Das Bauhausjubiläum ist auch für Frankfurt am Main ein Grund zum Feiern. Während man in Weimar, Dessau und Berlin noch experimentierte, ging die Mainstadt in den 1920er-Jahren direkt zur Praxis über. 1925 konstituierte sich ein umfassendes Bauprogramm, das unter dem Namen Neues Frankfurt in die Kulturgeschichte einging. Die über 10.000 Wohneinheiten, die damals in 25 Siedlungen in der ganzen Stadt entstanden, sind zum Großteil bis heute erhalten. Mit der Frankfurter Küche wurde 1926 die erste Einbauküche der Welt erfunden, die Frankfurter Kunstschule erlangte mit Vertretern wie Willi Baumeister oder Max Beckmann internationale Bedeutung. Das hiesige Programm des damals neuen Mediums Rundfunk setzte Maßstäbe für ganz Deutschland, die Musik des Komponisten Paul Hindemith begeisterte weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Zum Ausgang der 1920er-Jahre war Frankfurt als weltbekanntes Zentrum der Avantgarde etabliert: Wenn das Bauhaus das Laboratorium der Moderne war, dann war das Neue Frankfurt die Baustelle.
Zum Bauhausjahr 2019 erinnern drei Sonderausstellungen und ein umfangreiches Begleitprogramm an Frankfurts klassisch-modernes Erbe:
19. Januar bis 14. April 2019, Museum Angewandte Kunst
Moderne am Main 1919-1933
Auf dem Weg zu einer neuartigen Großstadtkultur entwickelten Gestalterinnen und Gestalter der Moderne in Frankfurt neue Formen für sämtliche Lebensbereiche. Die Ausstellung zeichnet ein facettenreiches Bild von diesem Aufbruch in Produkt-, Raum- und Werbegestaltung, Mode, Musik, Film und Fotografie und macht mit den kreativen Netzwerken der Mainmetropole vertraut.
23. März bis 18. August 2019, Deutsches Architekturmuseum
Neuer Mensch, Neue Wohnung. Die Architektur des Neuen Frankfurt 1925-1933
Die gemeinsame Vision des Oberbürgermeisters Ludwig Landmann und seines Stadtbaurats Ernst May zielte auf nicht weniger als die Umgestaltung Frankfurts zur exemplarischen Metropole der Moderne ab. Die Ausstellung zeigt die Siedlungen und Bauten, die den Ruhm der Stadt als Hochburg der Moderne – gleichwertig zum Bauhaus – begründeten.
16. Mai bis 15. September 2019, Historisches Museum Frankfurt
Wie wohnen die Leute? Mit dem Stadtlabor unterwegs in den Ernst-May-Siedlungen
Die Ausstellung fragt nach dem Nutzen der damaligen Vorstellungen für die heutige Zeit. Was ist geblieben von der Reformbewegung? Wie sieht das Leben heute dort aus? Die Beiträge für die Ausstellung entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Stadtlaborant/-innen: Bewohner/-innen, Planer/-innen und Künstler/-innen.
ernst-may-haus und Forum Neues Frankfurt
In der Wohnsiedlung Römerstadt gibt es mit dem ernst-may-haus ein Musterhaus des Neuen Frankfurt. Das Bauwerk ist vollständig rekonstruiert und nach historischem Vorbild eingerichtet – inklusive Frankfurter Küche. In unmittelbarer Nähe liegt das 2018 gegründete Forum Neues Frankfurt. Es steht der Öffentlichkeit als Ansprechpartner zu allen Fragen rund um das Neue Frankfurt zur Verfügung und organisiert ein umfassendes Begleitprogramm zum Bauhausjubiläum.
Weitere Informationen zu allen Ausstellungen und Aktivitäten unter www.forum-neues-frankfurt.de
Fotocredits:
Foto © Hermann Collischonn, Archiv ernst-may-gesellschaft e.V.
Foto © Reinhard Wegmann, Archiv ernst-may-gesellschaft e.V.