Freidenker, Skeptiker, Provokateur
ein nachruf auf Dr. karlheinz deschner
veröffentlicht am 09.04.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Wie uns heute bekannt wurde, ist gestern der bekannte Schriftsteller und Religions- und Kirchenkritiker, Dr. Karlheinz Deschner verstorben. Der Mann, der im Laufe seines Lebens mehr als 50 Bücher verfasste, starb kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres.
Sein Lebenswerk widmete der in Bamberg geborene Deschner, der 1942 sein Abitur bei den Englischen Fräulein ablegte und noch im gleichen Jahr zum Kriegsdienst eingezogen wurde, der Kirchenkritik. Als Überlebender des Zweiten Weltkrieges studierte er 1946/47 zunächst in Bamberg und danach von 1947 bis 1951 in Würzburg. Im Rahmen seiner Promotionsarbeit zum Dr. phil. befasste sich Deschner mit Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau, vielen besser bekannt als Nikolaus Lenau.
1951 heiratete Deschner die bereits geschiedene Elfi Tuch, mit der er drei Kinder hatte. Grund genug für die katholische Kirche das Ehepaar im gleichen Jahr öffentlich zu exkommunizieren. Wie wohl er bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts kirchenkritisches veröffentlicht hatte, geht man davon aus, dass die Exkommunizierung zumindest teilweise ausschlaggebend dafür war, dass der Autor seine Kritik nun publik machte.
Nachdem sich Deschner zuächst an Romanen wie "Die Nacht steht um mein Haus" oder auch "Florenz ohne Sonne" versuchte, erschien 1962 sein Sachbuch "Abermals krähte der Hahn", welches nachgerade zu einer Verkündigung seiner Kirchenmißbilligung geriet und noch heute als Standardwerk gilt.
1970 legte er durch einen Vertragsabschluß mit dem Rowohlt Verlag den Grundstein für sein wohl größtes Projekt, die "Kriminalgeschichte des Christentums". Diese startete 1986 mit Band 1 (Die Frühzeit) und endete (aus gesundheitlichen Gründen) 2013 mit der Veröffentlichung von Band 10 (18. Jahrhundert und Ausblick auf die Folgezeit), übrigens just in dem Jahr, in dem Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt als Summus Pontifex erklärte. Alle Bände dieser Reihe sind im Rowohlt Verlag erschienen.
Karlheinz Deschner hat für sein Werk zahlreiche angesehen Auszeichnungen erhalten, darunter, um nur wenige zu nennen, 1988 den Arno-Schmidt-Preis, 1993 den Alternativen Büchnerpreis und im gleichen Jahr, als erster Deutscher überhaupt, den International Humanist Award.
Deschner lebte in Haßfurt, einer am Main liegenden Kleinstadt in Unterfranken.
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