Schauspiel/Sprechtheater
Am Theater Amberg wird vom 7.- 9. April aus Anlass des Reformationsjubiläums das Schauspiel „Martin Luther & Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung“ von Dieter Forte aufgeführt. „Madame Bovary“, das Drama Gustave Flauberts, erfährt eine Schauspielversion am 26./27. April durch das Theater Wahlverwandte. Am 3. Mai schließlich bietet das Tournee-Theater Thespiskarren eine Komödie nach dem Film „Ziemlich beste Freunde“ an.
Das Theater Ansbach präsentiert, wie so viele andere Theater vor ihm, nun auch das äußerst erfolgreiche Schauspiel „Terror“ von Ferdinand von Schirach, in dem es um die Abwägung in einer geradezu tragischen Entscheidungssituation geht.
Der imposante Premierenreigen am ETA-Hoffmann-Theater Bamberg macht nach der „Mutter-Courage“-Inszenierung von Ende März im April eine Pause, wird jedoch am 12. Mai fortgesetzt mit einer neuen „Antigone“ des Sophokles. Einmal mehr werden wir Zeugen, wie verschiedene Rechtsauffassungen – moralische Rechtsgewissheit gegen staatliches Gesetz – bis zum bitteren Ende (der Protagonistin) durchexerziert werden. Die Regie führt Mizgin Bilmen, Spielort ist das Studio. Nur eine Woche später ist die große Bühne der Ort für eine deutschsprachige Erstaufführung. Die Hausherrin Sibylle Broll-Pape inszeniert Tena Stivicics „Drei Winter“: In diesem Stück geht es um eine Familiengeschichte, die in einem kroatischen Haus mit aristokratischer Vergangenheit spielt und von der k.u.k. Monarchie bis ins Hier und Heute reicht.
Das Landestheater Coburg wartet Anfang April mit einer makabren Komödie auf: In „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ von Theresia Walser (der jüngsten Tochter Martin Walsers) geht es allen Ernstes darum, wer der beste Hitlerdarsteller sein könnte. In einer Talkshow wird dieser eigenartige Wettstreit ausgefochten. Termin der Premiere ist am 7. April in der Reithalle, die Regie führt Matthias Straub. Rainer Werner Fassbinders „Katzelmacher“ ist und bleibt ein Schauspiel, das von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat, denn die Schicksale von Emigranten waren 1968 so präsent wie sie es heute noch sind. Premiere ist am 22. April, es inszeniert Thorsten Köhler. Ein weiterer Theaterabend ist unter dem Titel von Tankred Dorsts „Projekt Parsifal“ als Beitrag zur Neuinszenierung von Richard Wagners Oper „Parsifal“ zu verstehen.
Am Markgrafentheater Erlangen wird das Saisonleitwort „Utopie“ weiter vertieft, wenn am 28. April die Premiere eines Wettbewerbs zu diesem Thema stattfindet. Das Theater hat dazu aufgerufen, sich mit einem diesbezüglichen Regiekonzept zu bewerben. Der Aufruf ist an Einzelpersonen oder Künstlerkollektive gegangen, die eine entsprechende künstlerische Ausbildung besitzen oder bereits Projekte oder Inszenierungen umgesetzt haben. Eine Jury prämiert das Regiekonzept, das im Zeitraum März/April in Erlangen zur Aufführung kommt. Einen Tag vor dieser Premiere, also am 27. April, kommt eine Komödie auf die Bühne, die sich Zug um Zug als bitterböse Satire entpuppt: „Stück Plastik“ von Marius Mayenburg.
Im Kulturforum Fürth geht vom 31. März an (und bis zum 7. April) eine Uraufführung über die Bühne. „Simplicius Simplicissimus: Der klügste Mensch im Facebook“ von Aboud Saeed (nach dem Roman von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen). So wie der Narr Simplicius einst durch die Verwüstungen Deutschlands zog, so bitterböse und komisch beschreibt Aboud Saeed seine zwischen Fassbomben und islamistischen Milizen aufgeriebene Heimat.
Das Stadttheater Fürth beginnt den April mit „Familie Flöz: Haydi!“, einem Stück, das den unerträglichen Kontrast zwischen dem Elend einer flüchtenden Familie und den Wohlstandsneurosen einer Bürobelegschaft in Westeuropa thematisiert. Am 20./21. April folgt die Tragikomödie „Vater“ von Florian Zeller, in der ein älterer Mann den Schein der Selbstständigkeit vor seiner Tochter aufrechterhalten will, obwohl er längst hilfsbedürftig ist. Als Multi-Kulti-Komödie kommt „Achtung Deutsch!“ am 22./23. April daher, ein lustiges Spiel mit falschen Idenditäten. Gottfried Kellers Klassiker-Novelle „Kleider machen Leute“ wird vom 26.-29. des Monats in einer Schauspielversion geboten. Im Mai wird es abermals komödienhaft mit dem turbulenten Stück „Ausgerechnet Mallorca“ von Gerry Jansen (26./27.). Zuvor kommt mit „Geächtet“ von Ayad Akthar ein Stück der Stunde als Eigenproduktion des Stadttheaters Fürth auf die Bühne, inszeniert von Barish Karademir (18.5. bis 2.6.).
Am Staatstheater Nürnberg wartet die Schauspielsparte im April mit zwei Premieren auf. Nach „Angry Bird“ von Basa Janikashvili aus Georgien und „Die Lotterie / Frauen des Krieges“ von Karine Khodikyan aus Armenien wird auch in der Spielzeit 2016/17 das Siegerstück des Dramenwettbewerbs „Talking about Borders“ in der BlueBox des Staatstheaters Nürnberg uraufgeführt. Der international ausgerichtete Wettbewerb wurde diesmal im traditionsreichen Theaterland Polen ausgeschrieben. Das prämierte Stück wird am 13. April präsentiert. Die bunte Welt der „Pension Schöller“, dieser pralle Spaß aus der Feder von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs, darf ab dem 23. April alle Theaterverrückten ins Schauspielhaus locken, die Gefallen an bissigen Kommentaren über die gnadenlose Schau- und Geltungslust unserer Zeitgenossen finden. Bernadette Sonnenbichler, deren Sinn für kräftige Bilder und skurrile Figuren bekannt ist, inszeniert.
Der Reigen der Gastspiele am Theater Schweinfurt beginnt mit einem Beitrag zum Reformationsjahr: „Martin Luther & Thomas Müntzer oder die Einführung der Buchhaltung“ lautet der Titel des Schauspiels von Dieter Forte, das am 3./4. April von Gastensembles aus Stuttgart und Neustadt aufgeführt wird. Die Hamburger Kammerspiele gastieren am 26./27. April mit „Chuzpe“, einem Stück nach dem Roman von Lily Brett. Anfang Mai gibt es gleich vier Mal, nämlich vom 2. bis 5., Gottfried Kellers Klassiker „Kleider machen Leute“, angeboten vom Theater Schloss Maßbach. Das Altonaer Theater Hamburg gastiert am 9./10. Mai mit „Er ist wieder da“ nach dem Roman von Timur Vermes. Jugendtheater vom Maßbacher Theater ist am 16./17. Mai angesagt: „35 Kilo Hoffnung“ nach dem Jugendbuch von Anna Gavalda.
Am Mainfranken Theater Würzburg stehen drei Schauspielpremieren an, beginnend am 7. April mit „Judas“ von Lot Vekemans. In dieser Version des bekannten biblischen Dramas lässt der Autor den „Verräter“ selbst zu Wort kommen und die Frage stellen: Was waren die Motive dieses Mannes? Am 11. Mai steht J.M. Coetzees „Warten auf die Barbaren“ auf dem Programm, ein Stück, in dem „die Anderen“ für das eigene Unheil verantwortlich gemacht werden. Federico Garicia Lorcas düsteres Schauspiel „Bluthochzeit“ wird ab 13. Mai geboten. Erinnerungen an Romeo und Julia werden wach, wenn es um den erbarmungslosen Zwist zweier Familien, Liebe und Blutrache geht.
Nach der Premiere des Thrillers „Three Kingdoms“ am 31. März ist am Theater Hof im Zweimonatszeitraum April/Mai nur eine weitere Schauspielpremiere vorgesehen: der Monolog „Das letzte Band“ von Samuel Beckett. In dieser Geschichte spult ein zermürbter alter Mann sein Leben immer wieder ab auf der Suche nach einem glücklichen Moment. Das Stück ist Clownerie und Greisendrama zugleich, aber phasenweise auch eine Romanze.
Musiktheater I: Oper
Mit großen Erwartungen sieht man am Landestheater Coburg der Neuinszenierung von Richard Wagners letztem Opernwerk „Parsifal“ entgegen. Die musikalische Leitung hat GMD Roland Kluttig, die Regie führt Jakob Peters-Messer, Premiere ist am 9. April. Die Inszenierung wird thematisch ergänzt durch das „Projekt Parsifal“ von Tankred Dorst und begleitet von Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Richard-Wagner-Verband Bamberg. Einige Nummern kleiner, aber kaum weniger interessant ist die Kammeroper „The Raven“ von Toshio Hosokawa, die ab dem 13. Mai im Doppel mit Francis Poulencs Monooper „La voix humaine“ dargeboten wird. Die beiden schaurig-schönen Kurzopern werden uns gruseln und grübeln lassen.
Das Stadttheater Fürth bietet im April ein kapitales Opernwerk als Gastspiel an: Peter Tschaikowskys „Pique Dame“ in einer Inszenierung des Ulmer Theaters. Es dirigiert Joongbae Jee, die Regie führt Igor Folwill, Termin ist am 5. April.
Am Staatstheater Nürnberg hat im Mai die Neuinszenierung von Vincenzo Bellinis „Norma“ Premiere. Das Meisterwerk des Belcanto, ein „Melodramma in zwei Akten“, wird von Stéphane Braunschweig in Szene gesetzt, die musikalische Leitung hat GMD Marcus Bosch. Die Koproduktion mit der Opéra Saint-Etienne und dem Théatre des Champs-Elysées hat am 13. Mai Premiere. Nicht ganz in die Schublade namens Musiktheater passt die zweite Maiproduktion, eine Inszenierung von Bachs „Matthäuspassion“ in der Lorenzkirche. Der israelische Regisseur David Mouchtar-Samorai hat dieses szenische Projekt zu Bachs Passionsoratorium entwickelt, das zugleich einen Beitrag zur ION (Internationale Orgelwoche Nürnberg) darstellt.
Musiktheater II: Operette und Musical
Das Theater Amberg bietet am 5. Mai das Singspiel „Im weißen Rössl“ an, frei nach dem gleichnamigen Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg.
Zum Theater der Stadt Schweinfurt kommt das Meininger Theater mit seiner reizvollen Operettenversion der „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán am 25. April. Dann sind Champagnerlaune und turbulente Verwirrungen garantiert! Auch im Mai ist in Schweinfurt Musicalfieber garantiert. Erst schaut „Daddy Cool“ vorbei (18. Mai), dann wird Irvin Berlins Klassiker „Annie get your gun!“ gleich viermal gegeben (21. – 24. Mai). Humorvoll dürfte es am 28. Mai zugehen, wenn die Fliegende Volksbühne Frankfurt ihre Version von Georges Bizets „Carmen“ anbieten wird, allerdings auf der Grundlage von der Urfassung als Komischer Oper. Die Frankfurter greifen zu drastischen Mitteln und karikieren lustvoll das Opernpersonal!
Das Rosenthal Theater Selb übernimmt am 6. April die Operette „Maske in Blau“ von Fred Raymond in der Inszenierung des Hofers Theaters. „Frühlingsstimmen“ als Collage beliebter Operettenmelodien stehen seitens des Stuttgarter Operettenensembles am 4. Mai auf dem Selber Programm. Eine weitere Inszenierung aus Hof wird am 18. Mai vorgestellt: Irving Berlins Erfolgs-Musical „Annie Get Your Gun“.
Ballett und Tanztheater
Unter dem Motto „Die Schuld des Tages an die Nacht“ bietet das Stadttheater Fürth fünf Abende mit der Compagnie Hervé Koubi an, die eine Woche später auch in Schweinfurt gastiert (siehe unten). Die Termine in Fürth finden vom 3. bis 7. Mai statt.
Goyo Monteros famose Ballettcompagnie am Staatstheater Nürnberg wagt sich im April an den Stoff des „Don Quichote“. An diesem Stück Weltliteratur des Cervantes haben sich schon andere berühmte Compagnien abgearbeitet, so Marius Petipa bereits 1871, später George Balanchine und John Neumeier. Nachdem sich Montero an andere Himmelsstürmer und Rebellen, Freigeister und Visionäre gewagt hat, darf unter Charakteren wie Faust, Cyrano de Bergerac oder Don Juan auch der grenzenlosen Phantast Don Quijote nicht fehlen. Premiere des neuen Tanzstücks von Goyo Montero – mit der Musik von Owen Bolton – ist am 23. April.
Mit „Fire of Georgia“ kündigt das Theater der Stadt Schweinfurt am 6./7. April unter dem viel versprechenden Motto „Faszination Folklore für die ganze Familie“ atemberaubende Nationaltänze aus Georgien an. Das Tanzensemble aus Tiflis begeistert weltweit mit seinem faszinierenden Programm. Auch der Auftritt der „Compagnie Georges Momboye“ am 29./30. April darf mit Superlativen angekündigt werden. Dieses Tanztheater aus Afrika und Frankreich, geführt vom Ausnahmetänzer Georges Momboye, gründet auf der Kultur und den Traditionen der Massai. International geht es auch beim dritten Tanzabend am 14. Mai zu, wenn die „Compagnie Hervé Koubi“ aus Algerien und Burkina Faso eine beeindruckende Verschmelzung von Akrobatik, modernem Tanz und Ballett demonstriert.
Am Mainfranken Theater Würzburg darf man sich ab 29. April auf eine Neufassung von Anna Vitas Ballett „Der Tod und das Mädchen“ freuen. Das bekannte Sujet nach der Musik von Franz Schuberts gleichnamigem Streichquartett wird an diesem Ballett-Doppelabend kombiniert mit der „Requiem“-Choreographie nach W.A. Mozarts Musik.
Blick nach Thüringen
Das Theater Erfurt bietet im April/Mai einen interessanten Vergleich in der Opernsparte an: Riccardo Zandonais dreiaktige Oper „Giulietta e Romeo“ aus dem Jahre 1922 wird ab dem 8. April dem themengleichen Werk von Charles Gounod aus dem Jahre 1867 (ab 13. Mai) gegenübergestellt.
Am Theater Meiningen gibt es ab dem 7. April eine Neuinszenierung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“, im Schauspielsektor ab 5. Mai einen neuen „Macbeth“ von William Shakespeare zu besichtigen. In den Kammerspielen wird ab 13. April die Bühnenfassung von Wenedikt Jerofejews Roman „Moskau-Petuschki“ geboten, in dem es um die Halluzinationen eines Trinkers geht. Am 20. Mai, ebenfalls in den Kammerspielen, inszenieren Junges Theater und Bürgerbühne Meiningen „Wir sind jung, wir sind stark“ nach dem Film von Burhan Qurbani. Da geht es um Fremdenfeindlichkeit, die sich in Überfällen auf Asylbewerberheime äußert.
Das Deutsche Nationaltheater Weimar bietet den Ballettfreunden am 13./14. April einen ganz besonderen Leckerbissen an: John Crankos legendäre Inszenierung von „Romeo und Julia“, die 1962 in Stuttgart aus der Taufe gehoben wurde und sich legendären Ruf erwerben konnte. Schon tanzt die Stuttgarter Ballettcompagnie dieses Werk seit über 50 Jahren weltweit, nun also auch als Gastspiel in Weimar. Prokofjews Musik wird von der Staatskapelle Weimar beigesteuert. Am 29. April inszeniert Thomas Dannemann den klugen und pointenreichen Theatertext, den George Tabori unter dem Titel „Die Goldberg-Variationen“ geschrieben hat, und in dem es um nichts weniger als die Schöpfung geht. Sieben Tage Zeit – da sind manche Pannen vorprogrammiert! Die Musiktheatersparte wartet ab 20. Mai mit einem neuen Otello auf. Nina Gühlstorff inszeniert die vorletzte Oper Giuseppe Verdis. Die szenische Umsetzung von Carl Philipp Emanuel Bachs Johannespassion aus dem Jahre 1784 ist ebenfalls dem Musiktheater zuzurechnen und wird ab dem 26. Mai zu besichtigen sein.
Schmankerl: Teodor Currentzis bei der Meininger Festwoche
Die diesjährige Festwoche des Theaters Meiningen steht ebenso wie die gesamte Saison unter dem Motto „Aufbruch und Erneuerung“ und findet vom 7. bis 17. April statt. Sie umfasst zwei Premieren, anspruchsvolles Repertoire und ein ganz besonderes Schmankerl: den Auftritt von Stardirigent Teodor Currentzis und seiner „Musicaeterna“ als Gastspiel der Staatsoper Perm am 12. April, gefolgt von einem weiteren Konzert für Kammermusik anderntags. Eröffnet wird die Festwoche durch die Premiere der Neuinszenierung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Die „Nora“ in der Version von Ibsen und Jelinek folgen, Verdis „Traviata“, Wagners „Tannhäuser“, die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz und zum Abschluss Edmond Rostands romantische Komödie „Cyrano de Bergerac“. Die zweite Premiere wird am 13. April präsentiert: eine Bühnenfassung von Wenedikt Jerofejews modernem Klassiker „Moskau-Petuschki“.
Fotocredits:
Vorhang auf – was die fränkischen Theater im April und Mai zu bieten haben, Foto © FreeImages
Stadttheater Amberg, Innenaufnahme, Foto © Erich Spahn
Teodor Currentzis, Foto © Jean-Baptiste Millot pour Qobuz.com