„Früher war mehr Lametta“. Ein Spruch wie gemalt für die heutige Zeit. Und dabei ist es schon gefühlte Jahrzehnte her, als Vicco von Bülow alias Loriot diesen geflügelten Ausspruch tat. Wie so viele andere auch. Sein Leben auf der Bühne war etwas, dass den Menschen zeitlebens ein Lächeln auf die Lippen zauberte. 100 Jahre wäre der geniale Macher im November geworden. Gefühlt ist er in vielen Köpfen lebendiger als er zu Lebzeiten war. Schließlich gilt noch immer, was immer galt: Mehr Parodie mit mehr Tiefsinn und noch grandioseren Pointen – nur wenige seiner legitimen Nachfolger können mit ihm standhalten. Am 28. Januar kann man im Kulturboden in Hallstadt die Erinnerungen aufleben lassen. Musikalisch untermalt präsentiert die Leipziger Pfeffermühle einen Abend voller von Bülowscher Anekdoten und Slapsticks. Wer erinnert sich nicht an die legendären Knollennasen-Figuren des Meisters? Wer beginnt bei dem Namen Müller-Lüdenscheid nicht automatisch, seine Mundwinkel schmunzelnd nach oben zu ziehen? Wer denkt bei den Worten Eheberatung, Parkgebühren und Lottogewinn nicht sofort an Loriot und die nicht minder brillante Evelyn Hamann an seiner Seite? Wer hat nicht schon in die abendliche Badewanne eine Quietschente mitgenommen und sich dabei gedacht: „Mit Ihnen teilt meine Ente die Badewanne nicht!“?
Zugegeben. Der Autor dieser Zeilen ist dem von Bülowschem Humor seit jeher verfallen. Gnadenlos! Er ist nicht der Einzige. Ganz ehrlich geschrieben, glaubt er sogar, dass es nur wenige Menschen gibt, die sich diesem Humor entziehen können. Schließlich trifft Loriot den Nerv seiner Zuhörer und Zuseher in nahezu allen Lebenslagen. Wenig gibt es, zu dem der Humorist nichts zu sagen hatte. Und das gute daran: Zumeist analysierte er messerscharf und auf den Punkt gebracht. Oder gibt es viele Menschen, die bei dem Spruch: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“ – nicht zumindest vor sich hin grinsen müssen? Nicht zu vergessen der Allzeit-Klassiker für ehemals verheiratete Menschen, die sich der lebenslang geschworenen Bindung letztlich dann doch entzogen haben: „Die Scheidung ist die Korrektur eines tragischen Irrtums", analysierte er einst. Nicht ohne auch einen Tipp zu geben, wie das funktionieren könnte. „Eine glückliche Ehe ist eine, in der sie ein bisschen blind und er ein bisschen taub ist.“ Zugegeben: Politisch ganz korrekt ist das sicherlich nicht. Aber es verleitet dazu, einen gewöhnlichen Alltag mit einem Lächeln zu versüßen. Dafür gilt es danke zu sagen. An einen der sogar mit Nudel an der Oberlippe an Witzigkeit nur schwer zu toppen ist.