Tauschen möchte der Normalbürger mit den Verantwortlichen für kulturelle Veranstaltungen derzeit wahrlich nicht. So angenehm das Leben im Konzertbuisness allem Stress zum Trotz im „Normalzustand“ auch sein mag: Derzeit ist es alles andere als ein Zuckerschlecken für die Macher und die Einschränkungen, die viele Menschen momentan hinzunehmen haben, erscheinen da fast schon äußerst harmlos. Und doch: Ins Bockshorn jagen lassen sich die Agenturen und Betreiber der Clubs und Spielstätten noch lange nicht.
Das fünfjährige Jubiläum hatten sich die Betreiber des Nürnberger Z-Bau wahrlich anders vorgestellt. Man kennt es zur Genüge. Wenn es einen Grund für eine Feier gibt, dann nimmt man diese dort auch wahr. Immerhin: Ins Wasser fällt das halbrunde Wiegenfest nicht. „High five dafür“, feiern sich die Verantwortlichen augenzwinkernd und doch bierernst dafür selbst. „Es war uns enorm wichtig, dass Jubiläum auch zu feiern“, so die Z-Bau'ler. Und um das gebührlich zu tun, hat man das Fest auf fünf Tage ausgedehnt. Sowohl im Biergarten als auch im Saal des Z-Bau wird den Möglichkeiten entsprechend gefeiert. Eine Mischung aus DJing und Livekonzerten unterschiedlichster Genres und für alle Altersklassen erwartet die Besucher des Clubs. Schon am 2. Oktober wird es einen ersten Liveabend mit Hip Hop zu erleben geben. Tags darauf steht ein Konzertabend, unter anderem werden Nepomuk die Bühne entern, auf dem Programm. Am 4. Oktober heißt es im Biergarten „Jazz for kids“ und „Friends and Family Soulgarden“. Die Freunde härterer Klänge werden am 9. Oktober auf ihre Kosten kommen. Der Kunstverein Hintere Cramergasse präsentiert einen Metal-Abend, ehe es einen Tag darauf die Jubiläumsfeiern mit lokalen DJs und Bands, angekündigt haben sich bereits jetzt „Die Japanische Clubjacke“ dem Ende neigen.
Als nicht minder aktiv erweisen sich die Verantwortlichen im Erlanger E-Werk. Die Erfolge des Sommerprogrammes haben die Macher beflügelt. Und so zauberte man ein feines Herbstprogramm aus dem Hut. Nachdem der „SommerSitz“ im E-Werk Garten erfolgreich von statten ging und auch das Mini PopUp OpenAir regen Zuspruch von allen Seiten fand, stellt das E-Werk-Team auch für den Herbst eine Reihe an vielfältigen Veranstaltung zusammen. Ab dem 14. September startet das Herbstprogramm – natürlich nach wie vor unter Berücksichtigung aller geltenden Auflagen. „Wir haben uns genauso wie beim Sommerprogramm lange zusammengesetzt, alle möglichen Szenarien durchgesprochen und ein umfassendes Hygiene-Konzept erstellt, mit dem wir guten Gewissens auch im Herbst ein Kulturprogramm bei uns anbieten können“, erzählt Geschäftsführer Jan-Peter Dinger. Alle Kulturveranstaltungen im E-Werk finden bestuhlt statt. Die Kapazitäten sind deutlich reduziert und es werden alle nötigen Abstände zwischen und in den Stuhlreihen eingehalten. Die Veranstaltungsräume werden regelmäßig desinfiziert und verfügen über eine sehr gute Lüftungsanlage. Im Gebäude herrscht Maskenpflicht, an den jeweiligen Sitzplätzen kann die Maske abgenommen werden. „Wenn unsere Gäste weiterhin alle Regeln so gut einhalten und vorsichtig sind, spricht nichts dagegen, dass wir den Herbst und Winter über ein ausgiebiges Kulturprogramm für Erlangen zur Verfügung stellen können“, freut sich Dinger. Die Veranstaltungsreihen Umsonst & Drinnen Club, jeden Donnerstag, und Jazz4Free jeden Sonntag finden wieder wöchentlich und bei freiem Eintritt (Spenden erbeten!) in der Kellerbühne statt. Ab Oktober wird es außerdem eine neue Lese-Reihe im E-Werk geben, den „LeseSalon“, bei dem hauptsächlich junge, weibliche Autorinnen vortragen. Die Konzertreihe „Tastenclub“ wird fortgesetzt, der „Wortsalon“ mit Solo-Programmen von Poetry-Slammer*innen startet wieder, die beliebten Reihen „U20 Slam“, „Comedy-Mix“, der E-Werk Poetry Slam und „Lesen Für Bier“ werden zum Teil im Saal stattfinden und es wird Tickets im Vorverkauf geben. Außerdem ist die Kellerbühne jeweils Donnerstag bis Sonntag von 18 bis 23 Uhr geöffnet.
Die Rödentaler Konzertagentur Friedrich lässt sich ebenfalls nicht lumpen und spielt an einem Tag sogar gleich doppelt: Am 24. Oktober präsentiert sie in Kulmbach im Brauereimuseum der Mönchshof den fränkischen Kultpfarrer Wolfgang Buck, im Bad Kissinger Regentenbau den Kabarettisten Martin Frank. Nicht der einzige Auftritt in der Kurstadt mit der herrlichen Therme, in der ein Besuch vor einem der Auftritte durchaus lohnenswert ist. Am 7. November gastiert Luise Kinseher in dem Bäderort und am 21. November gibt sich die bezaubernde Lizzy Aumeier die Ehre. Doch damit nicht genug: In Kooperation mit dem Concertbüro Franken wird am 11. November der herrlich reflektierende Michael Buchinger im Nürnberger Gutmann residieren.
Abseits dieses Gigs versucht das Concertbüro einiges anderes auf die Beine zu stellen. Da sich jahreszeitbedingt die Veranstaltungen im Biergarten des Hirsch dem Ende neigen, gilt die Hoffnung neben dem Gutmann kleineren Gigs im Kultclub. Geplant ist aktuell, das Innenleben am 14. Oktober erstmals wieder zu beleben: Die Dauerbrenner von Keimzeit haben sich da angesagt. Am 18. Oktober sollen AK Ausser Kontrolle ihre Reime dort präsentieren.
Ähnlich wie Peter Harasim und seinen Mitstreitern ergeht es auch den Machern des Veranstaltungsservice Bamberg. Der Silberstreif am Horizont ist dabei der Kulturboden in Hallstadt. Am 16. Oktober gastiert Ausbilder Schmidt in der schmucken Location, am 5. November hat sich der brillante Wolf Maahn mit seinem akustischen Soloprogramm angekündigt. Tags darauf, am 6. November wird es bayrisch: Hans Well und seine Wellbappn sind einmal mehr in Oberfranken zu Gast. Kabarettist Vince Ebert wird am 8. November seine Weisheiten zum Besten geben – Lachsalven sind da garantiert. Claudia Koreck, irgendwie allseits beliebte bayerische Songwriterin wird am 12. November die Bühne in Hallstadt entern. Und als krönenden Abschluss präsentiert der Veranstaltungsservice am 28. November Wishbone Ash Gründungsmitglied Martin Turner mit seiner Band, der feiert das 50-jährige Jubiläum der britischen Kultrocker.
Auch die Rödentaler Agentur Streckenbach präsentiert den ein oder anderen Leckerbissen. Kabarettist Maxi Gstettenbauer stellt dabei das Flagschiff dar. Am 8. Oktober gastiert er in der Würzburger Posthalle, einen Tag später in der Kulturhalle Grafenrheinfeld. Am 10. Oktober bespielt er in Nürnberg die Lux Kirche, widerrum einen Tag später die Haas Säle in Bamberg. Stefan Eichner spielt Reinhard Mey. Längst sind diese Konzertabende kultbehaftet. Am 10. Oktober gastiert der Kulmbacher in der Bürgergesellschaft in Hof. Oliver „Olli“ Gimber, der witzigste Malermeister Deutschlands, bringt als Witz vom Olli Millionen Comedyfans in ganz Deutschland zum lachen. Bekannt durch Youtube und Facebook erreicht der Pforzheimer ein Millionenpublikum und ist quasi über Nacht zu einem heimlichen Star der deutschen Comedyszene geworden. Am 15. Oktober kann man sich davon im Kulturboden Hallstadt überzeugen, einen Tag später im Würzburger Radlersaal.
Auch abseits des Bayreuther Jazzforums wird das Zentrum in der Äußeren Badstraße wieder reichlich bespielt. Der Fokus dabei liegt auf Kabarett und Comedy im Rahmen des Comedyherbst. Am 4. Oktober gastiert Bembers, am 31. Oktober Lisa Feller, am 6. November Lisa Eckhardt, einen Tag später Christian Springer und 26. November Andreas Rebers. Der Abschluss ist Helmfried von Lüttichau (28. November) vorbehalten. „Er ist der beste Ungeschickte, den ich kenne“, sagt Christian Tramitz über Serien-Partner Helmfried von Lüttichau, den Staller in „Hubert und Staller“. „Zwei linke Hände“ hat schon der Vater immer gesagt. Trotzdem ist er was geworden. Dichter? Und Schauspieler. Alles hat er sich abgeguckt. Das Ungeschickte beim Valentin, das Dichten beim Gernhardt, die E-Gitarre bei Keith Richards. „Ich wollte immer irgendwo rauskommen und sagen: Good evening, Ladies and Gentleman! Ich wollte Rockmusiker werden! Das blöde war nur, dass ich nur Geige spielen konnte. Und das noch nicht mal gut!“ Nix hat geklappt. Deshalb macht er jetzt einfach, was ihm Spaß macht. Und das natürlich „plugged“. Mit E-Gitarre, mit Valentin, mit Gernhardt – und allem, was ihm sonst noch einfällt.
Das heimliche Comedy-Highlight findet am 5. Oktober statt. Braidon Morris aus Lancaster in Schottland kommt in die Wagnerstadt. Morris zaubert, was das Zeug hält und übertrifft dabei höchstens sich selbst. Sie sollten hellwach sein, damit sie keine der vielen Sprachverdrehungen verpassen, wenn Morris auf seinem originellen „Denglisch“ von seinen Abenteuern erzählt oder intime Details ausplaudert. Der 1982 geborene Morris ist mehrfacher Preisträger des International Award of Magic, Gewinner von „Bamberg zaubert“ und Gewinner des ostfriesischen Kleinkunstpreises. Neben seinen Bühnenshows und Stand-Up Auftritten in Comedy-Clubs bereist Morris als Kreuzfahrt-Zauberer die Welt.
Aber es gibt auch einiges musikalisches im Zentrum auf die Ohren. Dota gastieren am 10. Oktober, Wortspieler Willy Astor am 22. Oktober und die bayerische Dauerbrennerin Claudia Koreck mit neuem Album im Gepäck am 3. November. Die preisgekrönte Musikerin kann live eine unglaubliche Intimität erzeugen und sich der Musik zart und leise hingeben; sie kann aber auch laut werden und ihre ganze Kraft in die sehr unterschiedlichen, doch immer aufregenden Arrangements der exzellenten Band legen. Leise, laut, intim, kraftvoll, humorvoll – dieses emotionale Wechselspiel ist es, was ihre Live-Performances so unglaublich macht. Denn LIVE ist ihr Lieblingszustand.
Es gibt große Talente, viele Teilzeitmelancholiker und noch mehr sympathische Eigenbrötler von Nebenan. Und da gibt es Florian Ostertag. Sein Wesen: bodenständiger, authentischer Künstler. Seine Musik: handverlesen und facettenreich. Das Gesamtpaket: eine eigenwillige, musikalische Persönlichkeit mit ehrlichen Ecken und Kanten und einer gesunden Prise Selbstironie. Zum 10-jährigen Jubiläum veröffentlicht Florian Ostertag im Februar 2020 sein langersehntes, zweites Album „Flo and the machine“ – mit authentischer, einfühlsamer und fesselnder Musik. Am 27. November gastiert er im Zentrum in Bayreuth.