
Mit Beginn der aktuellen Spielzeit 2024/25 öffnet sich für Lothar Krause ein neues Kapitel. Mit Beschluss des Hofer Stadtrates war der bisherige Direktor der Opernsparte zum neuen Intendanten des Theaters Hof berufen worden. Er tritt die Nachfolge von Reinhardt Friese an, der seine Tätigkeit in Hof nach 12 Jahren auf eigenen Wunsch beendet hatte. Dem Haus bleibt Krauses Vorgänger aber für eine weitere Musical-Produktion als Regisseur verbunden. Der neue Intendant war seit 2015 als Operndirektor und Musikdramaturg bereits Teil des Ensembles am Theater Hof. Neue Aufgabenbereiche kommen nun auf den erfahrenen Theatermann zu, allerdings auch die Möglichkeit, vieles im Haus bewirken zu können. Mit Theater war Krause in seiner Geburtsstadt Schwerin bereits früh während der Schulzeit in Kontakt gekommen. Losgelassen hat es ihn seither nicht mehr. Reichlich Erfahrung sammelte er unter anderem als Regieassistent am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, der Landesbühne Wilhelmshaven, dem Richard-Wagner-Verband Minden oder auch als Erster Spielleiter an der Oper des Staatstheaters Darmstadt. Als Regisseur wird Krause u. a. dort, am Theater Hof, am Landestheater Neustrelitz sowie der Dänischen Nationaloper inszenieren. Zudem war Lothar Krause 2010 Stipendiat der Bayreuther Festspiele. Bei einem Treffen in seiner Wirkungsstätte, erzählte er von seiner neuen Aufgabe und den Herausforderungen.
Tatsächlich ist der Beginn meiner Intendanz kein ad-hoc-Start. Aus meiner vorherigen Tätigkeit kenne ich das Haus und die Strukturen recht gut, kenne meine Kolleg:innen und bin auch mit der Stadt und dem Leben vor Ort vertraut. Das macht vieles unkomplizierter, allerdings muss sich das natürlich in den veränderten Abläufen auch erst einspielen.
Bisher war ich für die Musiktheatersparte oder einzelne Inszenierungen verantwortlich. Das ist jetzt schon etwas anders, da ich künstlerisch nun für das gesamte Haus mit seinen unterschiedlichen Abteilungen sowie den vier Sparten Schauspiel, Oper, Ballett und Junges Theater verantwortlich sein werde. Andere handwerklich-künstlerische Bereiche, etwa die Kostümabteilung oder die Maske fallen nun auch in meinen Bereich. Auch der Blickwinkel ändert sich dadurch. Ich möchte das Haus in seiner ganzen Vielfalt nach außen vertreten und zeigen, was wir hier alles machen.
Kaum ein anderer Ort bringt so viele unterschiedliche Menschen, die sich sonst nie treffen würden, zusammen, lässt sie miteinander einem Stück folgen, etwas gemeinsam erleben. Im besten Fall entstehen da auch Gespräche, bei denen man sich auch über die Stücke oder den Inhalt austauscht. Das sind einmalige Momente, die Menschen auch in ihren Alltag mitnehmen. Unser Theater liegt auch recht günstig, mitten im kulturellen Zentrum der Stadt. Seit 30 Jahren gibt es unseren Theaterneubau hier inzwischen.
Wir liegen genau an der Hofer Kulturmeile, zwischen der Freiheitshalle, dem großen Veranstaltungsaal der Stadt, sowie der Klangmanufaktur der Hofer Symphoniker, die seit Jahrzehnten alle Orchesterdienste unserer Musiktheaterproduktionen spielen und unser wichtigster Kooperationspartner sind. Alle drei Orte liegen in Sichtweite beieinander und sind zu Fuß schnell zu erreichen.
Kultur miteinander zu erleben, kann sich positiv auf das gesellschaftliche Leben auswirken, gegenseitiges Verständnis ermöglichen. Das geschieht nicht, wenn man Kultur nur über den Bildschirm wahrnimmt. Es ist das Live-Erlebnis, das das ermöglicht, und so einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander darstellt. Das Theater erfüllt als demokratisch geprägter, humanistischer Raum einen Bildungsauftrag. Theater ist einmalig, identitätsstiftend, unterhaltend, Bildung und nicht zuletzt ein wichtiger Begegnungs- und Diskussionsraum. Theater darf berühren, anregen, zum Lachen bringen, erinnern, hinwegtragen und vielleicht auch aufregen. Das beinhaltet Klassiker genauso wie zeitgenössische Werke. In der kommenden Spielzeit haben wir da auch drei Uraufführungen, die sich mit zeitgenössischen Themen, etwa was veranlasst Menschen dazu, Kriege zu führen oder auch der lokalen Geschichte, auseinandersetzen. Das kann und soll schon auch kritisch ausfallen.
Kulturpolitik zu machen, ist momentan keine einfache Sache. Obwohl die Stadt Hof kürzlich Konsolidierungsmaßnahmen für unser Haus beschlossen hat, was für die Mitarbeiter:innen des Theaters sehr schmerzhaft und ein hoher Einschnitt ist, uns vor die größte Herausforderung der letzten Jahre stellt, steht die Existenz des Theaters und die Vielfalt des Angebots durch die Stadt nicht zur Debatte. Der Wille ist auf alle Fälle da, auch wenn immer wieder über finanzielle Dinge gesprochen werden muss. Wie groß das Interesse von Seiten der Stadt ist, zeigt sich u.a. darin, dass etwa unsere Oberbürgermeisterin oder auch andere Vertreter:innen der Stadt regelmäßig zu den Vorstellungen kommen. Auch der Rückhalt in der Bevölkerung ist groß, die Menschen identifizieren sich mit dem Theater. Vorab einschätzen kann man die Besucherzahlen natürlich nicht, verlassen kann man sich auch nie darauf. Der Mensch ist neugierig, aber auch bequem. Unser Anliegen muss es sein, die Leute zu uns ins Theater zu bringen. Unser großer Saal hat 567 Plätze, das kommt nicht einfach so.
Ganz wichtig finde ich es, den Kontakt zum Theater schon früh zu fördern. Uns ist das Junge Theater wichtig, was sich auch darin ausdrückt, dass es neben dem normalen Spielzeitheft auch eine extra Ausgabe für die jungen Leute im Hosentaschenformat gibt. Das Junge Theater ist nicht nur ein Nebeneffekt des allgemeinen Programms, sondern eine „Theaterbotschaft“ für alle. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem eigenen Angebot für Kinder und Jugendliche. Die Kooperation mit Kindergärten und Schulen ist uns dabei sehr wichtig. Das Interesse an einem Theaterbesuch ist da schon vorhanden. Wichtig ist es, Barrieren und Ängste abzubauen. Allerdings bieten wir auch Mobiles Theater an, gehen damit zum Beispiel in Schulen, bieten Vor- und Nachbereitung an. Wir werden auch die Klassenzimmerproduktionen im Abendspielplan für Erwachsene im freien Verkauf zeigen, weil diese Themen gesellschaftsrelevant sind, nicht nur für junges Publikum.
Wir müssen versuchen, unser Programm so zu gestalten, dass für alle etwas dabei ist, also die Auswahl der Werke sehr breit anlegen. So facettenreich wie die Welt ist auch unser Publikum. Das müssen auch die Stückauswahl sowie die verschiedenen Formate aufgreifen. Das beinhaltet unter anderem auch Angebote für einen barrierefreien Theaterbesuch, wie etwa unsere Touch Touren für blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen. In Kooperation mit den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Hof bieten wir bei ausgewählten Vorstellungen exklusiv die Möglichkeit, vor Vorstellungsbeginn das Bühnenbild, die Kostüme oder auch Requisiten zu erspüren, um so ein eigenes Bild der Aufführung zu bekommen. Zusätzlich gibt es eine Einführung in die Handlung. Wir bieten Hörhilfen, Rollstuhlplätze sowie einen Fahrstuhl an. Auch das Junge Theater gehört hier dazu. Dass die Qualität stimmen muss, das versteht sich von selbst. Als Intendant möchte ich mit dem Publikum auf eine abwechslungsreiche Reise gehen, und nicht einfach nur das machen, was mich gerade interessiert. Mit unseren Stücken, können wir Spannungsfelder aufzeigen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und alle daran teilhaben lassen.
Zunächst einmal ist es meine Aufgabe als Intendant, das Haus positiv in die Öffentlichkeit zu tragen. Zudem möchte ich auch dem Ensemble die Möglichkeit geben, dass es sich mit allen seine Stärken präsentieren kann. Rund 170 Menschen tragen zum Gelingen bei, darunter natürlich die Darsteller:innen, Maske, Dekorationswerkstätten, Kostümabteilung, Technik, Beleuchtung, Ton und Requisite sowie die vielen, die im Hintergrund ihren großartigen Beitrag leisten. Schön ist es, dass alle Abteilungen in einem Haus zusammen sind, man trifft sich, kann sich austauschen und weiß so auch, was die Kolleg:innen in den anderen Sparten machen. Das schweißt zusammen. Ich glaube fest an das Ensemble-Theater, es ist immer eine Gemeinschaftsleistung.
Ich bin ein großer Liebhaber des Sprechtheaters, aber in meiner Arbeit als Regisseur könnte mir die Enge der Musik fehlen. Die musikalische Struktur ist im Musiktheater so etwas wie ein Korsett, es gibt Halt, schnürt aber auch ein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Wegfallen des Korsetts als Freiheit oder eher als Belastung empfinden würde. Das müsste ich einfach mal ausprobieren. Das Musiktheater oder die Oper möchte ich allerdings auf keinen Fall aufgeben. Als Hofer Erstaufführung inszeniere ich, unter der musikalischen Leitung von Peter Kattermann, als Eröffnung der Spielzeit die Oper „Die Krönung der Poppea“ von Claudio Monteverdi, in einer Bearbeitung von Ernst Krenek.
Ich möchte das Theater zu einem Ort für Alle machen, es noch mehr in die Stadt hinein öffnen. Das hilft, auch Zugangsbarrieren zu senken. Das können Gastspiele sein oder auch einfach andere Spielorte. Zudem planen wir, auch Theater für Menschen anzubieten, die sonst eher seltener den Weg ins Theater finden. Das kann zum Beispiel ein non-verbales Stück für ganz kleine Kinder, Kinder mit entstehenden Deutschkenntnissen oder Demenzkranke sein. Schön wäre es, wenn alle zusammen dasselbe Stück erleben könnten. Das bringt Menschen zueinander. In dieser Spielzeit werden wir auch zum ersten Mal etwa im Museum Bayerisches Vogtland spielen und auch eine Freilichtproduktion anbieten.
Genaueres zum Programm der Spielzeit 2024/25 sowie den einzelnen Terminen finden Interessierte unter www.theater-hof.de.