Vielzitiert ist Richard Wagners berühmter Spruch „Kinder, schafft Neues!“. Ob er auch immer ernst genommen wird, ist eine andere Frage. Die diesjährige Ausgabe des alljährlichen Festivals Musica Bayreuth, seit über einem halben Jahrhundert eine wohlklingende Konstante im Bayreuther und im gesamten nordbayerischen Musikleben, scheint Wagners Devise jedoch zu beherzigen. Man schaue nur auf das wohl am provokantesten klingende Highlight dieses Musikfrühlings, die Crossover-Show „Fuck You Wagner!“, die Richard Wagners Opernmusik mit Breakdance zusammenbringt. Ein Opernregisseur und zwei Breakdance-Weltmeister wagen die Fusion von Sub- und Hochkultur und präsentieren originale und beatbearbeitete Musik von Wagner, zeigen moderne Choreographien und Powermoves zu den Leitmotiven aus dessen Opern und verwandeln alles in ein multimediales Event. Es funktioniert, wenn sie Wagners Heldenpersonal – Lohengrin, Siegfried, Isolde u.a. – zu Archetypen der Jugendkultur machen!
Das Festival beginnt am 23. April mit einem internationalen Jugendprojekt, der Aufführung von Anton Bruckners monumentaler Symphonie Nr.8 c-moll durch die junge deutsch-französisch-ungarische-philharmonie. Rund 90 angehende Profimusiker erarbeiten das Werk unter der Leitung von Nicolaus Richter und „tragen“ es feierlich durch Europa. Nach den Stationen Straßburg, Mainz, Lübeck und Berlin wird das Abschlusskonzert der Tournee in Bayreuth stattfinden. Anschließend geht es intimer zu, denn in Wilhelmines altehrwürdigen Räumen (Neues Schloss, Festsaal) gastieren zwei herausragende junge Streichquartette, das Goldmund-Quartett und das vision string quartet. Zwischendurch wird man zur Panzerhalle Bayreuth pilgern müssen, um vom Terem Quartet aus St. Petersburg bekannte Melodien und klassische Werke aus einer „russifizierten Perspektive“ präsentiert zu bekommen. Diese brillante Verbindung aus Musik und Humor steht unter der Devise „From St. Petersburg with Love“.
Am 27. Mai ist in der Bayreuther Stadtkiche das Ingenium Ensemble zu hören, ein Vokalsextett aus Slowenien, das unter dem Motto „Zeitensprünge“ ein Programm anbietet, das von der Renaissance bis hin zu Jazz und Pop reicht. Interessant und aufregend dürften auch die Tastenspiele werden, die unter dem Titel „Queenz of Piano“ Klassik-Kabarett anbieten. Natürlich bleibt die Musica Bayreuth auch ihren Traditionen treu. So wird Altmeister Viktor Lukas, Gründer und jahrzehntelanger Leiter des Festivals, ein „Muttertagskonzert“ geben, und eine Exkursion wird als „Musikalische Spazierfahrt“ nach Berndorf und Thurnau führen. Die Musica Bayreuth endet Anfang Juni mit jazzigen Bearbeitungen von Wagner und Beethoven, die vom Dieter-Ilg-Trio in Haus Wahnfried vorgestellt werden, und einem „Reformationskonzert“ in der Bayreuther Stadtkirche. Dort wird die Sächsische Bläserphilharmonie das Festival unter dem Titel „Hymnus“ mit lutherischen Choralphantasien ausklingen lassen.
Fotocredits:
FUW, Foto © flownmary