 2023
Mi–Mo & Feiertage von 10.00 bis 18.00 Uhr
Di geschlossen
Museum Lyonel Feininger
Welterbestadt Quedlinburg
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