Auch die Neue Musik startet wieder nach den pandemischen Widrigkeiten, und das gleich mit ihrem im Kalender des regionalen Musiklebens seit Jahren solide terminierten Festival, also den Tagen der Neuen Musik Bamberg. Alle zwei Jahre am letzten Oktoberwochenende bringen die Konzerte dieses ebenso prägnanten wie originellen Kurzfestivals unerhörte Klänge nach Bamberg, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Diesmal lautet das Motto der mittlerweile schon 18. Ausgabe der Veranstaltungsreihe ganz einfach und erstaunlich: „Wind“.
Das könnte nach einem gewollten Wortspiel klingen, z.B. sich auf die musikalische Darstellung von Naturgewalten beziehend, doch es geht einfach nur um die mit dem Atem erzeugten Töne, also um die Blasinstrumente (engl. „wind instruments“), das Akkordeon und die Orgel. Diese stehen am Wochenende vom 29. - 31. Oktober im Zentrum, wobei künstlerisch das Blechbläserquintett „Ensemble Schwerpunkt“ eine Hauptrolle spielen wird.
Zudem steht in kompositorischer Hinsicht mit Viera Janár?eková eine Künstlerin im Mittelpunkt, die erst kürzlich mit dem E.T.A.-Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg ausgezeichnet wurde. Ihr neuestes Werk, das sie für das Ensemble Schwerpunkt geschrieben hat, wird beim Eröffnungskonzert am 29. Oktober im Alten E-Werk erklingen. Auch das Kirchenkonzert am Samstagabend in der Stephanskirche geht auf ihre Idee zurück. Orgel und Akkordeon sind auf den ersten Blick recht gegensätzliche Instrumente, aber in der Erzeugung des Tones miteinander verwandt, was die Komponistin 2011 zum Duo „Ungleiche Zwillinge“ inspirierte.
Zur Geburtstagsfeier für Viera Janár?eková beim „Brunch“ am Sonntagvormittag – sie wird dann 80 Jahre alt – gibt es ein Überraschungsprogramm, über das im Vorfeld nichts verraten wird, das Publikum wird also Zeuge eines „Blind Date“. Neben drei Abendkonzerten und dem Brunch gibt es noch das Format „Salon“, in dem die anwesenden Komponisten und Interpreten Einblicke in ihr Schaffen geben. Hier werden auch der slowenische Komponist Vito Zuraj (2020 Stipendiat im Internationalen Künstlerhaus), der Finne Jarkko Hartikainen und die Musiker des Ensemble Schwerpunkt zu Gast sein.
Zum Abschluss des Wochenendes erlebt Bamberg ein besonderes Debüt. Das erst kürzlich gegründete Ensemble „der/gelbe/klang“ widmet sich der Musik von heute in ihrer ganzen ästhetischen Bandbreite. Mit den „Windsequenzen“ von Peter Eötvös sind sie ganz beim Festivalthema und stehen dann zum großen Showdown in „Runaround“ von Vito Zuraj mit dem Ensemble Schwerpunkt gemeinsam auf der Bühne.