Die Studiobühne Bayreuth ist aus der vielfältigen Kulturlandschaft Ostoberfrankens seit über 30 Jahren nicht mehr wegzudenken. Im Herbst 1980 begann ein Ensemble, bestehend aus professionellen Theaterleuten, angehenden Profis und ambitionierten Amateuren, mit einem regelmäßigen Theaterspielbetrieb in Bayreuth unter der Leitung des Regisseurs Werner Hildenbrand, der bis heute die Funktion eines Intendanten innehat. Das Domizil in der Röntgenstraße, ein ehemaliges Offizierskasino aus dem Jahre 1907, wurde von der Stadt mit einem Finanzaufwand von rund 1,5 Millionen Euro renoviert und nach einjähriger Umbauphase im November 1998 als Theater wiedereröffnet. Im Sommer spielt die Bühne an verschiedenen Orten, wie dem Schlosspark Fantaisie oder den Freilichtbühnen „Römisches Theater in der Eremitage“ und „Felsentheater zu Sanspareil“, die schon seit vielen Jahren für die Sommerspiele der Studiobühne Bayreuth genutzt werden. Eine weitere feste Einrichtung ist die Tradition der Wagner-Adaptionen von Uwe Hoppe im Innenhof der Klavierfabrik Steingraeber & Söhne, die jeden Sommer während der Wagner-Festspiele stattfinden und eine beliebte, weil witzig-hintersinnige Ergänzung des Festspielbetriebs darstellen. Diese Perle der Freien Theater Frankens wurde seit 1991 für ihre niveauvolle und sehr nachhaltige Arbeit mit zahlreichen hochkarätigen Kulturpreisen ausgezeichnet.
Das derzeitige Programm umfasst im eher leichten Genre Komödien wie Oscar Wildes „Ein idealer Gatte“ oder Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ und einen humorvollen Abend unter dem Titel „Die Ente bleibt draußen“, der im Untertitel verrät, was man sowieso schon geahnt hat: „Lachen mit Loriot“. Für große Kinder und Erwachsene gibt es Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ in der Bühnenfassung Martin Chlupkas (nach der Übersetzung Hans Magnus Enzensbergers). Wolfgang Herrndorfs Erfolgsstück „Tschick“ steht aufgrund der großen Nachfrage auch im Frühjahr wieder im Programm. Klassische Dramatik gibt es in und mit Wolfgang von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ zu erleben. Im April stehen noch fast täglich einige der aktuellen Stücke auf dem Spielplan, so „Tschick“, „Der kleine Prinz“ und „Iphigenie auf Tauris“. Mit letztgenannter Inszenierung endet am 30. April die Wintersaison, und bei dieser Aufführung wird auch der Regisseur Dominik Kern letztmals einen Einführungsvortrag zum Stück und seiner Regiekonzeption halten.
Das Theater am Neunerplatz Würzburg ist bereits seit 1985 eine beliebte private Bühne. Von Basel nach Würzburg gekommen, machte sich damals der Gründer und Leiter Thomas Heinemann sofort auf die Suche nach geeigneten Räumen für sein „Kinder für Kinder – Theater“. Fündig wurden er und seine städtischen Unterstützer im alten Pfarrsaal von Heilig Kreuz in der Hellerau. Diesen in ein theatertaugliches Gebäude umzubauen war ein langer und beschwerlicher Weg, doch das Ergebnis aller Sorgen und Mühen war ein kleines, intimes und atmosphärisch anregendes Theater, das ganz auf die „Kindertheateridee“ Erich Kästners aus dem Jahre 1946 setzt. Die forderte für jede größere deutsche Stadt, was heute selbstverständlich zu sein scheint, aber damals noch fast utopisch klingen musste: „ein Gebäude, wo während des ganzen Jahres Kinder für Kinder Theater spielen“, dessen Leitung allerdings „in den Händen ausgezeichneter, pädagogisch veranlagter Künstler“ liegen müsste. Schließlich wünschte Kästner sich, dass „ein paar sehr geeignete, sehr gut bezahlte Fachleute als gute Engel über den Wassern zu schweben“ hätten.
Beim Blick auf das Programm fällt ein Schwerpunkt auf ökologischer Bildung ins Auge. Das im April und Mai oft auf dem Spielplan stehende Stück „Herr Achtlos“ beispielsweise nutzt einen Perspektivwechsel, um den Kindern den rücksichtslosen Umgang mit der Natur zu verdeutlichen. Der Plot geht so: Ein gewisser Herr Achtlos – der Name ist natürlich Programm! – beschließt eines Tages, eine Wiese in einen Parkplatz umzubauen, weil er Blütenpollen und Laub oder Bienen und Wespen leid ist. Doch kaum hat er begonnen, wird er, gerade wie in einem Märchen, von der Sonne auf das Format der Wiesenbewohner geschrumpft. So kann er, klein wie eine Schnecke geworden, die Welt aus einen anderen Perspektive betrachten, dabei einige Abenteuer bestehen und mancherlei Einsichten gewinnen.
Ganz anders geht es im Programm für die Erwachsenen zu, beispielsweise in „Sink Big“, einem Crashkurs für gehemmte Visionäre und für alle, die wissen wollen, wie man erfolgreich scheitert und trotzdem noch einen Mehrwert daraus ziehen kann. Mit „Jakob Wassermann: Erzähler, Deutscher, Jude“ steht ein biographischer Abend über den bedeutenden deutschen Schriftsteller der Jahrhundertwende auf dem Programm. „Inneres Ensemble“ lautet der Titel einer Film- und Theaterperformance von Anouschka Sarafzade, in der die Figuren einer Neuinszenierung sich den Anweisungen der Regisseurin widersetzen und ein facettenreiches Eigenleben beginnen. „Inneres Ensemble“ ist sowohl eine Reise durch die Vielfältigkeit des eigenen Ichs als auch ein Stück zum Lachen und Nachdenken. Im Mai wird HG. Butzko, der „Hirnschrittmacher“ des deutschen Kabaretts, wieder nach Würzburg kommen, diesmal mit seinem Programm „Super Vision“, das die gestanzten Sprachrituale deutscher Politiker auf’s Korn nimmt.
Das Nürnberger Burgtheater liegt im Herzen der Sebalder Altstadt und ist ein kleines Theater mit dem Ambiente eines Wohnzimmers. Man darf behaupten, dass es sich in den zurückliegenden 25 Jahren zu Nürnbergs führender Kabarettbühne entwickelt hat. So kommt es nicht von ungefähr, dass der von der Stadt Nürnberg gestiftete Deutsche Kabarett-Preis seit 1991 im Rahmen eines jährlichen Kulturhöhepunktes vom Burgtheater verliehen wird. Auch der 2009 zuerkannte Förderungspreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Nürnberg zeugt vom hohen Stellenwert dieser Einrichtung.
In den Anfangsjahren bestand der Spielplan des Nürnberger Burgtheaters aus Stücken fast aller Sparten, doch heute ist das Programm fokussiert auf die verschiedensten Spielarten von Kabarett, Satire, Entertainement und Comedy. Bekannte Kabarettisten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum zeigen hier ihre neuesten Programme. Oft genug konnte man erleben, dass Künstler, denen später der Durchbruch gelang, im Burgtheater als unbekannte, aber schon aufstrebende Talente ihre ersten Auftritte hatten. Die intime Atmosphäre des Theaters mit seinem hautnahen Erleben bietet hierfür auch die besten Voraussetzungen. Wenn die eigene Spielstätte zu klein ist, gastieren die Stars der Kabarettszene wie beispielsweise Volker Pispers, Urban Priol oder Josef Hader auf Einladung des Nürnberger Burgtheaters auch in der Tafelhalle und in der Meistersingerhalle.
Im April gastieren u.a. Marcus Jeroch (mit „Seh-Quenzen“), Barbara Kuster (mit „Viva Walküre“), Ulan & Bator (mit „Irreparabeln“), Alfred Mittermaier (mit „Extrawurst ist aus!“), Rolf Miller (mit „Alles andere ist primär“), Roberto Capitoni (mit „Ein Italiener kommt selten allein“), Uta Köbernick (mit „Grund für Liebe“), Frank Lüdecke (mit „Schnee von morgen“) und Abdelkarim (mit „Zwischen Ghetto und Germanen“).
Im Mai gibt es ein Wiedersehen mit kabarettistischen Schwergewichten wie Lizzy Aumeier und Ottfried Fischer („Elefantentreffen“ lautet der sinnreiche Titel!) sowie Axel Hacke, der „Das kolumnistische Manifest“ vorstellen wird. Andere Themen lauten „Schottenabend“ (mit Mathias Tretter und Sven Kemmler), „Es gibt ein Leben über 50 – jedenfalls für Frauen“ (mit Annette von Bamberg), „Schwindelfrei“ (mit H.H. Friedrich), „Partykeller“ (mit Florian Ludewig und Bastian Korff) und „mündlich“ (mit Matthias Egersdörfer und Heinrich Filsner). Saisonende ist am 3. Juni mit „Sexy forever“ (Olaf Schubert & seine Freunde). Die Sommerpause dauert lang, nämlich bis November, doch dann startet das Nürnberger Burgtheater gleich mit einem Paukenschlag: Urban Priol kommt am symbolträchtigen 11.11. in die Meistersingerhalle!
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Studiobühne Bayreuth, Foto © Studiobühne Bayreuth
Nürnberger Burgtheater, Foto © Nürnberger Burgtheater
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Nürnberger Burgtheater, Foto © Nürnberger Burgtheater