Wir befinden uns hier im Laubanger 17 H, in dem Gebäude, in dem einstmals Kerzen und schöne Dinge rund um den Haushalt verkauft wurden. Mittlerweile ist in das ehemalige Ladenlokal ein Bamberger Unternehmensberater eingezogen, der aber auch gleichzeitig leidenschaftlicher Musiker ist und damit der örtlichen Kulturszene ziemlich nahesteht. Der gebürtige Kölner, der in Litzendorf wohnt, spielt als Schlagzeuger parallel in vier Bands und kennt somit hautnah, was die Covid-19 Pandemie für Musiker und andere Künstler bedeutet. Die notwendigen staatlichen Restriktionen kamen für viele kulturell tätige Menschen und Gruppen quasi einem temporären Berufsverbot gleich und nun gilt es durch solidarische Aktionen insbesondere den freien Künstlern wieder in die Spur zu helfen. Das hat Guido Reuter vor und deshalb hat er sich mit unserer Redaktion in Verbindung gesetzt. Was er zu sagen hatte und wie gut dies auch schon bei der städtischen Kulturverwaltung ankommt, kann man hier lesen.
Guido Reuter: Zum einen auf die Start Up Factory, die wir im Juli mit dem Ziel gegründet haben, jungen Menschen auf dem Weg in die Sel bstständigkeit zu helfen. Außerdem haben wir einen Co-Working Space hier unten in den Räumlichkeiten und eine große Bühne, die unter anderem für kulturelle Veranstaltungen benutzt wird. Bisher planen wir zehn Veranstaltungen pro Jahr, bei denen wir die Bühne kostenlos für kulturelle Events zur Verfügung stellen möchten und auch eigene Vortragsveranstaltungen durchführen.
Guido Reuter: Die Bühne ist natürlich multifunktionstauglich. Das bedeutet, dass auf der Bühne Chöre auftreten können, Dichterlesungen sind möglich, natürlich auch Theateraufführungen. Momentan sind wir noch dabei das Licht zu optimieren. Was die Effektbeleuchtung angeht haben wir schon alles, aber ich hatte einen Spezialisten für Theaterbeleuchtung da und der sagte, dass wir noch eine Erweiterung im Grundlicht brauchen, wenn wir in Richtung Schauspiel und Theater nutzen wollen. Das müssen und werden wir noch investieren.
Guido Reuter: Da sind wir zu Corona-Zeiten auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Die Bühne hat ein Grundmaß von 8 Meter Breite und 4 Meter Tiefe und könnte, falls es nötig sein sollte, auf 5 Meter Tiefe ergänzt werden. Somit ist beispielsweise bei Musikveranstaltungen gewährleistet, dass die Musiker die erforderlichen Abstände einhalten können.
Guido Reuter: Im Zuschauerraum können wir, unter Beachtung der momentanen Corona-Richtlinien, 50 Sitzplätze anbieten. Wir haben schon eine private Veranstaltung mit 30 Personen durchgeführt, die ist sehr gut gelaufen. Wir haben ein Hygienekonzept, das dem der Stadt Bamberg sehr ähnelt, das heißt, dass die Gäste, solange sie sich im Raum bewegen ihre Masken tragen, auf dem Sitzplatz kann die Maske dann abgenommen werden, da hier genügend Abstand zum Vorder- und Nebenmann aufgrund der Positionierung gewährleistet ist.
Guido Reuter: Ich selbst bin seit vielen Jahren leidenschaftlicher Musiker (Schlagzeuger) und spiele aktuell in vier unterschiedlichen Bands. Im März 2019 musste die Stadt Bamberg aus Brandschutzgründen die weitere Nutzung des „House of Music“ in der Böttgerstraße untersagen, dadurch haben viele Bands leider einen wichtigen Proberaum verloren. Seitdem bin ich mit Maximilian Mende vom Bamberger Festivals e. V. unterwegs, um Proberäume für Musiker zu suchen und auch zu finden. Jetzt habe ich für meine eigentliche Firma, Reuter Management Training, schöne neue Räumlichkeiten gefunden und anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums kam mir die Idee, dass wir die Kulturszene fördern können, indem wir unsere Möglichkeiten anderen Künstlern zur Verfügung stellen.
Guido Reuter: Ich stelle die Infrastruktur kostenlos zur Verfügung. Wenn Reinigung anfällt, kann das sicherlich der jeweilige Veranstalter selbst organisieren. Von unserer Seite aus sind die kulturellen Veranstaltungen kostenfrei für die Veranstalter.
Guido Reuter: Sollten unsere Veranstaltungen solch ein Konzept benötigen, werden wir selbstverständlich eines vorlegen. Fremdveranstalter müssten, so deren Veranstaltungen ebenfalls ein Security-Konzept bräuchten, ein eigenes vorhalten.
Guido Reuter: Es gibt eine Webseite, die man unter www.startup-factory.org erreicht. Dort haben wir einen Bereich Meetings, Seminare, Co-Working-Spaces und Events und unter dem Bereich Events kann man sich bei uns bewerben. Wir sind aber auch selbst gerade dabei, aktiv Kontakt zu den verschiedensten Künstlergruppen aufzunehmen.
Mit am Tisch sitzt Oliver Will, stellvertretender Kulturamtsleiter der Stadt Bamberg. Er ist hier, um sich die Räumlichkeiten anzusehen und Herrn Reuter dabei zu unterstützen, Kontakt zu den verschiedensten Kunst- und Kulturgruppierungen in Bamberg herzustellen. Wir nutzen diese Gelegenheit und fragen ihn nach seiner Meinung zu diesem Angebot.
Oliver Will: Also die Räumlichkeiten sind wirklich wunderbar. Hier lässt sich sicherlich einiges realisieren und gerade wegen der anhaltenden Kulturraumnot freue ich mich über dieses Angebot von Herrn Reuter außerordentlich. Aber auch die Verknüpfung zur „jungen Wirtschaft“ über diese Startup-Factory macht durchaus Sinn, daraus können sicherlich ganz spannende Synergien entstehen. Als Kulturamt sind wir auf jeden Fall dem Vorhaben positiv gegenüber eingestellt und auch jederzeit ansprechbar, wenn es um Unterstützung geht.
Oliver Will: Bedarf ist permanent da, das ist hinlänglich bekannt. Und wenn ich mich nochmal umschaue dann kann ich nur sagen, dass sicherlich das ein oder andere freie bzw. unabhängige Theater oder auch viele Bands in diesem großartigen Ambiente gerne auf der Bühne stehen und performen würde.
Guido Reuter: Ich würde gerne die Anregung von Herrn Will zum Thema „Verknüpfung zur Wirtschaft“ aufnehmen und noch etwas dazu sagen. Ich trage mich schon seit vielen Jahren mit dem Gedanken Kultur und Wirtschaft miteinander zu verbinden. „Culture meets Business“ war mein Motto, mit dem wir hier gestartet sind. Nachdem wir hier diese wunderbaren Räumlichkeiten hatten kam sofort der Gedanke, dass man diese Räume nicht nur für das Geschäft, sondern auch für kulturelle Zwecke nutzen kann.
Guido Reuter: Derzeit läuft ein Antrag von uns, um nach Corona den Raum mit 199 Plätzen bestuhlt für Veranstaltungen nutzen zu können.
Guido Reuter: Zunächst einmal während der Corona-Zeit kostenlos. Danach schauen wir einmal wie das Ganze anläuft. Gestaltungsmöglichkeiten muss man fallweise prüfen.
Herr Reuter, Herr Will, wir bedanken uns für das Gespräch.
Zur Person:
Guido Reuter ist 1960 in Köln geboren. Der Vater von drei Kindern ist Gründer und Inhaber von REUTER management training und der StartUp Factory GmbH.
Kontaktinformnationen: Telefon: 0176 - 1150 1150 / Mail: guido-reuter@reuter-training.de